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Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Alasea 01 - Das Buch des Feuers

Titel: Alasea 01 - Das Buch des Feuers
Autoren: Das Buch des Feuers
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Magikern des Ordens widerfahren.« Er schob den Ärmel über den Stumpf, um ihn zu verdecken. »Chi hat uns verlassen.«
    Er’ril hob den Blick. »Nicht alle haben das gleiche Schicksal erlitten.«
    »Nur weil sie von Erneuerungen absahen.« Greschym seufzte. »Aber es wird ihnen nicht erspart bleiben. Sie werden gezwungen sein, es zu versuchen. Irgendwann einmal wird sogar die Hand deines Bruders Schorkan vergehen. Als ich ihn das letzte Mal sah, war die Rose bereits zu einem schwachen Rosaton verblasst. Kaum ausreichend Kraft für einen ordentlichen Zauberbann. Wenn die einmal geschwunden ist, kommt er nicht umhin, nach Chi persönlich auszugreifen, um eine Erneuerung zu versuchen; dann wird auch er die Hand einbüßen.«
    »Schorkan weiß das. Die Akademie im benachbarten Tal…«
    »Törichte Hoffnung! Selbst wenn er einen Studenten finden sollte, der noch blutrot ist - von welchem Nutzen ist die Faust eines einzigen Kindes? Es würde eines Dutzends Magiker bedürfen, die frisch zur Rose gekommen sind, um die Kraft da draußen zu vertreiben. Und was ist mit den anderen hundert Schlachten, die überall in unserem Land stattfinden? Wir sind an allen Fronten von den gul’gothanischen Herren des Schreckens umzingelt.«
    »Er hat eine Vision.«
    »Pschsch!« Inzwischen hatte Greschym das Gesicht wieder dem Feuer zugewandt. Er schwieg einige Atemzüge lang, dann sprach er zu den Holzscheiten. »Wie konnten drei Jahrhunderte Kultur so schnell dahinschwinden? Unsere aus Zauber entstandenen Türme, die einst bis zu den Wolken hinaufreichten, sind zu Staub zerfallen. Unser Volk lehnt sich gegen uns auf und gibt uns die Schuld am Verlust von Chis Unterstützung und Schutz. Städte liegen in Ruinen. Das Grölen der gul’gothanischen Festgelage hallt übers Land.«
    Er’ril schwieg. Er hatte die Augen zu schmalen Schlitzen zusammengekniffen, als plötzlich ein Horn durchs Tal schallte - ein Standi-Horn! Wie war das möglich?
    Er’ril drehte sich schwungvoll zum Fenster um und hätte beinahe das Gleichgewicht verloren, als er sich in die Nacht hinausbeugte, die Ohren zum Lauschen gespitzt. Das Horn ertönte erneut, und selbst die fernen Trommeln der Schwarzen Legion schienen deswegen einen Schlag lang auszusetzen. Er’ril machte eine Unruhe bei den nördlichen Lagerfeuern aus. Er blinzelte und versuchte, die Decke der Nacht mit den Augen zu durchbohren. Emsiges Treiben herrschte um die Feuerstellen herum; dann erhaschte er einen Blick auf den sich aufbäumenden kastanienbraunen Hengst, dessen Umrisse sich im Licht des Kochfeuers im Lager abzeichneten. Es war Schorkans Reittier!
    Die Dunkelheit verschluckte das Bild, bevor Er’ril erkennen konnte, ob einer oder zwei Reiter auf dem Pferd saßen. Er’ril schlug mit der Faust, die in einem Handschuh steckte, auf das Fenstersims.
    Greschym stand bereits neben Er’ril. »Ist das Schorkan?«
    »Ich glaube ja!« Er’ril entfernte sich eilig vom Fenster. »Schnell, hinunter! Vielleicht braucht er Hilfe!«
    Er’ril wartete nicht, um zu sehen, ob Greschym ihm folgte, sondern lief aus dem Raum und mit großen Sprüngen die Holztreppe des Gasthauses hinunter, wobei er den letzten Absatz zum Boden des Erdgeschosses mit einem kühnen Satz überwand. Sobald seine Füße die Dielen berührten, rannte er weiter durch den Gemeinschaftsraum. Notdürftig hergerichtete Betten säumten die Wand, und auf fast allen lagen Männer mit Verbänden. Gewöhnlich wäre er neben dem einen oder anderen Bett stehen geblieben, hätte die Hand auf ein Knie gelegt oder mit einem der Verletzten einige aufmunternde Worte gewechselt; jetzt aber fehlte ihm die Zeit dazu. Heilkundige traten zur Seite, als er durch den Raum stürmte, und ein an der Tür postierter Wachmann stieß diese weit auf, um ihn ins Freie zu lassen.
    Die eisige Nachtluft brannte ihm in den Lungen, als er durch die Vordertür und über die Eingangsveranda des Gasthauses rannte. Als er den eisigen Schlamm am Fuß der Veranda erreichte, hörte er das Klacken von schwer beschlagenen Hufen, die sich rasch näherten. Flackernde Fackeln um den Eingang herum trugen wenig dazu bei, das Herannahen des Pferdes in ein helleres Licht zu tauchen; erst als der Hengst schon bei ihm war, erblickte er die bebenden Nüstern und die wilden Augen. Der Reiter riss die Zügel zurück. Der Gaul vergrub die Vorderbeine bis zu den Fesseln im Schlamm, als er keuchend anhielt. Schaumiger Speichel flog ihm von den Lippen, als er die Mähne schüttelte, und große
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