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Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)

Titel: Angst sei dein Begleiter: Thriller (German Edition)
Autoren: Carla Cassidy
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würde sie sich später noch Gedanken machen. Im Moment galt ihre Sorge einzig und allein dem Jungen dort auf dem Sofa, den sie liebte und der sich einen festen Platz in ihrem Herzen erobert hatte.

    »Ich gehe nicht weg«, schrie Charlie mit Tränen in den Augen. Trotzig und herausfordernd schob er das Kinn vor. »Ich lass dich nicht allein, Annalise.«
    Sie beachtete ihn nicht, sondern hielt den Blick auf John gerichtet. »Du hast die Puppen gemacht. Ich habe sie gesehen, weißt du? Ich habe die Fotos auf dem Polizeirevier gesehen.«
    »Es waren Kunstwerke.« Jetzt war John derjenige, der das Kinn trotzig vorschob. Wilder Stolz leuchtete in seinen Augen auf. »Sie waren besser als deine Puppen. Besser als ihre Puppen.« Den letzten Satz spie er aus, als verursachten ihm die Worte einen schlechten Geschmack im Mund.
    Ihre Puppen? Wen meinte er? »Charlie ist zu jung, um das alles zu verstehen«, sagte sie in dem verzweifelten Versuch, sich ihre Angst nicht anmerken zu lassen. »Lass ihn gehen, dann können wir über die Puppen reden.«
    »Ich fürchte, das kann ich nicht tun«, erwiderte er leichthin. »Er würde mich verraten.«
    »Er weiß nicht, wer du bist und wo du wohnst. Er verrät dich bestimmt nicht«, widersprach sie. »Lass ihn gehen, dann können wir zwei uns ernsthaft über deine Puppen unterhalten.«
    Charlie sah sie eindringlich an. Nackte Angst stand in seinen Augen. In Annalises Panik mischte sich Hilflosigkeit. Sie musste John von Charlie wegbekommen. Sie musste Charlie retten, dafür sorgen, dass er unbeschadet aus dem Haus gelangte.
    »Es gibt nichts zwischen uns zu besprechen«, antwortete John.
    »Das stimmt nicht. Du wirst doch mit mir über deine Puppen sprechen wollen. Du hast mir diese Botschaften geschrieben. Wir können Charlie im Bad einschließen. Von dort aus kann er dich nicht verraten, und dann können wir zwei in Ruhe reden oder was auch immer du willst.«
    Sie blickte forschend in Johns Gesicht, suchte nach einem bösen Glimmern in seinen Augen, nach dem Schlechten in seinen Zügen. Doch sie entdeckte nichts. Er sah aus wie ein ganz gewöhnlicher Mann, bis auf das Messer, mit dem er Charlie bedrohte.
    Als er aufstand und Charlie auf die Füße zog, flackerte ein Funke Hoffnung in Annalise auf. Wenn es ihr nur gelang, Charlie in Sicherheit zu bringen, dann könnte sie auch überlegen, wie sie sich selbst aus dieser Lage befreien könnte.
    »Lauf weg, Annalise. Los!«, schrie Charlie. Jetzt strömten ihm die Tränen über das Gesicht.
    »Halt den Mund, Charlie«, sagte sie kalt. »Ich möchte mit John über seine Puppen sprechen.« Sie ging ein paar Schritte auf den Mann und den Jungen zu. Die einzige Waffe, die sie einsetzen konnte, war ihre Handtasche, und damit konnte sie nicht viel gegen ein Messer ausrichten.
    »Die Polizisten sagen, sie fänden deine Arbeit schlampig, die Nähte wären unsauber«, fuhr sie fort. In Johns Augen blitzte etwas Düsteres auf. »Aber ich habe ihnen gesagt, dass ich sie für die Arbeit eines Genies halte. Ich konnte kaum fassen, wie sehr du auf jedes Detail geachtet hast.«
    »Was wissen die Polizisten denn schon? Sie sind ein Haufen Blödmänner, die nichts von der künstlerischen Begabung verstehen, die notwendig ist, um einen lebendigen Menschen in eine Puppe zu verwandeln.« Während er sprach, ließ er das Messer sinken, und sie sah ihre Chance.
    Falls sie versagte, konnte Charlie verletzt werden oder noch Schlimmeres, doch ihr war klar, dass sie beide bald tot sein würden, wenn sie überhaupt nichts unternahm. Sie spannte die Muskeln an und spürte den plötzlichen Adrenalinstoß. Ohne Vorwarnung griff sie an und warf sich mit voller Wucht gegen John. Dieser taumelte ein paar Schritte zurück und stürzte dann rücklings zu Boden.
    Sie packte Charlies Hand. »Los, komm mit, Charlie!«, schrie sie, und zusammen rannten sie aus der Wohnung, während John hinter ihnen herbrüllte.
    Sie wusste, dass sie es niemals schnell genug die Treppen hinunter schaffen würden, daher zerrte sie Charlie in den Aufzug und drückte die Taste mit dem Symbol »ZU«. Während die Türen langsam zugingen, stürzte John mit wutverzerrtem Gesicht aus der Wohnung auf den Fahrstuhl zu.
    Annalise schrie auf und hätte dann beinahe vor Erleichterung geschluchzt, als die Türen geschlossen waren, bevor er den Fahrstuhl erreichte. Der Aufzug setzte sich in Bewegung, und ihre Gedanken überschlugen sich. Wenn er im Erdgeschoss ankam, würde John sie bereits erwarten. Sie
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