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AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN

Titel: AFFÄREN, DIE DIE WELT BEWEGTEN
Autoren: Gerhard Jelinek
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nachgehen. Es geht um die zwei Worte „sexuelle Beziehung“. Der Präsident hat unter Eid vor einer „Grand Jury“ ausgesagt, mit Lewinsky keine „sexuelle Beziehung“ gepflegt zu haben. Hat Clinton unter Eid gelogen, würde er abgesetzt werden. Die Republikaner im Kongress und im Senat streben die Entmachtung des Präsidenten an: Selbst wenn er den medialen Sturm überlebt, ist Clinton in seinem Amt schwer beschädigt, politisch eine lahme Ente, moralisch diskreditiert. Jahre später zweifelt Bittman am Verstand, jedenfalls am Anstand des obersten Dienstherrn: „Ein Präsident, der inmitten eines schon Jahre dauernden medialen Sturms und mitten in einem Gerichtsverfahren, in dem er wegen sexueller Belästigung Beschuldigter ist, mit einer 21-jährigen Praktikantin über Monate herummacht, muss verrückt sein.“
    Im Hintergrund hat sich das publizistische Gewitter schon lange zusammengebraut. Linda Tripp informiert den „Newsweek“-Journalisten Michael Isikoff. Dieser recherchiert eine Geschichte über Affären, in denen Clinton Frauen sexuell bedrängt und belästigt haben soll. Lewinsky und der Präsident setzen ihr Techtelmechtel fort, obwohl es Warnungen und Hinweise auf einen Mega-Skandal gibt. Ende März 1997 wird das letzte Zusammentreffen sein. Clinton geht wegen einer Knieverletzung auf Krücken. Er braucht Trost und Ablenkung, eine andere Variante des bekannten Spiels. Zum Beischlaf im engeren Sinn kommt es nicht. Die Präsidentschaft hängt von solchen Details ab. Denn nach Auffliegen der Affäre muss Bill Clinton eine öffentliche Erklärung abgeben, scheinbar beiläufig, von seinem Arbeits- und Liebesplatz im Oval Office aus: „Ich möchte dem amerikanischen Volk eines sagen. Ich möchte, dass Sie mir zuhören. Ich hatte keine sexuelle Beziehung mit dieser Frau, Fräulein Lewinsky. Ich habe niemandem gesagt, dass er lügen soll, nicht ein einziges Mal, niemals. Diese Anschuldigungen sind falsch. Und ich muss zu meiner Arbeit für das amerikanische Volk zurückkehren. Danke.“
    Und nach dieser Fernseherklärung beschäftigt sich die Öffentlichkeit der größten Militärmacht der Welt mit der Definition des Begriffs „sexuelle Beziehung“. Der Präsident hält Oralsex für keinen richtigen Sex. Das Erregen der weiblichen Geschlechtsteile, Küssen, das Berühren der Brüste, die Zigarre … all das gilt für den Präsidenten nicht als „sexuelle Beziehung“. Nur vollzogener Beischlaf soll zählen. Clinton beherrschte sich tatsächlich, er vermied einen eindringlicheren Kontakt, verzichtete auf den Höhepunkt, wollte keine Spuren hinterlassen und patzte doch einmal.
    Die Juristen der Sonderkommission im Auftrag des von den oppositionellen Republikanern beherrschten Repräsentantenhauses müssen den scheinbar belanglosen, jedenfalls aber höchst intimen Fragen nachgehen. Es geht um die zwei Worte „sexuelle Beziehung“. Der Präsident hat unter Eid ausgesagt, mit Lewinsky keine „sexuelle Beziehung“ gepflegt zu haben. Hat Clinton unter Eid gelogen, würde er abgesetzt werden. Bittman hat die Einvernahme-Protokolle gelesen und er hat die aufgezeichneten Gespräche zwischen der liebeshungrigen Lewinsky und ihrer vorgeblich besten Freundin Linda Tripp gehört. Die Sekretärin im amerikanischen Verteidigungsministerium ist die eigentliche Schlüsselfigur. Tripp wird zur mütterlichen Vertrauten der jungen Frau. Sie ist um 24 Jahre älter und um einige Erfahrungen reicher. Monica schwärmt von ihrer Eroberung im Weißen Haus, sie beschreibt detailliert ihre Schäferstündchen und weint sich an der Schulter der älteren Kollegin aus. Linda Tripp heuchelt Verständnis und Empathie, aber sie verrät die junge Monica. Die hinterhältige Vertraute lässt bei den intimen Frauengesprächen heimlich ein Tonband mitlaufen und wird zum Spitzel. Tripp übergibt die Bänder postwendend der Staatsanwaltschaft. Sie lässt sich sogar als Lockvogel für eine Undercover-Operation engagieren und vom FBI mit einem versteckten Mikrofon ausrüsten, um Lewinsky bei einem Mittagessen an der Bar des Ritz Carlton Hotels in Pentagon City im Januar 1998 auszuhorchen. Die 45-Jährige kennt das Weiße Haus von innen. Sie hat auch schon für den Vorgänger Bill Clintons im Präsidentenamt, George Bush, gearbeitet und war als eine der wenigen Mitarbeiterinnen des republikanischen Präsidenten auch von der neuen Administration übernommen worden. Die Motive ihres Handelns bleiben unklar. Linda Tripp pflegt gute Kontakte zu
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