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Babylon: Thriller

Babylon: Thriller

Titel: Babylon: Thriller
Autoren: D. J. McIntosh
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kaum im Zaum halten, während wir sorgfältig die auf der Karte angegebenen Schritte abzählten. Einhundert Schritte bis zu der Blaufichte. Vierzig bis zu dem Trinkbrunnen am Musikpavillon und zurück zum Bootshaus.
    Wir gelangten schließlich zu einem Blumenbeet hinter einer Zedernhecke, auf dem bemerkenswerterweise eine einzige Rose übrig geblieben war.
    »Der Schatz liegt unter dem Zeichen der Rose, steht hier geschrieben«, sagte Samuel.
    Indem ich mich auf die Knie fallen ließ, bearbeitete ich das lockere Erdreich unter der Pflanze mit einem Stock. Samuel kniete neben mir. Sein altmodisches Jackett aus Harris Tweed bauschte sich im Wind, seine Fingernägel hatten dunkle Schmutzränder.
    Er spielte seine Rolle wirklich überzeugend.
    Mit einem Papiertuch wischten wir vorsichtig die restliche Erde weg und hoben einen kleinen Kasten aus der flachen Grube, die wir gegraben hatten. Er war an einem Ende abgerundet, am anderen Ende quadratisch. Es war typisch für Samuel, dass er den Kasten nicht mit irgendwelchem Kinderkram gefüllt hatte, sondern mit Gegenständen, die einen echten Wert besaßen. Ich öffnete einen kleinen Stoffbeutel, der sieben Goldmünzen enthielt. Ich holte sie heraus, betrachtete die ungewöhnlichen Bilder und spürte ihr Gewicht, als ich sie in den Händen wog. Da war auch eine Kupferscheibe, vom Alter grün verfärbt, mit dem Bild eines Vogels auf einer Seite, sowie ein steinernes Siegel und ein goldener Schlüssel. Später probierte ich den Schlüssel an jedem Schloss in unserem Haus aus, aber ich bekam nie heraus, was sich damit öffnen ließ. Im Kasten befand sich außerdem eine kleine Emailleschachtel, darin das vergilbte Foto einer Frau im Profil. Auf der Rückseite war eine Inschrift in Buchstaben, die ich nicht kannte.
    »Bewahre diese Dinge an einem sicheren Ort auf«, sagte Samuel. »Sie werden eines Tages für dich von großer Bedeutung sein.«
    Mein Mobiltelefon trällerte und holte mich in die Gegenwart zurück. Ich schaute auf die Uhr. Fast halb eins.
    Ich drückte auf die Taste, um das Gespräch anzunehmen, und hoffte, die Stimme der blonden Frau zu hören, doch es war nur Hal, der kaum zu verstehen war. Ich konnte nur meinen Namen heraushören und sonst nichts. Danach eine Pause von fast einer Minute, in der nur mühsames Atmen zu hören war.
    Seine Stimme wurde deutlicher. »John, bist du da? Komm zurück ins Haus. Ich brauche dich.« Das Klappern, als sein Telefonhörer auf einen harten Untergrund fiel, ließ mich erschrocken zusammenzucken. Die Verbindung wurde unterbrochen.
    Ich konnte mich nicht erinnern, dass Hal irgendwann, seit wir erwachsen waren, jemals bei irgendetwas Persönlichem meine Hilfe gesucht hatte. Dass er jetzt darum bat, war ein deutliches Zeichen dafür, dass er in echten Schwierigkeiten stecken musste. Ich schnappte mir meine Wagenschlüssel, rannte die Hintertreppe hinunter, um Zeit zu sparen, und stieg in meinen Wagen. Nachdem ich wie ein Verrückter durch die Straßen gekurvt war und jede Geschwindigkeitsbegrenzung missachtet hatte, parkte ich vor der Kirche in der Nähe von Hals Stadthaus. Die Straße war ungewöhnlicherweise völlig menschenleer und düster. Die großen Häuser wirkten in der Dunkelheit wie riesige Mausoleen, die von ihren Toten verlassen worden waren.
    Ich stieg aus, tippte den Zahlencode für das Türschloss der Haustür ein und rannte durch die hallenden Flure und die Treppe hinunter, durch die Küche in den Garten. Ein Hund kläffte nebenan. Ansonsten war es totenstill.
    Sicherheitsdetektoren registrierten meine Bewegungen, und Lampen flammten auf und sorgten im Garten für Licht. Ich sah Hal auf dem Zementboden des Pavillons liegen, einen Arm quer über die Stirn geworfen. Seine Augen standen weit offen und starrten ins Leere. Sein Gesicht erinnerte an Edward Munchs erstarrten Schrei.
    Ich bückte mich, berührte die Haut an seinem Halsansatz und suchte den Pulsschlag in der weichen Halsbeuge. Ich versuchte, seinen Mund mit Gewalt zu schließen, und dachte in meiner Panik, dass ich ihn wiederbeleben könne, wenn ich das Gesicht nur in seinen normalen Zustand zurückversetzte. Ich versuchte, ihm die Augen zuzudrücken, doch sie sprangen auf beängstigende Weise sofort wieder auf, sobald ich meine Finger von den Lidern löste.
    Ich griff nach seiner Hand, die bereits erkaltete, und wärmte sie. Mein Gott, Hal. Du mit deiner ständigen Klage, kein reines Heroin zu kriegen. Den Fehler macht man nur einmal.
    Als meine Augen sich
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