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Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern

Titel: Auf zwei Planeten - Ungekürzte Ausgabe in zwei Büchern
Autoren: Kurd Laßwitz
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entschieden.
    Im Roman greifen Technikoptimismus, humanistischer Emanzipationswille (einschließlich eines fortschrittlichen Frauenbilds) und Pazifismus ineinander. Dabei ist der Autor keineswegs frei von zivilisatorischen Vorurteilen, die man heute getrost als rassistisch einstufen kann. Seine Herablassung gegenüber den Inuit wirkt unreflektiert, seine Bejahung der überlegenen Kultur idealistisch verklärt.
    Wenngleich sie nie ohne den Überbau sittlicher Überlegungen erscheinen dürfen, sind es doch Gefühle, die das weitere Schicksal beider Völker bestimmen. Diese natürliche Note und Laßwitz‘ Stärke des humorvoll-charakterisierenden Dialogs versöhnen den zeitgenössischen Leser sowohl mit dem pathetischen Ende als auch mit den erzählerischen Schwächen des Romans.
    Die Geburtsstunde der deutschsprachigen Science-Fiction-Literatur
    »Oh«, rief Se, »das ist Lärm, das ist die Erde!« (50. Kapitel)
    Das ausgehende 19. Jahrhundert ist eine Phase politischer, sozialer und wissenschaftlicher Umbrüche, mithin bahnbrechender Ideen und hehrer Ideale. Gleichwohl ist es die Hochzeit des imperialistischen Strebens der europäischen Mächte. Angeführt vom britischen Empire, teilen europäische Staaten die Welt unter sich auf. Einerseits nehmen sie dabei keine Rücksicht auf die sogenannten »Wilden«, andererseits kollidieren die Interessen der europäischen Staaten untereinander. Nationale Rivalitäten, Nationalismus beziehungsweise Patriotismus und latente Kriegsgefahr gehören zur Lebenswirklichkeit der Europäer jener Epoche.
    Gleichzeitig werden philosophische Modelle immer populärer, die den freien Willen postulieren. Die Industrialisierung scheint indes das Heilmittel für menschliche Unzulänglichkeiten zu sein; sie verspricht mehr Zeit für die sittliche Vervollkommnung des Einzelnen durch Bildung. Naturwissenschaft und Technik erlangen bisher ungeahnte Bedeutung in der Ideenwelt aufgeklärter Schichten. Für gebildete Europäer und Amerikaner gehört es beispielsweise zum guten Ton, sich mit Schiaparellis Marsforschung zu befassen: Die »Canali« des Italieners geben Anlass zu Spekulationen über intelligentes Leben auf dem Nachbarplaneten. Laßwitz darf deshalb mit hohem Wiedererkennungswert rechnen, wenn er in »Auf zwei Planeten« Schauplätze auf dem Mars beschreibt.
    Die meisten Schriften des Literaten sind gegenwärtig vergessen, weil die Nationalsozialisten seine humanistisch-pazifistischen Bücher verbieten und Nachkriegsauflagen das bekannteste Werk bis zur Unkenntlichkeit kürzen. Wenngleich der Autor stilistisch unverkennbar ein Kind seiner Zeit ist, beweist er doch ungeheuren Mut, Neues zu denken und zu äußern. Vor ihm hat das Jules Verne getan, zeitgleich mit Laßwitz schreibt H. G. Welles (»Der Krieg der Welten«). Diese drei recht verschiedenen Herren gelten als Begründer der europäischen Science-Fiction-Literatur, denen Schriftsteller wie Asimov und Lem folgen werden.
    Ein Bildungsbürger klärt auf
    »Dieses Gesetz […] schützt unsern Willen gegen fremden Eingriff, aber gegen unsern Willen kann es weder fesseln noch scheiden.« (58. Kapitel)
    Der im Revolutionsjahr 1848 in Breslau geborene Kurd Laßwitz, eigentlich Carl Theodor Victor Kurd, ist der Sohn des politisch freigeistigen Unternehmers Karl Wilhelm Laßwitz, der seinen unkonventionellen Lebensweg mit einer Mitgliedschaft in der Deutschen Fortschrittspartei krönt. Der vor diesem Hintergrund aufwachsende Filius wird sowohl als Autor als auch in seiner Lebensweise mit den Idealen seines Vaters sympathisieren.
    Auf den Abschluss seines Mathematik- und Physikstudiums folgen die Promotion und das Staatsexamen als Lehrer für Mathematik, Physik, Geografie und Philosophie. Seit 1876 arbeitet Kurd Laßwitz am Ernestinum in Gotha, wo er zunächst zum Gymnasialprofessor und 1909 zum Hofrat ernannt wird. Diese Ehrenbezeugung verdient er sich insbesondere durch seine Tätigkeit in der »Mittwochsgesellschaft zu Gotha«, deren Gründung entscheidend auf seine Initiative zurückgeht und an deren Veranstaltungen er regelmäßig als Referent teilnimmt. Die Institution verfolgt das Ziel, wissenschaftliche Bildung breiten Bevölkerungsschichten auf eingängige Weise nahezubringen. Wer wäre dazu besser berufen als der liberale Bildungsbürger, dessen Ruf als Urheber gesellschaftskritischer und populärwissenschaftlicher Bücher längst über Gotha hinausgedrungen ist! Als Kurd Laßwitz im Oktober 1910 stirbt, stiftet die Stadt Gotha ihm
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