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Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Aschenputtel: Thriller (German Edition)

Titel: Aschenputtel: Thriller (German Edition)
Autoren: Kristina Ohlsson
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Womöglich hatte er die Mutter falsch eingeschätzt.
    » Dann ist eine junge Frau auf sie zugekommen, also auf Sara, und zwar auf dem Bahnsteig, und diese Frau hat sie um Hilfe bei ihrem kranken Hund gebeten. Und da hat sie den Zug verpasst, als der wieder losfuhr. Dann hat sie mithilfe von irgendjemandem vom Bahnhof in Flemingsberg bei der Bahn angerufen und gesagt, dass ihr Kind noch in dem Zug sei und dass sie selbst sofort ein Taxi nach Stockholm nehmen werde.«
    Stirnrunzelnd hörte Alex zu.
    » Aber als der Zug hier ankam, war das Kind weg. Der Schaffner und die anderen Bediensteten haben sofort nach der Kleinen gesucht. Kaum einer von den Passagieren hat geholfen, die wollten alle nur raus aus dem Zug. Ein Securitas-Wachmann, der sonst eine Etage tiefer vor dem Burger King steht, hat bei der Suche geholfen. Und dann ist die Mutter mit dem Taxi angekommen, also Sara Sebastiansson da drüben, und hat erfahren, dass ihre Tochter verschwunden ist. Sie haben weitergesucht und gedacht, vielleicht ist das Mädchen aufgewacht und dann als Erstes ausgestiegen oder so. Aber sie konnten es nirgends finden. Dann haben sie die Polizei gerufen. Aber wir konnten es auch nicht finden.«
    » Ist das Mädchen über Lautsprecher ausgerufen worden?«, fragte Fredrika. » Ich meine, für den Fall, dass es den Bahnsteig hinunter- und ins Bahnhofsgebäude gegangen ist.«
    Jens nickte erst und schüttelte dann abrupt den Kopf. Natürlich hatten sie sie ausgerufen. Derzeit durchsuchten noch immer mehrere Polizisten und Freiwillige den Hauptbahnhof. Ein Lokalsender würde überdies eine Suchmeldung bringen und die Stockholmer bitten, die Polizei zu rufen, wenn ihnen das Mädchen in der Innenstadt auffiele. Die Taxiunternehmen würden auch noch informiert. Auf eigene Faust würde das Kind nicht weit kommen.
    Aber noch war es nicht wieder aufgetaucht.
    Fredrika nickte langsam. Alex sah zu der Mutter auf der blauen Kiste hinüber. Sie wirkte mit den Nerven fertig. Am Boden zerstört.
    » Lassen Sie sie auch noch in anderen Sprachen ausrufen«, sagte Fredrika.
    Die zwei Männer sahen sie mit hochgezogenen Augenbrauen an.
    » Hier sind jede Menge Leute unterwegs, deren Muttersprache nicht Schwedisch ist, die aber trotzdem etwas gesehen haben könnten. Lassen Sie sie auf Englisch ausrufen. Vielleicht auch auf Deutsch und Französisch, wenn das geht. Und vielleicht Arabisch.«
    Alex nickte zustimmend und ermahnte Jens mit einem raschen Blick zu tun, was Fredrika vorgeschlagen hatte. Jens eilte davon, sichtlich nervös bei der Vorstellung, auf die Schnelle eine Person finden zu müssen, die Arabisch sprach.
    Der Regen prasselte inzwischen heftig auf das Bahnhofsdach, und das Gewittergrollen war zu einem lauten Krachen geworden. Es war ein widerwärtiger Tag in einem widerwärtigen Sommer.

Peder Rydh kam auf den Bahnsteig gelaufen, als Jens gerade Alex und Fredrika verlassen hatte. Er starrte auf Fredrikas beigefarbene Jacke mit der doppelten Knopfreihe. Hatte die Frau denn überhaupt kein Gefühl dafür, wie man sich als Polizistin zu erkennen gab, auch wenn man keine Uniform trug? Peder selbst hatte den Kollegen, an denen er vorbeigekommen war, gnädig zugenickt und mit seinem Dienstausweis gewedelt, damit sie ihn als einen der ihren erkannten. Fast hätte er der Versuchung nachgegeben, dem einen oder anderen von den Jüngeren einen väterlichen Klaps auf den Rücken zu geben. Klar hatte er die Jahre im Streifenwagen geliebt, aber inzwischen war er ungeheuer froh, auf die Ermittlerseite gewechselt zu haben.
    Als Peder auf ihn zutrat, nickte Alex ihm zu, und in seinem Blick konnte man einen Hauch von Erleichterung lesen.
    » Ich war gerade unterwegs von einem Treffen im Westen, als die Nachricht von dem verschwundenen Kind kam, und da habe ich beschlossen, Fredrika auf dem Weg einzusammeln und gleich hierherzufahren«, erklärte Alex kurz. » Ich hatte eigentlich nicht vor hierzubleiben. Ich wollte nur raus und ein bisschen frische Luft schnappen.« Er sah seinen Kollegen vielsagend an.
    » Du meinst, du wolltest mal wieder ein bisschen Bodenhaftung haben und nicht immer nur hinter deinem Schreibtisch festsitzen?«, grinste Peder. Er erhielt ein müdes Nicken zur Antwort.
    In diesem Punkt waren sich die beiden Männer trotz des Altersunterschieds einig. So hoch in der Hierarchie konnte man gar nicht aufsteigen, als dass man sich nicht hin und wieder mal der beschissenen Realität stellen musste. Und nie war man weiter entfernt von der
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