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Auch Geister haben huebsche Soehne

Titel: Auch Geister haben huebsche Soehne
Autoren: Meg Cabot
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Schlüsselbein gebrochen hatte. Daraufhin hatte er die Schule gewechselt. Und mich komplett vergessen.
    »Na dann.« Als wäre damit alles geregelt. »Sie müssen in dieser Hinsicht wirklich nichts befürchten. Was Jungen angeht, meine ich.«
    Ich sah ihn nur an. Armer alter Mann. Beinahe hätte er mir leidgetan.
    »Ich muss wieder zum Unterricht«, sagte ich und nahm meine Bücher in die Hand. »Ich verbringe im Moment so viel Zeit im Rektorenzimmer, dass meine Mitschüler ja schon denken müssen, ich würde mit der Obrigkeit kollaborieren, und mir bestimmt nahelegen, von meinem Amt zurückzutreten.«
    »Ach so, natürlich. Sicher. Hier ist Ihr Passierschein. Und vergessen Sie nicht, was wir besprochen haben, Susannah. Mittler müssen anderen helfen, ihre Konflikte aufzulösen. Nicht ihnen … ähm … ins Gesicht schlagen.«
    Ich lächelte ihn an. »Ich werd's mir merken.«
    Und das würde ich auch. Zumindest nachdem ich Red in den Hintern getreten hätte.
    Wer auch immer dieser Red war.

KAPITEL
    3
    I m Endeffekt war es dann sehr leicht herauszufinden, wer er war. Ich musste nur beim Mittagessen fragen, ob irgendjemand einen Typen namens Red kannte.
    Normalerweise ist es nicht so einfach. Was ich schon an Telefonbüchern gewälzt habe! Und Stunden im Internet zugebracht. Ganz zu schweigen von den lahmen Ausreden, die ich meiner Mutter für die horrenden Telefonrechnungen präsentieren musste, die wegen meiner Recherchen entstanden waren. »Tut mir leid, Mom, ich musste doch unbedingt herausfinden, ob es im Umkreis von fünfzig Meilen einen Schuhladen gibt, der Slipper von Manolo Blahnik führt …«
    Aber diesmal war es so easy, dass ich fast schon dachte, hey, Mittler zu sein ist doch gar nicht so schlimm.
    »Sagt euch der Name Red irgendwas?«, fragte ich die Mitschüler, mit denen ich gerade – und nun schon regelmäßig – beim Mittagessen zusammensaß.
    »Klar«, sagte Adam, der Cheetos aus einer Jumbo-Packung futterte. »Red Tide. Ist das nicht diese Algenpest, die massenweise unschuldige Seeotter und anderes Meeresgetier kaltmacht?«
    »Nein, ich meine einen Typen namens Red. Wahrscheinlich erwachsen und aus der Gegend hier.«
    »Beaumont«, sagte Cee Cee. Sie löffelte gerade Pudding aus einem Plastikbecher. Eine dicke fette Möwe saß keinen halben Meter von ihr entfernt und beobachtete jedes Mal mit Argusaugen, wie sie den Löffel in den Becher tauchte und dann wieder zum Mund führte. Die Mission Academy hatte keine richtigen Mensa-Räume, sodass wir jeden Tag im Freien essen mussten, selbst jetzt im Januar. Aber das hier war ja nicht New York. Während es dort laut Wetterbericht rund neun Zentimeter Schnee gab, glänzte dieser Januartag hier mit kuscheligen einundzwanzig Grad und Sonnenschein.
    Ich lebte nun seit fast drei Wochen in Kalifornien und es hatte noch kein einziges Mal geregnet. Die Antwort auf die Frage, wo wir zu Mittag essen sollten, falls es mal regnete, war mir mein neues Zuhause bisher also noch schuldig geblieben.
    Aber dafür hatte ich schon – auf die schmerzhafte Tour – erfahren müssen, was passierte, wenn man die Möwen fütterte.
    »Thaddeus Beaumont ist ein großer Baulöwe.« Cee Cee hatte ihren Pudding aufgegessen und machte sich jetzt über eine Banane her, die sie aus einer Papiertüte neben sich gezogen hatte. Cee Cee kaufte sich das Mittagessen nie in der Schule. Sie hatte was gegen Fast Food.
    »Seine Freunde nennen ihn Red«, fuhr sie fort, während sie ihre Banane schälte. »Frag mich nicht, warum, er ist nämlich nicht rothaarig. Wieso willst du das denn wissen?«
    Das war immer der schwierigste Teil der Geschichte. Der »Wieso fragst du?«-Teil. Das Ding war nämlich, dass außer Pater Dominic keiner wusste, dass ich eine Mittlerin war. Weder Cee Cee noch Adam. Noch nicht mal meine Mutter. Schweinchen Schlau, mein jüngster Stiefbruder, ahnte zwar etwas, aber wirklich wissen tat er's auch nicht. Zumindest nicht alles.
    Gina, meine beste Freundin damals in Brooklyn, war der Wahrheit vermutlich am nähesten gekommen, aber nur weil sie zufällig dabei war, als Madame Zara, die Tarotkarten-Seherin, zu der sie mich geschleppt hatte, mich entsetzt anstarrte und sagte: »Du kannst mit den Toten reden.«
    Das fand Gina cool. Aber sie hatte nie wirklich begriffen, was es bedeutete. Nämlich dass ich nie genug Schlaf bekam, immer wieder Verletzungen aufwies, die mir von Leuten beigebracht wurden, die außer mir keiner sehen konnte – ach ja, und dass ich mich nicht in
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