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Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt

Titel: Alice Bhattis Himmelfahrt - Hanif, M: Alice Bhattis Himmelfahrt
Autoren: Mohammed Hanif
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Schulter, die Teddy Butt vor drei Jahren den Titel des Junior Mister Faisalabad eingetragen hat.
    Wie die meisten Beamten in einer lokalen Behörde weiß Kommissar Malangi, dass ein Arm um jemandes Schulter der erste Schritt bei der Durchsetzung von Gesetzen ist. Sein ramponierter blauer Polizei-Hilux parkt vor der Treppe zur Notaufnahme des Herz Jesu, und ein Mann in Handschellen liegt mit dem Gesicht nach unten auf der Rückbank. Drei Mitglieder seiner Truppe stehen, ihre alten Kalaschnikows über der Schulter, an den Wagen gelehnt. Kommissar Malangi verkörpert nicht unbedingt die Sicherheit eines Mannes, der seit sechsunddreißig Jahren im Polizeidienst ist. Mit seinem Walross-Schnauzer und den eingesunkenen Augen könnte er auch als Direktor einer Oberschule durchgehen. Aber mit den drei Sternen auf den Schulterklappen seines schwarzen Baumwollhemds, dem tief sitzenden Gürtel und der alten Beretta im Halfter wird niemand ihn für etwas anderes halten als den Chef des G-Korps, der seine Schicht beenden und nach Hause gehen möchte. Die Beretta dient lediglich Dekorationszwecken. Manchmal hat er sie gezogen, um sie an den Ohren von Unaufmerksamen abzufeuern. Ansonsten hat er es stets als berufliche Niederlage empfunden, wenn er seine Waffe einsetzen musste.
    Auf Teddys Schulter gestützt, wie um ihm die Last seiner Pflichten physisch zu vermitteln, geht er auf die in einer Reihe stehenden Betonblumenkästen zu. „Du trägst vielleicht nicht unsere Uniform.“ Er berührt die Schulterklappe auf dem schwarzen Polizeihemd. „Aber du gehörst jetzt zu unserer Familie. Auf so eine Familie kann ich verzichten, denkst du möglicherweise. Andererseits denken das alle von ihrer Familie. Du liebst sie vielleicht nicht, aber soweit ich weiß, ist sie die einzige, die du hast.“ Die Betonkästen sind voller vertrockneter Zweige und weggeworfener Medikamentenfläschchen, an einigen Stellen ragen auch Spritzen hervor. Der ganze Garten sieht nach verlorener Liebesmüh und gescheiterten guten Absichten aus. Kommissar Malangi bricht einen Zweig ab und bohrt sich damit derart konzentriert im Ohr, als suche er in den Tiefen seines Gehörgangs nach einer Antwort.
    Teddy Butt steht in Habachtstellung. Wenn Kommissar Malangi so früh am Morgen den Arm um dich legt und dich zum Familienmitglied erklärt, gilt es, sich loyal zu verhalten und sich als solches zu fühlen.
    „Da habe ich nun einen Verbrecher, kann aber kein Verbrechen liefern. Oder wenigstens denkt das dieser Rechtsmediziner Dingsbums Malick. Hat niemand ihm gesagt, was in Garden East passiert ist? Wenn er nüchtern ist, würde er den Totenschein seiner eigenen Mutter unterschreiben. Der Kerl schaut sich nie an, was er unterschreibt, doch kaum hat er eine halbe Flasche Murree’s Whisky intus, erzählt er etwas von Beweisen. Und dass der Verdacht auf Sabotage und beabsichtigten Massenmord in keinem medizinischen Labor zu beweisen ist. Ich habe Abu Zar in Handschellen, kann ihn jedoch nicht einbuchten, weil ein besoffener Chura -Doktor plötzlich nicht mehr Gott spielen will. Was will dieser Malick von mir? Dass ich mir in den Kopf schieße und mir dann ein Attest ausstellen lasse, dass der Kerl da drin mich in Ausübung meines Amtes verletzt hat? Seit drei Monaten suchen wir den Mann, der für den Anschlag in Garden East verantwortlich ist, und ich weiß, dass er es ist.“ Kommissar Malangi deutet auf den Wagen, und der Mann, der sich dort krümmt, stöhnt wie ein verendendes Tier.
    Teddy Butt blickt auf das winzige Büro neben der Notaufnahme, vor dem ein lädierter Krankenwagen parkt. Der Fahrer schläft, den Kopf auf das Lenkrad gelegt. Auf dem Schild vor dem Büro der Rechtsmedizin steht: „Waffen und Munition im Büro des Dienst habenden Arztes verboten.“ Teddy starrt auf das mickrige Kabuff wie auf einen feindlichen Bunker.
    „Warum buchten wir ihn nicht wegen Trunkenheit ein?“, fragt Teddy Butt. Das „Wir“ gefällt ihm. Es gibt ihm ein Gefühl, als würde er dem widerspenstigen Arzt, der sich so früh am Morgen weigert, mit der Polizei zusammenzuarbeiten, Handschellen anlegen. Das Gefühl, integraler Bestandteil der Familie zu sein.
    „Ja, wir könnten ihn für gut ein halbes Dutzend Sachen drankriegen. Weißt du, was eine Flasche Murree’s kostet? Wie kann er sich das bei seinem Gehalt überhaupt leisten? Vermutlich betreibt er einen schwunghaften Nierenhandel. Okay, Teddy, angenommen wir buchten ihn ein – aber was, wenn sein Nachfolger
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