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Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes

Titel: Anastasija 08 - Im Antlitz des Todes
Autoren: Alexandra Marinina
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haben, und möchte wissen, warum sie ihm nicht gefallen hat. Vielleicht besteht die Chance, doch noch sein Interesse zu erwecken. Sie kommt zu mir und fragt, mit welchen anderen Damen dieser Mann sich getroffen hat. Besonders interessieren sie die Frauen, mit denen er längere Zeit in Kontakt war. Wie sind diese Frauen? Wie sehen sie aus? Was machen sie? Welche Ausbildung haben sie, wie ist ihre materielle Lage? Mit solchen Fragen kommen manche Frauen zu mir, solche Fälle hat es gegeben.«
    »Und Sie geben ihnen die Information?«
    »Warum denn nicht? Wenn ich möchte, dass die Menschen sich finden oder einander zumindest gefallen, muss ich alles dafür tun, was in meinen Kräften steht. Natürlich erzähle ich meiner Kundin in so einem Fall alles, was ich weiß. Es könnte ja sein, dass sie tatsächlich etwas an sich verändern und so die Aufmerksamkeit des Mannes, der sie so beunruhigt, auf sich ziehen kann. So etwas ist in der Tat schon vorgekommen. Das erste Treffen führt zu nichts, dann sieht sich die Dame ihre Rivalinnen etwas genauer an und macht nach einer entsprechenden Korrektur an sich selbst einen zweiten Anlauf. Der Angebetete ist hingerissen von ihr und macht ihr einen Heiratsantrag.«
    »Geben Sie Ihrer Kundin in so einem Fall die volle Information? Ich meine, einschließlich Name und Adresse?«
    »Nein, natürlich nicht. Dazu besteht nicht der geringste Anlass. Ich zeige ihr nur die Fotos der anderen Frauen und erzähle ihr alles, was ich über sie weiß. Meine Kundin interessieren ja ganz andere Dinge als Name und Adresse. Sie hat schließlich nicht vor, ihre Rivalinnen zu observieren und dem ungetreuen Geliebten eine Szene zu machen.«
    »Sie erinnern sich also genau, dass nie jemand zu Ihnen gekommen ist, der etwas über Ljudmila Schirokowas Bekanntschaften wissen wollte? Vielleicht war es ein Verehrer, der sich in sie verliebt hat und den sie nicht Wiedersehen wollte? Sind Sie sich ganz sicher, dass so etwas nie passiert ist?«
    »Ich bin mir ganz sicher. Ich würde es Ihnen nicht verschweigen, das können Sie mir glauben. Erstens hat man Mila ermordet, und mir ist der Ernst der Lage bewusst. Zweitens habe ich Ihnen schon gesagt, dass ich in der Weitergabe solcher Informationen nichts Schlechtes sehen kann. Und wenn ich mich nicht täusche, vertreten Sie selbst diese Meinung.«
    Nastja und Korotkow erhoben sich und begannen, ihre Jacken zuzuknöpfen.
    »Nun gut, vielen Dank, Tamara Nikolajewna«, sagte Korotkow mit einem Seufzer. »Verzeihen Sie bitte die Störung.«
    Tamara verabschiedete sich mit einem majestätischen Nicken und lächelte nachsichtig.
    * * *
    »Ich verstehe überhaupt nichts mehr«, sagte Nastja verstimmt, während sie ins Auto stieg. »Ich war mir so sicher, hundertprozentig sicher.«
    »Macht nichts, reg dich nicht auf«, beruhigte sie Korotkow. »Vielleicht lügt diese Tamara.«
    »Nein, sie lügt nicht«, sagte Nastja deprimiert. »Du hast schließlich genug Zeit investiert, um sie davon zu überzeugen, dass sie keinen Grund hat, etwas zu verheimlichen. Außerdem ist sie wirklich der Meinung, dass sie das Recht hat, Informationen zu verkaufen, dass sie damit nichts Unrechtes tut. Wie sind die beiden bloß auf Derbyschew gekommen? Woher hatten sie seine Postfachnummer? Wer hat ihnen gesagt, dass es ausgerechnet Derbyschews Postfach ist, in dem sie nach einem Brief von der Schirokowa suchen müssen?«
    »Beiß dich jetzt nicht fest, Nastja«, riet Korotkow. »Wir mussten drei Dinge überprüfen. Jetzt bleiben noch zwei. Und wenn wir in diesen beiden Fällen ins Schwarze treffen, dann wird sich auch das erste Rätsel lösen. Diese Kupplerin wollte uns nicht die Wahrheit sagen. Na und? Wir werden auch ohne sie die Wahrheit erfahren. Schließlich werden die zwei Turteltäubchen uns alles erzählen, wenn wir sie an die Wand drücken. Wohin fahren wir jetzt?«
    »Zu Strelnikow. Wir müssen herausfinden, ob Mila Schirokowa seinen Sohn gekannt hat. Und Olschanskij soll klären, ob Larissa Tomtschak ihn gekannt hat. Er wird heute sowieso ihren Mann vernehmen, man hat ihn wahrscheinlich bereits von der Datscha nach Moskau geholt.«
    * * *
    Unaufhaltsam lief die Zeit, der Tag neigte sich bereits seinem Ende zu, aber in den seltsamen, mit der Heiratsagentur Amor verknüpften Mordfällen wurde nichts klarer. Wladimir Alexejewitsch Strelnikow behauptete steif und fest, dass Mila Schirokowa seinen Sohn Sascha nie gesehen hatte.
    »Ich halte nichts von Sippenwirtschaft«, sagte er trocken,
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