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Airframe

Airframe

Titel: Airframe
Autoren: Michael Crichton
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Dann kippte die Maschine wieder … und ging nach unten.
    Klick. »Zweite Oszillation …«
    Wieder ein Sturzflug.
    Jennifer nahm die Hand vom Mund und schrie, viel lauter als vorher. Casey versuchte, sich an den Armlehnen festzuhalten, sich abzulenken. Sie hatte vergessen zu zählen, hatte vergessen zu -
    Wieder das Gewicht.
    Das Absacken. Der Druck.
    Tief in den Sitz.
    Casey konnte sich nicht rühren. Sie konnte den Kopf nicht drehen.
    Sie stiegen wieder, steiler als zuvor, das Kreischen der Triebwerke laut in ihren Ohren, und sie sah, daß Jennifer nach ihr
    griff, ihren Arm faßte. Casey drehte sich zu ihr um, und Jennifer, blaß und mit weitaufgerissenen Augen, schrie: »Aufhören! Aufhören! Aufhören!«
    Die Maschine erreichte den Scheitelpunkt des Anstiegs. Der Magen hob sich, die Übelkeit. Jennifers entsetzte Blicke, die Hand vor dem Mund. Erbrochenes spritzte ihr zwischen den Fingern hervor. Das Flugzeug kippte wieder. Der nächste Sturzflug.
    Klick. »Öffne jetzt die Gepäckfächer. Um Ihnen einen Eindruck zu geben, wie es war.«
    Zu beiden Seiten sprangen die Gepäckfächer über den Sitzen auf, und weiße Blöcke von etwa einem halben Meter Kantenlänge quollen heraus. Es war nur harmloses Styropor, aber sie wirbelten durcheinander wie in einem dichten Schneesturm. Casey spürte sie an ihrem Gesicht, auf ihren Händen.
    Jennifer würgte wieder und versuchte, die Tüte unter ihrem Schenkel hervorzuziehen. Die Blöcke flogen nach vorne, die Kabine entlang zum Cockpit. Sie versperrten die Sicht auf allen Seiten, bis sie, einer nach dem anderen, zu Boden sanken, ein Stückchen rollten und dann liegenblieben. Das Motorengeräusch veränderte sich. Die Last des zusätzlichen Gewichts. Die Maschine stieg wieder.
    Der Pilot der F-14-Verfolgermaschine sah zu, wie der Norton—
    Großraumjet in einem Winkel von einundzwanzig Grad steil durch die Wolken stieg. »Teddy«, sagte er über Funk. »Was zum Teufel soll das?«
    »Ich reproduziere nur das, was auf dem Flugschreiber war.«
    »Mein Gott«, sagte der Pilot.
    Der riesige Passagierjet raste in die Höhe und brach bei ei-nundreißigtausend Fuß durch die Wolkendecke. Und stieg noch einmal tausend Fuß, bevor er an Geschwindigkeit verlor. Sich der Sackfluggrenze näherte. Und dann wieder nach unten kippte.
    Jennifer erbrach sich explosionsartig in die Tüte. Es quoll ihr über die Hände, tropfte ihr auf den Schoß. Als sie sich Casey zudrehte, sah ihr Gesicht grün, krank, verzerrt aus. »Aufhören, bitte… «
    Die Maschine hatte den Scheitelpunkt wieder überschritten. Und raste in die Tiefe.
    Casey sah sie an. »Wollen Sie nicht den ganzen Vorfall für Ihre Kameras reproduzieren? Großartige Bilder. Noch zwei Zyklen.«
    »Nein! Nein… «
    Die Maschine befand sich jetzt wieder im Sturzflug. Ohne den Blick von Jennifer zu nehmen, sagte Casey: »Teddy! Teddy, Hände weg vom Steuer!« Jennifer riß entsetzt die Augen auf. Klick. »Roger. Nehme jetzt die Hände vom Steuer.« Sofort richtete sich die Maschine wieder aus. Stetig und sanft. Aus dem Kreischen der Triebwerke wurde ein gleichmäßiges
    Dröhnen. Die Styroporblöcke rollten ein paarmal umher und rührten sich dann nicht mehr.
    Horizontaler Flug.
    Sonnenlicht strömte durch die Fenster.
    Jennifer wischte sich mit dem Handrücken Erbrochenes von den Lippen. Benommen sah sie sich in der Kabine um. »Was … was ist passiert?«
    »Der Pilot hat den Steuerknüppel losgelassen.«
    Jennifer schüttelte verständnislos den Kopf. Ihre Augen waren glasig. Mit schwacher Stimme sagte sie: »Er hat ihn losgelassen?«
    Casey nickte. »Richtig.«
    »Ja, aber … «
    »Der Autopilot fliegt die Maschine.«
    Malone ließ sich in den Sitz sinken und legte den Kopf an die Lehne. Schloß die Augen. »Ich verstehe nicht«, sagte sie.
    »Um den Vorfall bei Flug 545 zu beenden, hätte der Pilot nur die Hände vom Steuerknüppel zu nehmen brauchen. Wenn er losgelassen hätte, wäre alles sofort zu Ende gewesen.«
    Jennifer seufzte. »Warum hat er es dann nicht getan?«
    Casey antwortete ihr nicht. Sie wandte sich zum Monitor. »Teddy«, sagte sie, »fliegen wir zurück.«

9 Uhr 45
    Yuma/Teststation
    Zurück auf dem Boden, ging Casey durch den Hauptraum der Testflugstation ins Pilotenzimmer. Es war ein alter, holzgetäfelter Aufenthaltsraum für Testpiloten, der noch aus den Tagen stammte, als Norton Militärflugzeuge baute. Eine durchgesessene grüne Couch, vom Sonnenlicht ausgebleicht. Ein paar Flugzeugsitze aus Metall um
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