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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren
Autoren: Matthew Kneale
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nicht aufgehört hab, obwohl Mrs. Gerald gesagt hat, ich stör den Unterricht. Dann, weil ich Kevin McCluskys Bücher ins Klo geschmissen hab. Und danach, weil ich Danny Monroe mit dem Kopf gegen die Wand geklatscht hab, dass es geblutet hat wie ein kleiner Brunnen, weil er so hässliche Augenbrauen gehabt hat, so rot und büschelig. Danach musste ich zu unserer Direktorin, Mrs. Moore, und Dad musste auch mit, und er hat gesagt, ich muss jetzt ganz brav sein, sonst werde ich von der Schule verwiesen, und ich dachte, »au ja, das wird ein Spaß«, aber dann durfte ich doch bleiben, Dad hat gesagt, »es war eine sehr schwere Zeit für ihn«, und Mrs. Moore hat gesagt, »das ist deine allerletzte Chance.«
    Wie ich ein paar Tage später nach Hause gekommen bin, hat Dad gegrinst, wie wenn echt was Gutes passiert ist, er hat gesagt, »heute hab ich eine Überraschung für dich, Larry«, und es war Hermann in seinem Käfig, Dad hat gesagt, »ich hab ihn heute Nachmittag aus der Quarantäne abgeholt. « Ich bin hingegangen und hab zu ihm reingeguckt, und Hermann hat durch die Gitterstäbe geblinzelt, und ich hab gedacht, »du erinnerst dich noch an mich, Hermann, das ist gut.« Jemima hat gerufen, »Hermann Hermann«, und Dad hat zugeguckt, er hat gewartet, und ich hab gedacht, »jetzt soll ich wohl was Glückliches machen, was, Dad?«, ich hab
gedacht, »was soll ich sagen?«, und dann hab ich gedacht, »au ja, das wird ein Spaß«, und ich habs gesagt, ich hab gesagt, »Hermann, das hier ist Dads Haus, wo wir jetzt alle wohnen«, ich hab gesagt, »ich finds hier gar nicht schön, ich finds hier schrecklich, aber wir können sonst nirgendwohin, deswegen sitzen wir hier fest.« Ich hab Dad dabei nicht angeguckt, aber ich konnte ihn irgendwie trotzdem sehen, aus dem Augenwinkel, und es war, wie wenn ihm das Lächeln platsch aus dem Gesicht fällt, das war komisch. Ich hab gedacht, »soll ich noch was sagen?«, und dann hab ich gedacht, »nein.«
    Einmal haben wir meine Vettern und meine Kusine in Glasgow besucht. Das war schön, ihre Mum, Susie, hat was Leckeres zum Essen gekocht, sie hat gesagt, »iss auf, Larry, du bist ja nur noch ein Fädchen«, und hinterher sind wir nach oben spielen gegangen. Charlie und Alice haben mit Jemima ein großes Puzzle angefangen, von lauter verschiedenen Sachen unter dem Meer, und Robbo hat gesagt, »sollen wir eine Partie Dame spielen, Larry?«, und ich hab gesagt, »okay.« Er hat einen weißen und einen roten Damestein versteckt in die Hand genommen und gesagt, »du kannst aussuchen«, und ich hab mir seine rechte Hand ausgesucht, da war Weiß drin. Robbo hat seine roten Steine aufgebaut und gesagt, »los, komm, Larry«, und ich hab gedacht, »ich wollte Rot sein«, ich hab gedacht, »du hast bestimmt mit der Farbe geschummelt, Robbo.« Dann hab ich gedacht, »du musst diesen Schummlern eine Lektion erteilen«, und ich hatte eine echt komische Idee, ich hab Robbos blaues Scalextric-Rennauto in die Hand genommen, mit dem er immer ganz alleine spielen muss, weil es seins ist, und ich glaube, es ist schneller als die anderen, und ich hab gedacht, »da bastel ich mir jetzt ein Flugzeug draus.« Und ich habs quer durch das Zimmer geschmissen, und wie es auf den Boden gefallen ist, sind ein paar Räder abgebrochen,
und ich hab gedacht, »total blöd, diese Scalextrics, gehen dauernd kaputt.«
    Robbo hat mich angeglotzt, alle haben sie geglotzt, er hat gesagt, »verdammt, wieso hast du das gemacht?«, und ich hab gesagt, »Scalextric ist so langweilig«, und dann hatte ich noch eine echt komische Idee, ich hab die Rennbahn getreten, so feste, dass sie in die Luft gehüpft ist, und wie Robbo auf mich losgehen wollte, bin ich einen Schritt zur Seite gegangen und hab ihm einen kleinen Schubs gegeben, mehr nicht, aber so, dass er voll in den kleinen Tisch gekracht ist, wo seine Legoburg draufstand, das war auch komisch, weil sie runtergeflogen und in lauter kleine Stücke zerbrochen ist.
    Danach hat Dad nicht mehr so ausgesehen wie ein Hund, der will, dass alle ihn mögen, er hat die Augen zusammengekniffen und gesagt, »das kann so nicht weitergehen.« Also haben wir Jemima bei Oma Edith gelassen und sind zu Doktor McKay gefahren.
    Er hat gesagt, »und wie geht es dir, Lawrence?«, und ich hab gedacht, »das ist ja babyleicht«, und hab gesagt, »mir gehts gut.« Dann hat er gesagt, »wie ich höre, hast du ein paar Menschen traurig gemacht«, und ich hab gesagt, »ich kann mich nicht erinnern.«
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