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Aina - Herzorgasmus

Aina - Herzorgasmus

Titel: Aina - Herzorgasmus
Autoren: Nina Nell
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Ihre Gesichter waren von Falten durchzogen. Manche davon waren Lachfalten und andere zeigten die Sorgen, die sie in ihrem Leben schon zu bewältigen gehabt hatten. Aber sie waren beide auf ihre Weise schön. Als das Lachen verklungen war, hatten sie sich einfach nur in den Armen gelegen und dem Knistern des Kaminfeuers gelauscht. Doch dann hatte der Wind begonnen zu heulen und der Hagel war gegen die Fenster geknallt, als schlüge jemand mit Steinen dagegen.
    Alva war sofort aufgesprungen und zum Fenster gelaufen. Doch Walter hatte sie in die Mitte des Raumes gezogen und fluchte nun darüber, dass er keine Jalousien hatte, die er von außen schließen konnte. Alva reagierte nicht auf seine Worte. Sie stand einfach nur da und blickte skeptisch hinaus. Es überkam sie ein Gefühl von Wut und Angst und sie spürte deutlich, dass diese Gefühle durch etwas von Außen ausgelöst wurden. Etwas spielte sich da draußen ab, das weitaus mehr war, als ein Unwetter. Sie war zu sensitiv, um die Ursache nicht zu erkennen. Während sich Walter immer noch über das Wetter empörte, schloss Alva die Augen und versuchte durch das Chaos hindurch zu sehen. In ihrer Familie waren Hellsichtigkeit undHellfühligkeit völlig normal. Schon seit Generationen. Alva hatte alles von ihren Eltern und Großeltern gelernt, was sie wissen musste und sie sah oft Dinge, die man mit normalen Sinnen nicht wahrnehmen konnte. Sie war sehr spirituell und sehr hellfühlig. Walter konnte damit zwar nicht viel anfangen, aber er akzeptierte und tolerierte ihre Spinnerei, wie er sagte.
    Alvas hellsichtiger Blick bahnte sich seinen Weg durch Schneesturm, Hagel und dichte Nebelwolken und blieb schließlich an dem Schloss haften, das außerhalb der Stadt am Rande des Waldes auf einem Hügel stand. Es ging ungewöhnlich schnell. Normalerweise brauchte sie einen Moment, um sich zu konzentrieren. Doch dieses Mal schien es, als drängten sich ihr die Bilder geradezu auf. Die Villa strahlte eine prunkvolle, wohnliche Atmosphäre aus. Ganz so, als sei gerade jemand eingezogen. Es sah wunderschön aus. Geschmackvoll, alt, ja geradezu antik. Doch gleichzeitig modern. Die Farben der Einrichtung waren perfekt aufeinander abgestimmt und die Möbel schufen in ihrer Anordnung eine perfekte Harmonie. Sie glaubte in ihrem Leben noch nie etwas Schöneres gesehen zu haben. Doch es war nicht nur die Schönheit des Schlosses und dessen Einrichtung, die sie in Staunen und Bewunderung versetzte, sondern die liebevolle, anmutige Sorgfalt, die investiert worden war, um diesen Anblick genauso erstrahlen zu lassen, wie er sich ihr offenbarte. Sie spürte, dass hier große Mühen auf sich genommen worden waren und dass sie ein jeder gern auf sich genommen hatte. Ehrfurcht schwang in den Räumen mit und tiefe Loyalität. Hier musste zweifelsohne eine bedeutende Person leben. Ein König vermutlich. Doch so viel sie wusste, gab es hier keinen Adeligen, der…
    Im nächsten Moment sah sie plötzlich einen Mann. Ihr Blick blieb an seinen Augen haften, wie eine Fliege an einem klebrigen Netz. Finster wie die Nacht und tief wie ein endloser, leererBrunnen starrten sie direkt in ihre Seele und verbrannten sie fühlbar. Ihr schnürte sich die Kehle zu vor Angst. Sie bekam keine Luft mehr und ihr Körper wurde auf einmal eiskalt. Sie spürte, wie ihre Kraft von Sekunde zu Sekunde schwand, als würde sie in einen bodenlosen Abgrund fließen. Ihr wich das Blut aus dem Gesicht, aus den Armen und Beinen und bald spürte sie ihren Körper nicht mehr. Sie fühlte nur noch Angst. Nackte Angst. Jemand schrie ihren Namen und rüttelte an ihr, doch es fiel ihr so schwer ihren Blick von seinen Augen zu lösen. Diesen dunklen, gefährlichen Augen. So schwarz und leer wie ein Wurmloch, das ins Nichts führte. Sie verlor sich darin. Ihre Seele verbrannte in der Schwärze. Erst, als sie etwas Nasses in ihrem Gesicht spürte und sie zwang nach Luft zu schnappen, brach diese Verbindung ab und sie fand sich im Wohnzimmer wieder. Auf dem Fußboden. Walter kniete neben ihr und fächelte ihr Luft zu.
    »Mein Gott, Alva!«, rief er erschrocken. »Was ist passiert? Du bist kalkweiß!«
    Alva richtete sich auf und rang nach Luft. »Das ist kein Unwetter«, japste sie und griff nach seinem Hemd, um ihm tief in die Augen zu sehen. »Jemand… kommt. Jemand… kommt… her.« Sie spürte es. Sie spürte es so deutlich, wie nichts Anderes.
    Walter umfasste ihre Handgelenke und runzelte die Stirn. »Was redest du da?«
    Es war
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