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Armageddon 3 - Das Remake

Armageddon 3 - Das Remake

Titel: Armageddon 3 - Das Remake
Autoren: Robert Rankin
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Wandgemälden, jede Statue, jede
    Büste, jede Ikone und was auch immer zeigte ein und das glei-
    che grinsende Gesicht. Hier grinste es Cäsar über die Schulter,
    während Brutus mit dem Messer zustieß. Dort stand es in der
    Nachtwache, perfekt ausgeleuchtet. Und dort, in Georges de la
    Tours »Anbetung der Schäfer« war es das dritte von rechts. Ja,
    kein Irrtum möglich.
    Es war ein Gesicht, das Rex beinahe so gut kannte wie sein
    eigenes. Ein Gesicht, wie es noch niemals zuvor eines gegeben
    hatte und wie es bestimmt auch niemals wiederkommen wür-
    de. Das Gesicht von Elvis Aaron Presley. Der Mann, die Lippe,
    die Legende.
    »Elvis!«, sagte Rex Mundi mit leiser, sorgenvoller Stimme.
    »Was in Gottes Namen hast du nun schon wieder angestellt?«

    Mein Büro ist nicht gerade das, was man schick nennen könn-
    te. Es hat einen Schreibtisch, an dem ich sitze, und einen Stuhl,
    auf dem ich am Schreibtisch sitze, wenn Sie verstehen. Es gibt
    einen Kühltank, der nicht allzu kühl ist, und einen Fan, der
    mir keine Briefe schreibt.1 Ein Telephon, das nicht mit mir
    spricht, und einen Teppich, über den ich gar nicht reden will.
    Ich hab einen Hutständer ohne Hut darauf und einen Akten-
    schrank voller Memos. O ja, und ich hab natürlich auch eine
    Tür.
    Und durch diese Tür komme ich ins Spiel. Woodbine ist der
    Name, Lazlo Woodbine. Privatschnüffler. Und obwohl wir
    hier erst auf Seite 34 sind und noch eine ganze Menge passiert,
    mit der ich nicht das Geringste zu schaffen hab, bin ich in die-
    sem kleinen Epos der eigentliche Held. Zufällig. Tempus Fu-
    git(ives) heißt es. Ein Lazlo-Woodbine-Thriller.
    Also ich – ich bin kein enigmatischer Typ, deshalb erwarten
    Sie nicht allzu viel Kunst um der Kunst willen.
    Ich bin nicht billig, aber ich bin gründlich, und ich erledige
    immer meinen Job. Bei mir können Sie mit einer Menge ko-
    stenlosem Sex rechnen, mit reichlich Gewalt, einer Spur aus
    Leichen und einem finalen Showdown irgendwo auf einem
    Häuserdach. So ist das nun einmal, und so war’s schon immer.
    Und so fängt es immer an.
    Es ist eine von diesen langen, heißen Nächten in Manhattan.
    Hemdsärmelwetter in der großen Stadt. Mein Büro war wie
    der Rücksitz von Guy Stravinos Chevy: Kein Ort, an dem man
    nach sechs Uhr abends noch sein sollte. Ich drehe den Ver-

    1 Fan: engl. für Ventilator. Schrill, wie? (Anm. d. Übers.)

    schluss von einer weiteren Flasche Bud und fächele mir mit
    Wet Girls in the Raw frische Luft zu. Der Sommer hat die Stadt
    fest im Griff.
    Die Kleinganoven und Taschendiebe sind getürmt, die Cops
    an den Straßenecken zerfließen zu Fett, und die Wagen krie-
    chen vorbei wie Staub auf einer Grammophonnadel. Mein
    Kühltank dampft leise vor sich hin, und mein Deckenventila-
    tor schafft höchstens noch drei Umdrehungen pro Stunde. Es
    ist heiß.
    Ich ziehe meinen Trenchcoat und meine Fäustlinge aus.
    »Verdammt«, sage ich zu mir, »wenn es noch heißer wird, zie-
    he ich meinen Pullover aus.«
    Das Bier rinnt eisig durch meine Kehle und zischt im Hühn-
    chenmadras, den ich zum Tee gegessen habe. Ich lehne mich
    in meinem Schreibtischsessel zurück und lausche dem Lärm
    der Stadt.
    Durch das offene Fenster höre ich den Zeitungsjungen die
    letzten Schlagzeilen der Abendausgabe rufen, im Radio eines
    Nachbarn das aktuelle Spiel, das Knistern der Neonlichter, das
    Pupen der Pudel und die himmlischen Harmonien des Kos-
    mos.
    Was ich nicht zu hören erwarte ist das Läuten meines Tele-
    phons. Und so sicher wie sicher ist es genau das, was ich auch
    nicht höre.
    Was ich aber höre, das ist das Klopf-klopf-klopf an meiner
    Trenntür. Ich gähne, strecke mich und verdränge jeden Ge-
    danken daran, Esperanto zu lernen. Das könnte der ganz gro-
    ße Fall werden. »Herein«, sage ich.

    Die Tür fliegt auf wie Wasser aus einem Hühnerarsch, und
    dort, eingerahmt im Durchgang, steht die verdammt wunder-
    schönste Frau, die ich den lieben langen Tag gesehen habe. Sie
    steckt fast in einem weißen Angora-Abendteil. Schulterfrei
    und nicht von der Stange. Sie ist jene Sorte von Blondine, die
    man nicht mit einer Flasche herbeitrinken kann, und ihre Lip-
    pen sehen aus, als seien sie mehr um einen langen Martini
    herum zu Hause als um einen Zwergendongler. Diese Lady
    hat das Wort Klasse auf sich stehen wie die Felsen von Brigh-
    ton.
    »Hi Zuckerschnecke«, sage ich und lächele sie vom Bauch
    abwärts an. »Suchst du nach ein wenig Abwechslung?«
    Sie bedenkt mich mit
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