Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asharas Rückkehr - 19

Asharas Rückkehr - 19

Titel: Asharas Rückkehr - 19
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
trennen. Sie kamen durch einen Torbogen, in dem ein Wächter in schwarzem Leder behaglich herumlümmelte. Er winkte den Jungen zu, als wären sie ein vertrauter Anblick, und schaute Margaret und den Professor nur gleichgültig an. Sie vermutete, er bekam die wenigen Touristen, die es hier gab, ausnahmslos alle zu sehen. Sobald sie den Torbogen passiert hatten, fanden sie sich auf Pflasterstraßen inmitten steinerner Häuser wieder. Die Straßen liefen in unmöglichen Winkeln zusammen. Kein Wunder, dass es keine Fahrzeuge gab! Diese Straßen waren zu eng für jedes terrranische Auto.
Die Kälte war nun schneidend und schien ihr trotz des Mantels bis auf die Knochen zu dringen. Der etwas mürrische Angestellte beim Reisedienst der Universität hatte ihr widerwillig die Auskunft gegeben, es sei Frühling auf Cottman IV, was sie an warmes, mildes Wetter denken ließ, nicht an diese eisige Wirklichkeit. Sie beneidete die Jungen um ihre bequemen Wolljacken. Als ich hier gelebt habe, muss ich auch Wollsachen und Pelze getragen haben. Ich glaube, ich hatte eine Pelzjacke, als ich sehr klein war - komisch, daran habe ich mich bis jetzt nie erinnert. Sie war rostbraun, so wie das Haar meiner Mutter.
Margaret schüttelte sich. Welch seltsamer Einfall, dass ihre Jacke dieselbe Farbe hatte wie das Haar ihrer Mutter. Die Erinnerung war flüchtig, schwach und zum Verrücktwerden, und sie erschauerte. Dann kräuselte ein kleines Grinsen ihre Lippen. Sie wünschte, sie hätte jetzt eine Pelzjacke!
Margaret versuchte, das Unbehagen zu verscheuchen, das die Erinnerung an diese Jacke auslöste. Stattdessen fiel ihr et
was ein, was Dio vor Jahren zu ihr gesagt hatte. »Die Terraner können zwischen den Sternen hin und her jagen, aber sie müssen erst noch eine synthetische Faser erfinden, die so bequem ist wie Wolle oder Seide. Ich wünschte allerdings, sie gäben den Versuch endlich auf!« Danach fühlte sie sich ein wenig besser, auch wenn sie das am Körper klebende Material ihrer Gelehrtenuniform verfluchte. Der Theorie zufolge war sie in jedem Klima und bei jedem Wetter angenehm zu tragen. Wie viele Theorien funktionierte auch diese im Labor besser als in der Praxis und war typisch für die Technikbegeisterung der Terraner und ihre Geringschätzung der Natur. »Allwetter-tauglich« war ein Konzept, das sich - ähnlich wie »eine Größe für alle« - wahrscheinlich irgendein Idiot ausgedacht hatte, der nie aus der klimatisierten Umgebung einer terranischen Forschungsanlage herausgekommen war. Trotz ihrer Erschöpfung fühlte sich Margaret ein bisschen wohler. Es hatte etwas sehr Befriedigendes, sich im Geiste über die Terraner und ihre Vorliebe für das Unnatürliche lustig zu machen.
»Wie würde es euch gefallen, Meister MacDoevid, mir morgen behilflich zu sein? Es wäre nach der Schule.«
Beide Burschen sahen sie an, und Margaret wurde bewusst, dass sie den gleichen Nachnamen hatten. Es war diesmal nicht der dunkelhaarige, der ihr antwortete, sondern der hellere und größere Junge. Er hatte beinahe rotes Haar im flackernden Schein der Fackeln und lächelte sie scheu an. »Mein Vater ist Meister MacDoevid, Domna. Ich heiße einfach nur Geremy. Ich geh nicht zur Schule, Domna, aber es wäre mir eine Ehre, Euch zu Diensten zu sein.« Er beäugte sie im Licht, das sich aus einer nahe gelegenen Weinhandlung ergoss. Sie schaute zu dem Schild vor dem Laden hinauf und sah eine Art Baum, der eine Krone trug. Bis zu diesem Augenblick hatte sie sich die tatsächliche Bedeutung des Ausdrucks »präalphabetisch« gar nicht bewusst gemacht, mit dem die darkovanische Kultur
in den spärlichen Informationsschriften, die sie besaß, beschrieben wurde. Es war eben eine Sache, etwas rein verstandesmäßig begriffen zu haben, und eine andere, der Wirklichkeit zu begegnen.
Margaret war einigermaßen von sich selbst überrascht, weil sie unbewusst davon ausgegangen war, dass junge Menschen tagsüber zur Schule gingen, obwohl sie eigentlich wusste, dass das auf vielen Planeten nicht der Fall war. Sie war eine Gelehrte geworden, und wenngleich sie und Ivor in den letzten zehn Jahren eine Menge praktische Forschungsarbeit geleistet hatten, sah sie die Dinge noch mit den Augen einer Studierenden, nicht eines Mädchens von Thetis oder Darkover. Und irgendwie hatte sie sich vorgestellt, dass ihr Geburtsplanet mehr wie die Universität oder wie Thetis sein würde. Es war eine zutiefst verwirrende Erkenntnis, dass er nicht so war, und sie würde einige
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher