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Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)

Titel: Am Ende der Treppe, hinter der Tür (German Edition)
Autoren: Sabine Ludwig
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ist da draußen», fügt sie hinzu.
    «Den hab ich gefunden und ins Auto gelegt.»
    Johannes geht dicht neben ihr durch den Flur, als befürchte er, sie könne jeden Augenblick wieder ohnmächtig werden. Die Haustür ist nicht abgeschlossen, aber die Taschen, die davorstanden, sind verschwunden, Miller muss sich bereits abgesetzt haben.
    Langsam lässt sich Martha auf den Beifahrersitz nieder. Als sie endlich sitzt, sagt sie: «Es tut mir so leid.»
    Johannes betrachtet sich im Rückspiegel und klebt ein Pflaster über die Platzwunde an seiner Schläfe. «Ein Zentimeter tiefer, und das wär’s gewesen. So bleibt wahrscheinlich nur eine interessante Narbe.»
    «Ich meinte nicht das, ich meinte Poppy.»
    Johannes startet den Motor. Dann dreht er sich zu Martha um. «Wir reden zu Hause über alles.»
    Zu Hause! Noch vor wenigen Minuten hat Martha geglaubt, sie würde ihr Zuhause nie wiedersehen. Sie wagt noch nicht zu glauben, dass sie wirklich frei ist. Dass Miller ihr nichts mehr tun kann.
    Tränen laufen ihr über das Gesicht, aber das Weinen tut gut.
     
    Langsam folgt Martha Johannes die Treppe hoch, ihre Mutter steht schon in der geöffneten Wohnungstür. Sie ist bleich, ihre Augen sind gerötet. Als sie Martha sieht, stürzt sie auf sie zu.
    «Kind! Was ist denn nur passiert, um Himmels willen? Geht es dir gut? Nun sag doch schon!»
    Sie will Martha umarmen und zuckt zurück. «Du blutest ja!»
    Martha wimmert vor Schmerzen. In der Küche zieht ihre Mutter ihr vorsichtig die Jacke aus, das T-Shirt darunter ist blutdurchtränkt. Johannes löst es vorsichtig mit einer Schere. Es ist trotzdem schmerzhaft, denn ein Teil davon ist mit der Wunde verklebt.
    «Wo ist Poppy?», fragt Martha, als Johannes ihr eine Mullkompresse auf den gesäuberten Schnitt presst.
    «Die liegt im Bett und schläft wie ein Murmeltier», sagt Constanze.
    «Ich hab einen Anruf bekommen», beginnt Johannes. «Das muss so um halb drei gewesen sein. Eine Frau sagte, ihre Kinder hätten in ihrem Spielhaus im Garten ein schlafendes kleines Mädchen gefunden. Sie habe es nicht wecken können, aber in ihrer Jacke eine Handynummer gefunden …»
    Johannes fährt sich über die Augen. «Damals, als Pam den Unfall hatte, hat es ewig gedauert, bis man mich benachrichtigt hat. Sie hatte ja nichts dabei. Keinen Ausweis, kein Handy, nichts. Poppy hat Stunden auf dem Polizeirevier verbracht. Danach hab ich in all ihre Sachen meine Nummer geschrieben.»
    «Wir können von Glück sagen, dass sie nicht die neue Jacke anhatte», sagt Constanze.
    «Die wollte sie nicht», sagt Martha.
    Johannes nickt. «Als ob sie es geahnt hätte. Zuerst hab ich gedacht, das sei ein schlechter Witz. Wie sollte Poppy auf dieses Grundstück gekommen sein? Aber die Frau hat sie beschrieben, außerdem hatte sie ja meine Nummer, es konnte also kein Irrtum sein. Ich bin sofort los, hab von unterwegs Constanze angerufen und gefragt, ob sie wüsste, wo du bist.»
    «Ich war inzwischen zu Hause und hab natürlich sofort versucht, dich auf dem Handy zu erreichen», sagt Constanze. «Es klingelte in deinem Zimmer.»
    «Als ich in der Hanauer Straße ankam, hatte die Frau Penelope bereits ins Haus gebracht und mit einem kalten Waschlappen bearbeitet, aber sie wachte nicht auf», spricht Johannes weiter. «Ich hab mir ihre Pupillen angeschaut, und mir war sofort klar, dass sie irgendetwas eingenommen haben musste.»
    «Miller hat sie betäubt», murmelt Martha.
    Johannes nickt. «Das konnte ich ja nicht wissen. Ich hab Poppy dann nach Hause gebracht und war wahnsinnig wütend auf dich. Hab geglaubt, du hättest nicht richtig auf sie aufgepasst, sie wäre weggelaufen, hätte vielleicht irgendwo etwas zu trinken gefunden mit Alkohol drin, eine Flasche Hustensaft zum Beispiel oder Alkopops, und wäre in dem fremden Garten zusammengebrochen. Doch als wir sie zu Hause ins Bett gelegt haben, ist Poppy kurz aufgewacht und hat nach dir gefragt. ‹Wo is Maahta?› Immer wieder. Mehr bekamen wir nicht aus ihr heraus. Zuerst hab ich gedacht, wir lassen dich zappeln, warten ab, bis du zerknirscht nach Hause kommst und falten dich dann zusammen, aber –»
    «– aber ich hatte gleich das Gefühl, dass da irgendwas nicht stimmt. Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, dass du Poppy im Stich gelassen hast», sagt Constanze und streicht Martha liebevoll über die Wange.
    Martha schluckt. Und wie sie Poppy im Stich gelassen hat!
    «Ich bin dann noch einmal zurück zu der Frau in die Hanauer Straße»,
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