Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden

Titel: Armageddon 07 - Zweite Chance auf Eden
Autoren: Peter F. Hamilton
Vom Netzwerk:
und klopfte mir auf die Schulter.
    Er log, und das tat weh. Wes und ich waren acht Monate lang ein unzertrennliches Paar gewesen, bis zum Tag meines Missgeschicks. Jetzt brachten er und Ivrina jede Nacht die Aufhängung des Caravans zum Schaukeln. Ich konnte ihm keinen Vorwurf daraus machen – keinen bewussten jedenfalls. Doch wenn ich sah, wie sie überall gemeinsam hingingen, die Arme umeinander geschlungen, lachend, sich neckend … es ließ mich nicht kalt.
    Eine Stunde, bevor es soweit war, kam Dicko herein. Wenn man ihn betrachtete, stellte man sich unwillkürlich die Frage, wie er in diesem Geschäft landen konnte. Ein würdevoller alter Bursche, höflich, mit guten Manieren und freundlichem Lächeln, groß gewachsen und dünn, mit buschigem silbernem Haar, das zu dick war, um natürlich zu sein, und einem leicht steifen Gang, gestützt auf einen Stock mit silbernem Knauf. Seine Kleidung entsprach der Mode des letzten Jahrhunderts: ein hellgrauer Anzug mit schmalen Revers, ein weißes Hemd und eine dünne kastanienbraune Krawatte.
    Hinter ihm kam ein Mädchen herein, ein hübsch gewachsener Teenager mit süßem Gesicht und einer Wolke aus lockigem dichtem, rötlichbraunem Haar, das einen betont zurückhalten Ausdruck rahmte. Sie trug ein einfaches limonenfarbenes Kleid mit rechteckigem Ausschnitt und tiefem Saum. Sie tat mir Leid – doch das war eine alte Geschichte; Teenager wie sie finden sich bei jedem unserer Wettkämpfe ein. Sie verriet mir alles, was ich über Dicko und seinen kultivierten Manierismus wissen musste. Nichts als eine Fassade.
    Einer der Roadies schloss hinter sich die Tür und sperrte den Lärm der großen Halle mit ihrer pfeifenden Lautsprecheranlage aus. Dicko verneigte sich knapp vor mir und den anderen Frauen unserer Truppe, dann reichte er Jacob einen Umschlag. »Ihr Startgeld.«
    Der Umschlag verschwand in Jacobs ärmelloser Lederweste.
    Gepflegte silberne Augenbrauen hoben sich einen halben Millimeter. »Sie wollen nicht nachzählen?«
    »Ihr Ruf ist gut«, antwortete Jacob. »Sie sind ein Profi, oberste Kategorie. Heißt es jedenfalls.«
    »Sehr freundlich von Ihnen, danke. Doch auch Sie bringen eine ganze Reihe von Empfehlungen mit.«
    Ich schwieg, während er und der Rest des Teams dummes Zeug und leere Floskeln austauschten. Es gefiel mir nicht – er störte mich. Manche Teams zogen es vor, vor dem Wettkampf zu reden; irgendeine Taktik vielleicht, um in letzter Sekunde wichtige Informationen zu erlangen. Ich hingegen mochte die Ruhe und Stille, um mich durch Zen vorzubereiten. Freunde, die redeten, wenn mir danach war, und die wussten, wann sie den Mund halten sollten. Ich war nervös, und die Anspannung verursachte mir eine Gänsehaut.
    Jedes Mal, wenn ich zu Dickos Mädchen blickte, schlug sie hastig die Augen nieder. Sie beobachtete mich verstohlen.
    »Ich frage mich, ob ich vielleicht einen Blick auf Khanivore werfen dürfte?«, bat Dicko. »Man hat so viel über ihn gehört …«
    Die anderen drehten sich wie ein Mann zu mir um, um mich zu fragen.
    »Sicher.« Vielleicht würde der alte Kerl endlich verschwinden, wenn er Khanivore gesehen hatte. Außerdem kann man schließlich niemanden aus dem eigenen Haus werfen.
    Wir versammelten uns um den Lebenserhaltungstank, mit Ausnahme von Dickos Mädchen. Wes deaktivierte die Opazität, und Dickos Gesicht wurde hart in grimmiger Erwartung, wie das Grinsen eines Toten. Der Anblick machte mich ganz ruhig und kalt.
    Khanivore ist fast drei Meter groß und annähernd hominid in der Hinsicht, dass er zwei Beine und einen fassförmigen Torso besitzt, auch wenn er in einem schwarzen Exoskelett steckt. Der Rest ist ein wenig, wie soll ich es ausdrücken, fremdartig.
    Aus der Oberseite des Torsos entspringen fünf gepanzerte Tentakel, von denen zwei in rasiermesserscharfen Knochenzangen enden. Die Tentakel waren zusammengerollt wie ein Nest schlafender Boa constrictors, um in den Tank zu passen. Außerdem besaß Khanivore einen dicken, beweglichen Zwanzig-Zentimeter-Hals, der einen Kopf wie aus einem Alptraum trug. Er bestand ganz aus chromschwarz poliertem nacktem Knochen. Auf der Vorderseite lag ein Haifischmaul mit doppelten Zahnreihen, während die Schädelkappe mit tiefen Einschnitten und Kratern versehen war, um die Sinnesorgane zu schützen.
    Dicko streckte die Hand aus und berührte die Oberfläche des Tanks. »Exzellent«, flüsterte er heiser, dann fügte er wie beiläufig hinzu: »Ich möchte, dass Sie für mich eine Schwalbe
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher