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Als unser Kunde tot umfiel

Als unser Kunde tot umfiel

Titel: Als unser Kunde tot umfiel
Autoren: Timo Hinrichsen , Boris Palluch
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Lauffeuer durchs Unternehmen. Sie hat ihre Stelle dann nicht wieder angetreten.
    P: Vielleicht ein bisschen viel Drama. Aber es stimmt – mit der Karriere ist es dann schnell vorbei. Ich finde, man überschätzt sich da auch manchmal. Und das muss gar nicht immer daran liegen, dass man die eigenen Grenzen nicht kennt. Der Grund, warum viele sich unter Druck gesetzt fühlen, ist zum Beispiel, dass ihnen ihre Aufgaben zu Beginn noch gar nicht klar sind. Und sie sich oft nicht trauen, dies zuzugeben und nachzufragen.
    H: Und Berichte über die Finanzkrise und die drohende Rezession erhöhen den Druck noch zusätzlich. Da überlegt man sich zweimal, ob man zu einer neuen Aufgabe, die einem der Chef aufbrummt, Nein sagt. Schon alleine aus Angst, in unsicheren Zeiten den Job zu verlieren, wenn es hart auf hart geht.
    P: Es gibt ja aber auch immer wieder Situationen, in denen die Devise einfach lauten muss: Augen zu und durch. Gerade bei Chefs, die ja nun mehr Verantwortung gegenüber dem Unternehmen haben als der Mitarbeiter.
    H: Das Problem, das ich sehe, ist, dass Überarbeitung zum Normalfall wird. Ich weiß noch, wie eine Controllerin so viel zu tun hatte, dass sie ihr Pensum unter der Woche unmöglich schaffte. Erst blieb sie abends länger und dann schaute sie ab und an am Samstag ins Büro. Schnell kam der Sonntag dazu, und das hat sich dann als normal etabliert. Nach ein paar Monaten stand der Burn-out vor der Tür. Die Aufgaben werden einfach mehr und prasseln in immer höherer Intensität auf Führungskräfte ein.
    P: Mich überrascht immer, wie lange Menschen solche Situationen aushalten können. Und so ein Verhalten wird manchmal ja auch ganz bewusst gefordert. Frei nach dem Motto: „Wenn Sie hier Chef sein wollen, gilt 24/7-Bereitschaft.“ Blackberrys und Laptops werden als Statussymbole eingeführt und als Belohnungen für treue Dienste verteilt. Dabei heißt das doch nur, dass man jetzt auch am Wochenende und nach Dienstschluss erreichbar sein muss.
    H: Genau. Und das Schlimmste, was dann passieren kann, ist, dass im Urlaub keine E-Mails kommen und niemand anruft. Manchmal könnte man glatt glauben, dass Stress und Arbeit so etwas wie eine Währung im Kampf um Anerkennung und Status geworden sind. Je mehr man hat, desto wichtiger ist man.
    P: Frei nach Martin Suter ein „kapitaler 18-Stünder“, meinst du? Da ist vielleicht was dran. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, dass man manchmal gar nicht merkt, dass es gerade an die Reserven geht. Ich sage mir dann oft: Wenn etwas weniger los ist, dann machst du mal richtig Pause.
    H: Genau! Aber dann ist nie nichts los. Also gibt’s auch keine Pause. Ich finde es aber auch knifflig, sich abzugrenzen und dabei niemanden vor den Kopf zu stoßen. Schließlich verlassen sich alle auf den Chef. Und der muss natürlich auch mehr aushalten als die anderen. Zumindest wird das häufig so gesehen.
    P: Wie ein Held in einem Computerspiel, der öfter getroffen werden kann als die anderen? Aber Spaß beiseite: Für mich liegt die Schwierigkeit darin, zu unterscheiden, ob das gerade „der ganz normale Wahnsinn“ ist oder man sich gerade in die „Sonntags-hätt-ich-gerne-frei“-Falle hineinarbeitet. Bei diesem Balanceakt kann eine Menge schieflaufen.
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Die eigenen Grenzen ständig überschreiten
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    „Das mach ich doch mit links.“ Neue Aufgaben werden immer gerne angenommen, denn schließlich gilt das unter Führungskräften als unternehmerische Tugend. Wird der Aufwand jedoch unterschätzt, gibt es bei der Umsetzung schnell Probleme. Dann werden die ersten Deadlines gnadenlos gerissen und die Mitarbeiter stöhnen wegen des Mehraufwands. Aber wenn man am Wochenende einmal ein bisschen länger bleibt und auf Urlaub verzichtet ist das doch locker zu schaffen, oder?
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