Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen

Titel: Akte Weiß: Das Geheimlabor, Tödliche Spritzen
Autoren: Tess Gerritsen
Vom Netzwerk:
fürchtete, sie beide würden der Länge nach hinschlagen. Wenn das passierte, würde sie nicht mehr die Kraft haben, den Mann aufzurichten. Schon jetzt sackte sein Kopf gegen ihre Wange, und Wasser sickerte von seinem regennassen Haar an ihrem Hals hinunter.
    Als sie die Beifahrerseite erreichten, fühlte sich Cathys Arm an, als würde er abfallen. Sie konnte kaum die Tür aufziehen und hatte keine Kraft mehr, um sanft vorzugehen. Sie schob den Mann einfach auf den Sitz.
    Er sackte auf den Beifahrersitz. Seine Beine hingen noch heraus. Cathy bückte sich, packte ihn an den Knöcheln und hob ein Bein nach dem anderen in den Wagen, wobei sie mit einem Gefühl des Losgelöstseins feststellte, dass ein Mann mit so großen Füßen auf keinen Fall elegant sein konnte.
    Als sie sich auf den Fahrersitz schob, versuchte er schwach, den Kopf zu heben, ließ ihn jedoch wieder nach hinten sinken. „Beeilen Sie sich”, flüsterte er.
    Gleich beim ersten Drehen des Schlüssels stotterte der Motor nach der Zündung kurz und starb ab. Gütiger Himmel, flehte sie, spring an! Spring an! Sie schaltete die Zündung aus, zählte langsam bis drei und versuchte es noch einmal. Diesmal sprang der Motor an. Cathy schrie fast vor Erleichterung auf, rammte den Gang hinein und jagte mit kreischenden Reifen Richtung Garberville los.
    Voll Panik sah sie im Schein der Armaturenbrettbeleuchtung, dass der Kopf des Mannes gegen die Rückenlehne gesunken war. Er rührte sich nicht.
    „Hey! Hören Sie mich?” schrie sie.
    Die Antwort kam in einem Flüsterton. „Ich lebe noch.”
    „Gütiger Himmel! Einen Moment dachte ich …” Ihr Herz hämmerte, während sie wieder auf die Straße blickte. „Hier muss doch irgendwo ein Krankenhaus sein …”
    „Bei Garberville … da ist eines …”
    „Wissen Sie, wie ich dahin komme?”
    „Ich bin vorbeigefahren … fünfzehn Meilen …”
    Wo war sein Wagen? „Was ist passiert? Hatten Sie einen Unfall?”
    Er setzte zum Sprechen an, doch seine Antwort wurde von einem plötzlichen Flackern von Licht unterbrochen. Er raffte sich hoch, drehte sich um und starrte auf die Scheinwerfer eines anderen Wagens weit hinter ihnen. Bei seinem geflüsterten Fluch sah Cathy ihn alarmiert an.
    „Was ist los?”
    „Dieser Wagen …”
    Sie blickte in den Rückspiegel. „Was ist damit?”
    „Wie lange folgt er uns schon?”
    „Ich weiß nicht. Ein paar Meilen. Warum?”
    Die Anstrengung, seinen Kopf hochzuhalten, schien plötzlich zu viel für ihn zu werden, und er ließ ihn mit einem Stöhnen wieder sinken. „Kann nicht denken”, wisperte er. „Kann nicht …”
    Er hat zu viel Blut verloren, dachte sie und trat in Panik das Gaspedal durch. Der Wagen tat einen Satz durch den Regen, das Lenkrad vibrierte wild, während Fontänen von den Rädern hochsprühten. Langsamer, sonst brachte sie noch sie beide um!
    Sie nahm den Fuß wieder vom Gas. Der Mann kämpfte sich erneut in sitzende Haltung hoch.
    „Bitte, behalten Sie den Kopf unten”, flehte sie.
    „Dieser Wagen …”
    „Ist nicht mehr da.”
    „Sind Sie sicher?”
    Sie blickte in den Rückspiegel. Durch den Regen sah sie nur ein schwaches Funkeln von Licht, aber das waren nicht eindeutig Scheinwerfer. „Ich bin sicher”, log sie und war erleichtert, dass er sich wieder zurücklehnte.
    Sein Schweigen jagte ihr Angst ein. Sie musste seine Stimme hören und sich vergewissern, dass er nicht bewusstlos geworden war.
    „Sprechen Sie mit mir”, drängte sie. „Bitte!”
    „Ich bin müde …”
    „Nicht aufhören! Weitersprechen! Wie … wie heißen Sie?”
    Die Antwort bestand nur aus einem Flüstern. „Victor …”
    „Victor. Das ist ein großartiger Name. Der gefällt mir. Was machen Sie beruflich, Victor?”
    Sein Schweigen war Anzeichen dafür, dass er zu schwach war, um sich zu unterhalten. Aber sie konnte nicht zulassen, dass er das Bewusstsein verlor.
    „Na schön.” Sie zwang sich dazu, ihre Stimme leise und ruhig zu halten. „Dann werde ich sprechen. Sie brauchen nichts zu sagen. Hören Sie nur einfach zu. Mein Name ist Catherine. Cathy Weaver. Ich lebe in San Francisco, im Richmond District. Kennen Sie die Stadt?” Es kam keine Antwort, aber sie fühlte, dass er ihre Worte stumm zur Kenntnis nahm. „Na schön”, fuhr sie fort, um die Stille irgendwie zu füllen. „Vielleicht kennen Sie die Stadt nicht. Das spielt keine Rolle. Ich arbeite für eine unabhängige Filmgesellschaft. Genau genommen gehört sie Jack. Meinem Exmann. Wir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher