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Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL

Titel: Atlan TH 0004 – Logbuch der SOL
Autoren: Hans Kneifel & Detlev G. Winter
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France Ivory eine Beziehung entwickelt, die durch die Verkettung mehrerer widriger Umstände ein überraschendes Ende nahm. Auch die Geburt von Bea Breiskoll, ihrer gemeinsamen Tochter, hatte sie nicht wieder zusammengeführt. Bei dem Kind waren die Erbanlagen Bjos nicht zum Vorschein gekommen – sie würden wahrscheinlich erst in der nächsten oder übernächsten Generation wiederauftauchen. Der Katzer hatte sich immer liebevoll um Bea gekümmert und sie unterstützt, wo er nur konnte. Auch zu France war ein kameradschaftliches Verhältnis erhalten geblieben, ohne dass die frühere Liebe allerdings neu entflammt wäre. Der Abschied von den beiden musste schmerzhaft für ihn sein.
    Aber es war wie so vieles in den letzten Tagen zu verkraften. Immer stärker machte sich unter den vier Menschen eine paralysierende Lethargie breit. Der Gedanke, dass sie irgendwann vielleicht wirklich geweckt werden würden und in einer Zeit erwachten, die ihnen bessere Aussichten auf ein zufriedenes Leben bot, half ihnen über manche Bitterkeit hinweg.
    Das änderte sich erst, als der fünfte Schläfer zu ihnen stieß. Gavro Yaal, von seinen Verletzungen genesen, sorgte für beträchtliche Aufregung, nachdem er ebenfalls in dem streng bewachten Raum untergebracht worden war. Seine Abneigung gegen Joscan Hellmut bestand nach wie vor, und trotz ihrer misslichen Lage hetzte er in einem fort gegen den Kybernetiker und beschuldigte ihn sogar, im Grunde genommen an allem schuld zu sein. Dass er mit dieser Meinung völlig alleine stand, schien ihn selbst am wenigsten zu kümmern.
    Aber auch der Kosmobiologe wurde ruhiger, je länger die Wartezeit dauerte.
    Joscan hatte längst aufgehört, die Stunden und Tage zu zählen, die seit ihrer Festsetzung vergangen waren. Ein paarmal noch hatten sie Besucher empfangen dürfen. Lareena Breiskoll war hier gewesen, um sich von ihrem Sohn zu verabschieden, und Douc Langur, um zu versichern, dass er die Freunde nicht vergessen und insgeheim alles tun werde, um ihnen zu helfen.
    Als vier Betreuer den Raum betraten, wusste er nicht, welchen Tag man schrieb. Es spielte auch keine Rolle mehr. Sein Herz begann etwas heftiger zu schlagen, und das bewies ihm immerhin, dass er noch nicht völlig abgestumpft war.
    »Es ist so weit«, sagte einer der Männer. »Die Schlafkammern sind fertiggestellt und funktionsbereit. Ich bitte euch, mir zu folgen.«
    »Was wird geschehen?«, fragte Sternfeuer.
    »Wir werden euch noch einmal gründlich untersuchen, um sicherzugehen, dass ihr auch körperlich für die Prozedur geeignet seid. Danach werden eure Lebensfunktionen unter sorgfältiger Überwachung auf ein Minimum reduziert. Das ist alles. Man könnte diesen Vorgang tatsächlich als einen tiefen Schlaf bezeichnen.«
    Sternfeuer nickte nachdenklich, dann gab sie sich einen Ruck und stieß Federspiel aufmunternd in die Seite. Als Erste verließen die Zwillinge den Raum.
    Die anderen folgten. Niemand stellte mehr Fragen. Fünf Menschen schickten sich an, dieser Welt und dieser Zeit den Rücken zu kehren.
    Joscan wunderte sich, dass er keine Angst verspürte. Nach seiner langen Tätigkeit als Kybernetiker setzte er volles Vertrauen in SENECA. Die Bioinpotronik würde das Leben der Schläfer durch ständige Überwachung der technischen Einrichtungen sichern.
    Ihr Weg durch verlassene, eigens abgesperrte Korridore glich einer schweigenden Prozession. Die Gesichter der fünf Menschen drückten Haltung und Würde aus.
    Nur Joscan lächelte beklommen, als ihm ein Gedanke durch den Kopf schoss.
    Genau genommen war das, was auf sie wartete, nichts anderes als eine Hinrichtung.
     
    Bewusst habe ich mich aus den Vorgängen an Bord herausgehalten, weil ich nicht riskieren wollte, dass man in der Führungsspitze der SOL-Arbeitsgemeinschaft auch gegen mich eine Abneigung entwickelt. Schon lange genieße ich eine Art Narrenfreiheit, und damit bin ich wohl einer der wenigen, die sich überall völlig frei bewegen dürfen. Ich möchte das nicht gern aufs Spiel setzen, und ich werde auch weiterhin versuchen, in einem positiven Sinn auf die Geschicke der Solaner einzuwirken.
    Es gibt genug zu tun. Ich denke beispielsweise an die Buhrlos, die, im Gegensatz zu früher, längst nicht mehr als eine Ausnahme in der menschlichen Entwicklung angesehen werden. Schon jetzt zeichnet sich die Gefahr ab, dass sie eines fernen Tages als Fehlschlag der Natur definiert werden und die Unterstützung der übrigen Solaner verlieren oder sogar als
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