Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Asharas Rückkehr - 19

Asharas Rückkehr - 19

Titel: Asharas Rückkehr - 19
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
Vom Netzwerk:
sich wütend.
Sie hatten die Mauer, die den Raumhafen umgab, hinter sich gelassen und kamen nun an einem grauen Gebäude aus Stein vorüber, bei dessen Anblick Margaret eine Gänsehaut bekam. Es war vierschrötig, still und scheußlich, und die Fenster zur Straße waren vergittert. »Was ist das? Ein Gefängnis?« Noch während sie die Frage stellte, wusste sie, dass es kein Gefängnis war. Das Gebäude hatte etwas äußerst Vertrautes und Schändliches an sich.
»Nö, da tun sie die übrig gebliebenen Kinder hin. Die Terraner sind sehr komisch. Sie stecken die Kinder da rein und lassen sie dort.« Geremys Stimme triefte vor Missbilligung.
»Er meint, das hier ist das Waisenhaus, Domna.« MacDoe-vids Stimme klang eine Spur tiefer als Geremys in der zunehmenden Dunkelheit.
Sie sah jetzt ein beleuchtetes Schild an dem Gebäude. Das JohnReade-Waisenhaus für die Kinder von Raumfahrern. Natürlich! Hinter diesen vergitterten Fenstern hatte sie einmal gewohnt, als sie klein, allein und hilflos war. Aber ihr Vater war kein Raumfahrer. Er war ein Senator des Imperiums. Und so viel sie wusste, war er auch nie Raumfahrer gewesen, die ganze Sache ergab also keinen Sinn. Warum konnte sie sich nicht erinnern? Trotz der kühlen Luft trat ihr der Schweiß auf die Stirn. Warum nur, warum waren der Alte und Dio so geheimniskrämerisch gewesen?
Schluss damit! Es muss Gründe gegeben haben, wahrscheinlich gute Gründe, warum sie mir nie etwas über diesen Planeten erzählt haben. Und sie haben wohl angenommen, dass ich nie nach Darkover zurückkehren würde. Sie wissen nicht einmal, dass ich jetzt hier bin, es sei denn, sie haben meine letzte Nachricht doch bekommen. Wahrscheinlich glauben sie, ich lasse es mir an der Universität gut gehen oder bin irgendwo unterwegs und mache musikalische Forschungen. Und wahrscheinlich haben sie keine Ahnung, dass ich sie genau jetzt brauche. Der Alte ist mit dem Senat beschäftigt, und Dio ist… Nein, da muss ich mir etwas einbilden. Dio geht es gut, alles in Ordnung. Trotz ihres verstandesmäßigen Beharrens darauf, dass es ihrer Stiefmutter gut gehe, hatte Margaret das ungute Gefühl, dass irgendetwas ganz und gar nicht stimmte, und zwar jetzt, in diesem Augenblick.
»Du Idiot«, sagte MacDoevid und stieß seinen Begleiter an. »Selber übrig gebliebenes Kind! Spiel dich hier nicht auf, sonst sag ich Tantchen, wie unhöflich du warst, und wenn sie dich
durchgekloppt hat, dann darfst du nicht mehr mit zu den Schiffen!« »Kommt ihr beiden jeden Tag hierher?«, fragte Margaret. Sie war zu erschöpft und durcheinander, um den Versuch zu unternehmen, aus dieser kleinen Szene schlau zu werden.
»Nö, Domna. Nur wenn ein Passagierschiff kommt. Hier landen ‘ne Menge Schiffe, aber die meisten sind keine, wo Leute drauf sind.« Margarets müdes Hirn brauchte einen Moment, bis sie begriff, dass er Fracht- und Transitschiffe meinte, die Darkover wesentlich häufiger besuchten als Passagierschiffe. Darkover hatte eine gute Lage als Knotenpunkt, aber die meisten Transitpassagiere verließen den Raumhafen nicht. »Wir kriegen Geld fürs Gepäck schleppen«, winkte er mit dem Zaunpfahl und zeigte auf die Taschen, die sie eigensinnig festhielt. »Der Offizier muss uns kennen. Er sagt uns, wenn eins kommt, weil er uns kennt, und weiß, dass wir ehrlich sind. Fremde könnten Diebe sein«, fügte er an, als wüsste er, dass sie ihr Gepäck nicht herausrücken wollte, weil sie genau davor Angst hatte. Margaret verstand die Andeutungen des Jungen ganz genau und wünschte, es fiele ihr leichter, ihm zu trauen. Sie hatte ein wenig einheimisches Geld in ihrer Gürtelbörse. Sie hatte die Universitätsflliale von Rothschild 8t Tanaka, Geldwechsler, von ihrem Bestand an cottmanischer Währung leergeräumt. Es handelte sich um den Gegenwert von etwa zwölf Durchschnittseinkommen. Was das in der hiesigen Wirtschaft bedeutete, konnte sie nur raten. Sie bemühte sich, ihre müden Gedanken in nützliche Bahnen zu lenken. Was sollte sie den beiden für ihre Dienste als Führer geben, immer vorausgesetzt, sie führten sie nicht in eine dunkle Gasse und raubten sie aus? Sie verbannte diesen Gedanken als unhöflich. Ge-remy würde sich bestimmt nicht scheuen, es ihr zu sagen, wenn sie zu knauserig war. Er schien sich nicht leicht unter
kriegen zu lassen, und sie beneidete ihn um sein Selbstvertrauen. Vor sich sah sie eine weitere Mauer, eine niedrigere diesmal. Sie schien das abscheuliche Waisenhaus von der restlichen Stadt zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher