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Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)

Titel: Ashes, Band 02: Tödliche Schatten (German Edition)
Autoren: Ilsa J. Bick
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sowohl aus Angst als auch wegen ihrer anstrengenden, aberwitzigen Flucht. Und da fiel es ihr ein – was das aufgemalte Symbol mit dem Bogen auf der Baumfalle bedeutete. Es war eine Teufelstür. Ein Trick. Der Bogen sollte eine Illusion erzeugen: Das halbierte Sonnensymbol wurde unten nicht von dem Holzrahmen begrenzt, sondern war eigens so aufgemalt, dass man es für etwas Zweigeteiltes hielt. Es gab gar keine Tür – wenn der Teufel hereinzukommen versuchte, würde er sich nur den Kopf anschlagen.
    Außer wenn der Teufel klug war und sehr geduldig und einen anderen Weg fand.
    »Nein. B-bitte«, brachte sie hervor, als die Veränderten sich in Bewegung setzten. Ihre Schatten glitten über den Schnee und fassten mit schwarzen Fingern nach ihr. »Ich bin’s, ich bin Lena. Ich b-bin nicht … «
    Sie kamen näher.
    Das Ticken und Rauschen des Funkgeräts verstummte. Das meiste war zu schnell an ihm vorbeigeschwirrt, als dass er es mit seinem von Hunger und Erschöpfung vernebelten Hirn hätte dechiffrieren können. Aber manches hatte Peter verstanden.
    Rule. Finn und seine Leute wollten in Rule einmarschieren, und es gab nichts, was er dagegen – oder für sich – tun konnte.
    Er lag mit dem Rücken zu den Eisenstäben in seiner Zelle. Seine Kleider waren verschlissen, nichts als schmutzige Lumpen, die nur noch von ein paar Fäden zusammengehalten wurden. Und sein Körper sah nicht besser aus: ein Flickenteppich aus halb vernarbten und offenen Wunden und neuen Bissstellen. Ein dürres Gerippe mit geschundener Haut darüber.
    Aber er war als Einziger noch übrig. In den letzten Tagen schien sich Finn mit einfacher Zermürbung zufriedenzugeben. Keine Veränderten rechts von ihm, keine links von ihm. Leere Zellen, in denen lediglich noch der Gestank an sie erinnerte, ein Geruch, der tief in den Steinboden eingedrungen war wie Blut. Nur der Zahn der Zeit würde ihn je wieder tilgen können.
    Auch Davey war weg, obwohl Peter ihn nicht umgebracht hatte. Davey hatte sich schnell und sehr zielgerichtet entwickelt. Ein Junge mit rascher Auffassungsgabe. Irgendwann hatte Finn ihn weggebracht … War es vorgestern gewesen? Wahrscheinlich. Inzwischen hatten Tage für Peter absolut keine Bedeutung mehr. Er lebte nur noch von einem Kampf zum nächsten, für die halbe Tasse Wasser oder den Bissen Brot.
    Sie sparen Davey bis zum Schluss auf, wie die Kirsche auf dem Eisbecher.
    Konnte er kämpfen? Er winkelte den linken Arm an und fasste mit der Rechten an die Stelle, wo das Mädchen ihn bis auf den Knochen gebissen hatte. Er erinnerte sich nur noch an weniges, es war alles so schnell gegangen. Aber sie war eine dieser verwilderten Veränderten: nichts als Zähne, ein irrer Blick und eine unheimliche Kraft. Und wieselflink und behände. Vermutlich, weil sie gerade etwas gegessen hatte. Beinahe hätte sie ihn ebenfalls gehabt.
    Doch auch er war lernfähig. Sein Blick wanderte zu der Leiche. Die Lache Blut von dem Loch, das er in ihren Hals gebissen hatte, war so groß, dass sie sich bis zu dem kalten Betonboden draußen fortsetzte. Letztlich zahlte sich die Zeit mit den Veränderten aus; er hatte es ihnen gleichgetan und ihr die Kehle durchgebissen. Und, o Gott, wie verlockend war ihr Blut. Nass. Flüssig.
    Durst. Ich habe solchen Durst.
    Und wenn sie das nächste Mal die Zellentür öffneten und Davey hereinließen? Dann wäre es sein allerletztes Mal. Klar, natürlich würde er sich wehren, aber wenn er nicht riesiges Glück hatte, würde Davey ihn umbringen, und dazu noch sehr langsam. Anscheinend bevorzugte es Davey, seine Opfer zu erwürgen. Finn ließ den veränderten Kerl an anderen Veränderten üben. Manchmal vergingen fünf, zehn oder fünfzehn Minuten, bis Davey keine Lust mehr hatte und lang und fest zudrückte und es zu Ende brachte. Beim allerersten Mal hatte Davey seinem toten Gegner immer wieder in die Augen gepiekt, als verstünde er nicht, warum der Jugendliche, den er gerade umgebracht hatte, nicht aufstand und weiter mit ihm spielte.
    Gott, mach, dass es schnell geht. Er kämpfte gegen das Bedürfnis an loszuschluchzen. Vielleicht ist das die Strafe, aber ich habe nur getan, was ich für richtig hielt und was ich tun musste .
    »R-Rule.« Sein Mund war trocken und verklebt von geronnenem Blut. »W-was … haben Sie vor?«
    »In Rule?« Finn klemmte sich das Funkgerät an den Gürtel. »Ach, ein bisschen Angst und Schrecken verbreiten. Darauf verstehen wir Amerikaner uns doch so gut.«
    »Warum?« Peter schluckte
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