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Am Malanger Fjord

Am Malanger Fjord

Titel: Am Malanger Fjord
Autoren: Theodor Muegge
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dankbar an, und wenn es auch schien, als fiele es ihr schwer, der Aufrichtigkeit seiner Worte nicht zu mißtrauen, so überwand sie dieses Gefühl offensichtlich und reichte ihm mit einem frohen Blick ihre Hand hinüber, die er, erfreut über so viel Entgegenkommen, nahm und an sein Herz drückte. Verwirrt trieb Mary ihr Pferd weiter, und bald senkte sich das Fjeld, und vor den Reitern lag der prächtige breite Fjord.
Rasch ging es zu ihm hinunter, und heute war er sehr belebt. Große Boote und Jachten schwammen und ruderten über ihn hin, Geschrei, Lärm und Jauchzen schallten herauf. Aus den Booten wurden Tücher geschwenkt, frohe Stimmen riefen sich Grüße zu. Andere schon gelandete Marktleute standen am Ufer und bewillkommneten nahende Freunde, zahlreiche Fahrzeuge aller Größen lagen in langen Reihen, und ihre Mannschaften waren mit Ausladen beschäftigt. Viele Gruppen füllten den weiten Wiesengrund, der zwischen zwei hohen Fjellen sich lang ausdehnte, und mitten durch dies frohe Gewühl zog Stureson mit seinen Gästen seinem Hause zu, das im Sonnenglanz ihn erwartete.
Bald genug konnte er sich an der Verwunderung Hvalands und an dem erstaunten Lächeln des jungen Mädchens weiden, die beide sichtlich überrascht von den prächtigen Einrichtungen schienen. Der Landrichter konnte sich nicht genug daran tun, Mary immer wieder neue Herrlichkeiten zu zeigen, die alle ihr Eigentum sein sollten; alle diese Teppiche, diese glänzenden Spielereien, diese Spiegel und Bronzen sollten ihr gehören. In dem ihr zugedachten Zimmer stand ein großer Flügel, der ganz anders klang als das bescheidene kleine Instrument, das ihr Vater aus Bergen mitgebracht hatte. Auf Sturesons Bitten setzte sie sich auf einen gestickten Sessel und versuchte einige Läufe, deren Ton sie entzückte. Dann ließen die Männer sie allein, Hvaland wollte das ganze Haus sehen und Stureson ihm alle Veränderungen zeigen. Mary schmiegte sich in die Ecke eines weichen Damastlehnstuhls und überließ sich ihren Gedanken, während ihre Blicke fast teilnahmslos über die vielen schönen Gegenstände glitten, die sich im Raum befanden.
Der Kaufmann fand alles mächtig teuer und kostbar, aber er hatte auch seine Freude daran, denn sein Stolz fand sich geschmeichelt, einen solchen Schwiegersohn zu haben. Was ihm unverantwortliche Verschwendung geschienen hätte, wenn er für sich es hätte kaufen sollen, das war ihm angenehm, hier zu finden. In dem neu errichteten Saal war schon eine lange Tafel gedeckt, alles vollauf an feinem Tischzeug, Porzellan und Kristall. Darüber schwebte ein großer Kronleuchter, und an der Wandseite stand ein Tisch mit Weinen und Gläsern.
»Hier wollen wir fröhlich sein«, sagte Stureson, »heute, morgen und die nächsten Tage; aber nicht diesmal allein, sondern noch oft und immer, denn wenn Mary erst hier häuslich waltet, wird der Papa, so denk ich, uns aufsuchen, sobald es ihm zu einsam wird am Senjenöesund.«
»Ei ja«, rief Christie Hvaland, »sollt mich bei Euch haben, sooft es angeht! Werde Sehnsucht genug nach meiner Mary Augen empfinden. Aber was hilft es? Muß sie missen, ist Gesetz und Ordnung des Lebens, also von Gott eingesetzt.«
»Und bald sollt Ihr sie missen, bald!« fiel Stureson ein, indem er Mary lächelnd festhielt, die sich soeben wieder zu ihnen gesellt hatte.
»Haben es noch nicht festgemacht«, sagte Hvaland scherzend, »können bis zum Frühjahr damit warten.«
»Längstens noch vier Wochen, Schwiegervater!« rief der Landrichter. »Bitte, meine süße Mary, bitte mit mir, daß wir in nächster Woche uns vor dem Pfarrer in Talvige einstellen!«
Mary blieb stumm, der Landrichter jedoch schien dies für eine Zustimmung zu halten, denn ohne sie zu Wort kommen zu lassen, fuhr er fort, auf den Kaufmann einzureden, und nach einer ganzen Reihe von Scherzen und Einwendungen gab Hvaland endlich zu, daß, sobald der Markt am Malanger Fjord vorbei und die Rechnungen abgeschlossen sein würden, das Aufgebot von der Kanzel erfolgen könne, worauf alsdann am Michaelistage die Trauung stattfinden sollte.
Nachdem er dies versprochen, lief er hinaus und ließ die beiden Verlobten zurück, denn er sah durchs Fenster um die Spitze des Vorgebirges seine drei schwer beladenen Boote segeln und eilte, um zugegen zu sein, wenn sie Anker werfen würden, den Platz auszusuchen, wo er seine Bude errichten wollte, und mit allerlei Leuten zu sprechen, deren Dienste er nötig hatte.
Stureson öffnete inzwischen die Tür, welche aus
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