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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne
Autoren: Meg Cabot
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hätte die Schule geschwänzt, um nach meinem Interview mit Mr Beaumont an einigen Punkten noch mal nachzuhaken.
    Sie glaubten mir natürlich kein Wort. Wie es sich herausstellte, wussten sie, dass ich nach Hause geschickt worden war, um mich umzuziehen. Pater Dominic hatte, als ich nach einer zumutbaren Zeit noch nicht aufgetaucht war, meine Eltern an ihrem jeweiligen Arbeitsplatz angerufen und ihnen mitgeteilt, ich würde vermisst.
    »Ich war gerade auf dem Weg nach Hause, um mich umzuziehen«, erklärte ich, »als plötzlich Mr Beaumonts Bruder mit dem Wagen vorbeikam und mir anbot, mich mitzunehmen. Ich bin drauf eingegangen, und als ich da in Mr Beaumonts Büro saß, ist auf einmal dieses Feuer ausgebrochen, also bin ich aus dem Fenster gesprungen …«
    Okay, ich gebe ja zu, das klang alles mehr als unglaubwürdig. Aber immerhin besser als die Wahrheit, oder? Ich meine, hätten sie mir vielleicht geglaubt, dass Tads Onkel Marcus mich hatte umbringen wollen, weil ich zu viel über die Morde wusste, die er im Zuge seiner Expansionsbestrebungen begangen hatte?
    Unwahrscheinlich. Nicht einmal Tad traute sich, diese Geschichte den Polizisten aufzutischen, die zusammen mit der Feuerwehr eingetroffen waren und eine Erklärung dafür verlangten, warum er an einem Schultag in Badehose zu Hause herumhing. Vermutlich wollte er seinem Vater zuliebe nicht, dass sein Onkel in einem seltsamen Licht erschien. Also log er das Blaue vom Himmel herunter: Er sei furchtbar erkältet, und sein Arzt habe ihm geraten, seine Nebenhöhlen mit langen Sitzungen in heißem Wasser zu reinigen. (Was ich mir als Argument für die Zukunft unbedingt merken musste: Andy hatte nämlich schon davon gesprochen, auf der hinteren Veranda einen heißen Whirlpool zu bauen.)
    Tads Vater – Gott segne ihn – ließ uns beide mit unseren Geschichten auflaufen, indem er sagte, er habe sich in seinem Zimmer aufgehalten und aufs Mittagessen gewartet, als plötzlich einer seiner Hausangestellten ihm mitgeteilt habe, sein Büro stünde in Flammen. Er erwähnte weder, dass sein Sohn erkältet zu Hause geblieben sei, noch dass er eine Verabredung mit einem Mädchen gehabt habe, das ihn ein zweites Mal interviewen wollte.
    Zum Glück gab er allerdings an, er habe in der Zeit, in der er aufs Mittagessen wartete, ein Nickerchen in seinem Sarg gemacht.
    Ja, genau: in seinem Sarg.
    Das führte zunächst dazu, dass einige Leute die Augenbrauen hochzogen, und dann dazu, dass Mr Beaumont für ein paar Tage in die psychiatrische Abteilung des örtlichen Krankenhauses eingeliefert wurde, zur Beobachtung. Das verhinderte natürlich, dass Tad und ich auch nur ein Wort miteinander wechseln konnten: Er verschwand samt seinem Vater mit dem Krankenwagen, und ich wurde wenig feierlich in einen Streifenwagen verfrachtet und schließlich, als die Cops sich daran erinnerten, dass ich auch noch da war, nach Hause gefahren.
    Wo ich statt eines herzlichen Empfangs im Schoße der Familie die größte Standpauke meines Lebens bekam.
    Kein Witz. Andy war völlig außer sich. Er sagte, ich hätte auf direktem Wege nach Hause gehen, mich umziehen und dann wieder zur Schule zurückkehren sollen. Keinesfalls hätte ich mich von irgendjemandem mitnehmen lassen dürfen, schon gar nicht von irgendwelchen reichen Geschäftsleuten, die ich kaum kannte.
    Außerdem blieb eines unumstößlich: Ich hatte die Schule geschwänzt. Da konnte ich noch so oft betonen, dass ich 1.) weg geschickt worden war und 2.) etwas für die Schule machen wollte (also zumindest der Artikel-Version zufolge). Ich hatte das Vertrauen meiner Mutter und meines Stiefvaters missbraucht. Also bekam ich eine Woche Hausarrest aufgebrummt.
    Das brachte mich beinahe dazu, doch noch die Wahrheit zu sagen.
    Aber nur beinahe.
    Ich wollte mich gerade in mein Zimmer verkrümeln – um »darüber nachzudenken, was ich angerichtet hatte« –, als Hatschi plötzlich hereinkam. Er berichtete ganz nebenbei, dass ich ihn, zusätzlich zu all meinen anderen Sünden, am Morgen heftig in den Bauch geboxt hatte, und zwar völlig grundlos.
    Das war natürlich eine glatte Lüge und das sagte ich auch: Schließlich hatte er mich provoziert. Aber Andy, der Gewalt in jeglicher Form ablehnt, packte mir eine weitere Woche Hausarrest obendrauf. Da er Hatschi wegen seinem Anteil an dem Ganzen ebenfalls eine Woche aufbrummte, machte mir das nicht allzu viel aus, aber ich fand es trotzdem ziemlich übertrieben. So übertrieben, dass ich mich nach Andys
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