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Analog 6

Analog 6

Titel: Analog 6
Autoren: H. J. Alpers
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in der Richtung, die Crowell eingeschlagen hatte.
    Brooks lief hinter ihm her. „Dann mußt du Crowell laufenlassen“, stieß er hervor, als er ihn eingeholt hatte. „Crowell heißt der Mensch, den du gerade jagst.“
    Das Wesen blieb stehen und sah ihn an. „Er hat zwei meiner Freunde getötet“, sagte der Jäger.
    „Weil sie zwei Menschen getötet hatten.“
    „Das ist etwas anderes.“
    „Tatsächlich?“ fragte Brooks. Der Fremde dachte einen Moment über seine Antwort nach.
    „Vielleicht auch nicht“, sagte der Jäger. Dann wandte er sich ab und ging den Spuren nach, die Crowell zurückgelassen hatte.
     
    Mehrere Kilometer ging Crowell am Rand des Dschungels entlang, dann suchte er den Schutz der Bäume auf. Ungefähr zwei Kilometer weit kämpfte er sich durch das Unterholz, wobei er sich keine Mühe gab, seine Spur zu verwischen. Jetzt ging Crowell auf den Fluß zu. Am Ufer vergewisserte er sich, daß er einen deutlichen Fußabdruck hinterlassen hatte, der genau auf das Wasser zeigte, dann zog er sich in die Zweige der Bäume hinauf. Es gelang ihm, durch das verfilzte Geäst von einem Baum zum anderen zu klettern, bis er etwa zehn Meter vom Flußufer entfernt war. Er ließ sich vorsichtig auf den Boden fallen und setzte sich in Richtung auf die Savanne am Rand des Dschungels in Bewegung. Er hatte den Plan gefaßt, den riskanten Weg über offenes Gelände zu wählen. So wollte er einige Kilometer zwischen sich und den Jäger bringen. Danach würde er sich noch einmal seitlich ins Gebüsch schlagen, um seine Fährte zu verbergen. Dies war eine zusätzliche Sicherheitsmaßnahme für den Fall, daß der Fremde nicht auf seinen Trick hereinfiel, also nicht glaubte, daß er durch den Fluß geschwommen war.
    Als er fast den Rand des Dschungels erreicht hatte, hörte Crowell prasselnde Geräusche, und vor ihm stürzten zwei kleine Bäume zu Boden. Er zog sich hastig zurück, kam allerdings nicht weit, bis ihn das prasselnde Geräusch erneut stoppte. Diesmal sah er einen hellen Strahl, der vor ihm durch den Dschungel schnitt. Er sah so aus wie die Klinge des Lasermessers, das er im Lager ausprobiert hatte, doch diesmal war der Strahl viel länger. Er blitzte nur für eine oder zwei Sekunden auf, und Crowell konnte an den Spuren, die er in der Vegetation hinterließ, die Richtung erkennen, aus der er kam, seinen Ursprung konnte er jedoch nicht erkennen. In seiner Panik warf sich Crowell nach rechts und rannte davon, so schnell ihn seine Beinprothese trug.
    Dann hatte er seine Nerven wieder in der Gewalt, und er schlug die Richtung zum Fluß ein, doch wieder blitzte vor ihm der Lichtstrahl auf. Crowell flog herum und rannte auf die Savanne zu, aber vor ihm stürzten Bäume, vom Laserstrahl sauber abgetrennt, auf den Waldboden. Da erkannte Crowell, daß der Jäger mit ihm spielte, daß er ihn nach Belieben in eine bestimmte Richtung steuerte.
    Wieder versuchte er festzustellen, von wo aus der Laser abgefeuert wurde, doch es war unmöglich. Also fügte er sich den Wünschen des Jägers und hoffte, ihm durch Schnelligkeit zu entkommen. Nachdem er fünfzig Meter weit so schnell er konnte durch das Unterholz gerannt war, versuchte er noch einmal, den Fluß zu erreichen.
    Diesmal wurde er nicht von dem tödlichen Strahl aufgehalten. Vielleicht versuche ich diesmal wirklich, durch den Fluß zu schwimmen, dachte er. Es bestand zwar die Möglichkeit, daß es Piranhas im Wasser gab, aber zu dieser Jahreszeit war die Gefahr nicht sehr groß. Als er gerade wieder etwas Hoffnung gefaßt hatte, trat er in die Falle.
    Es war eine einfache, primitive Federkonstruktion, die einen Metallstab durch seine Beinprothese trieb, so daß er auf den Boden stürzte. Sofort richtete Crowell sich wieder auf und untersuchte die Falle. Etwa dreißig Zentimeter über dem Boden war sie geschickt unter Zweigen verborgen gewesen. Der Metallstab, der seinen künstlichen Unterschenkel durchbohrt hatte, war mit einer Kette im Boden verankert. Eine solche Falle hatte Crowell noch nie gesehen, aber er hatte selbst schon verschiedene Tiere mit Fallen gejagt, die ebenfalls durch eine Feder gespannt worden waren.
    Es gelang ihm nicht, den Metallstab aus der Prothese zu ziehen, daher krempelte er sein Hosenbein auf und begann eilig, seinen künstlichen Unterschenkel abzuschnallen. Ein Lederriemen hatte sich verknotet, und in seiner Hast brach sich Crowell einen Fingernagel ab. Der Fremde war in der Nähe, das wußte er, also mußte er endlich freikommen.
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