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Als wir Roemer waren

Als wir Roemer waren

Titel: Als wir Roemer waren
Autoren: Matthew Kneale
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aushalten. Und nach einer Weile ist Mr. Andrews weggegangen, um sich seinen Kopf verbinden zu lassen, was schade war, ich hab gedacht, »eigentlich ist er nett.« Ich hab gedacht, »was, wenn Mum was passiert ist, was, wenn Dad sie gekriegt hat?« Ich hab gedacht, »was, wenn sie sich verläuft und ich sie nicht mehr wiederfinde?« Die Polizistin hat gesagt, »mach dir keine Sorgen, Lawrence, sie ist in Sicherheit«, aber ich hab gedacht, »woher willst du das wissen, du bist ja schließlich nicht dabei.« Dann bin ich zum Arzt, er hat gesagt, ich hab mir die Schulter gebrochen, aber ich krieg keinen Gips, weil ich sie mir an der falschen Stelle gebrochen hab, ich krieg einen Verband, was mich geärgert
hat, weil, wie Toby Miklaus sich das Bein gebrochen hat, hat er einen Gips gekriegt, und da haben alle ihre Namen draufgeschrieben.
    Dann war ich endlich fertig. Ich hab gedacht, »oh, gut, hurra, jetzt kann ich endlich Mum wiedersehen.« Wir sind ewig gefahren, bis wir zu einem großen Haus gekommen sind, da war es total leise, nur hinter der einen Tür hab ich einen Mann gehört, der hat ganz laut geredet und mit einer komischen Stimme, er hat gesagt, »Teufel, Teufel, Teufel«, und ich hab gedacht, »was ist denn das für ein blödes Haus, was macht Mum hier?«
    Dann bin ich in mein Zimmer gegangen, und das war furchtbar, das war schrecklich, weil Mum nämlich gar nicht da war, bloß Jemima. Sie ist aus ihrem Bett gesprungen, wie wenn sie noch nie im Leben was Besseres gesehen hat als mich, sie hat sich an mein Bein geklammert und nicht mehr losgelassen. Zu dem Mann, der bei mir war, hab ich gesagt, »wo ist Mum?«, aber er hat bloß gesagt, »ruh dich ein bisschen aus, Lawrence, morgen früh kannst du mit Doktor McKay sprechen, und der erklärt dir dann alles.« Da bin ich total wütend geworden, ich hab gedacht, »der hört mir auch nicht zu.« Ich hab gesagt, »ich muss sie sofort sehen«, aber er hat bloß gesagt, »es tut mir wirklich leid, aber es geht nicht.« Und dann hat er was Schreckliches gemacht, er ist rausgegangen und hat die Tür abgeschlossen.
    Das Zimmer war ganz weiß, mit einem Bild von Pferden auf einer Wiese, wie das Zimmer bei den Pandanonnen, bloß ohne Jesusse, und ich hab gedacht, »ich schlafe nicht, ich brülle und brülle«, und ich hab auch eine Weile gebrüllt, und Jemima auch, wir haben gerufen, »wir wollen zu unserer Mum«, aber dann hab ich mich aufs Bett gelegt, ich wollte es eigentlich gar nicht, aber ich war auf einmal so müde. Jemima hatte ein eigenes Bett, aber da ist sie nicht reingegangen, sie ist mit zu mir gekommen, sie hat
dagelegen und mir ein bisschen den Rücken gestreichelt, und obwohl davon meine Schulter wehgetan hat, hab ich sie gelassen. Ich hab gedacht, »es ist schön, dass sie da ist«, ich hab gesagt, »mach dir keine Sorgen, Jems, es wird alles wieder gut.«
    Am nächsten Morgen hat uns eine Frau unser Frühstück gebracht, sie hat gesagt, ich muss mitkommen zu Doktor McKay, und ich hab gedacht, »wurde aber auch Zeit«, und ich hab zu Jemima gesagt, »ich bin bald wieder da, hab keine Angst.« Doktor McKay hatte hohe schwarze Haare, die ihm auf dem Kopf standen wie eine steile Felswand, wie eine große Welle auf dem Meer, die stehen geblieben ist, und ich hab gedacht, »du bist genau wie deine Haare«, weil er sich nämlich mit verschränkten Armen zu mir vorgebeugt hat, wie wenn er sich echt für mich interessiert, und er hat mir voll in die Augen geguckt. Ich hab gedacht, »wie wenn du gleich vom Stuhl runterspringst«, ich hab gedacht, »du bist ein fleißiger Biber«, ich hab gedacht, »ich glaub, du bist nett, du wirst uns bestimmt helfen.«
    Er hat gesagt, »wie geht es deiner Schulter, da hast du dir ja eine ziemliche Verletzung geholt«, und ich hab gesagt, »wo ist Mum, wir müssen sofort zu ihr.« Er hat ein bisschen die Stirn gerunzelt, wie wenn er traurig ist, und gesagt, »ich muss dir etwas erklären, Lawrence, deine Mutter ist sehr krank gewesen.« Da hab ich mir echt Sorgen gemacht, ich hab gesagt, »wegen dem Autounfall?«, weil dabei nämlich so was wie ein Ballon losgegangen ist, ich hab ihn gesehen, der war am Lenkrad, und ich hab gedacht, »vielleicht hat sie sich da den Kopf dran gestoßen.« Aber Doktor McKay hat gesagt, »nein, ich meine eine andere Art von Krankheit«, und da hab ich gesagt, »krank oder nicht, ich muss sofort zu ihr.« Und dann ist es passiert. Doktor McKay hat wieder ein trauriges Gesicht gemacht und gesagt,
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