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Abgründe

Abgründe

Titel: Abgründe
Autoren: Arnaldur Indriðason
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habe alle möglichen Beispiele angeführt. Aber … es kann sein, dass sie daraus geschlossen hat, ich wäre irgendwie daran beteiligt.«
    »Und du hast nicht versucht, ihr damit zu imponieren?«
    Knútur schwieg.
    »Und deinen Freunden Sverrir, Arnar und Þorfinnur – hast du denen davon etwas gesagt?«
    »Nein.«
    »Bestimmt nicht?«
    »Ich habe niemandem davon erzählt.«
    »Wollte sie Geld von dir?«
    »Nein.«
    »Hast du ihr diese Geldeintreiber auf den Hals gehetzt, um sie zum Schweigen zu bringen?«
    »Nein. Zum Schweigen zu bringen? Ich … Ich hatte keinen Grund dazu. Und ich kenne auch keine solchen Leute.«
    »Deine Frau durfte das unter keinen Umständen herausfinden.«
    »Nein, aber deswegen hätte ich doch Lína nichts angetan.«
    »Du kennst Þórarinn und Hörður nicht?«
    »Nein.«
    »Hat sie versucht, Geld von dir zu erpressen, als sie erfuhr, mit was ihr vier euch befasst habt?«
    »Nein. Sie wusste nichts davon, darüber habe ich ihr nichts erzählt.«
    »Ich glaube, du lügst«, sagte Sigurður Óli und stand auf. »Aber wir gehen das alles morgen noch einmal in Ruhe durch.«
    »Ich lüge nicht«, sagte Knútur.
    »Das wird sich zeigen.«
    Knútur stand ebenfalls auf. »Ich lüge nicht.«
    »Wusstest du, woher Alain Sörensens Geld kam?«
    »Nein, anfangs nicht.«
    »Aber später?«
    Knútur schwieg.
    »Musste Þorfinnur deswegen sterben?«, fragte Sigurður Óli.
    »Ich will mit meinem Rechtsanwalt sprechen«, sagte Knútur.
    »Ist es korrekt, dass ihr nach Snæfellsnes gefahren seid, um Þorfinnur wieder ins Boot zu holen?«
    »Ich will einen Rechtsanwalt.«
    »Das ist wohl tatsächlich am besten«, sagte Sigurður Óli und brachte Knútur wieder in seine Zelle.
    Kurze Zeit später kehrte er in sein Büro zurück, um seine Autoschlüssel zu holen. Er setzte sich noch einmal hinter seinen Schreibtisch und ging im Geiste die Gespräche mit den drei Bankern durch. Anscheinend waren sie zur Kooperation bereit. Sverrir am wenigsten, da vermutlich der Großteil der Verantwortung auf seinen Schultern lag.
    Sigurður Óli blätterte noch einmal durch die Abhöraufzeichnungen von Höddi. Er hatte sie noch nicht vollständig durchgesehen und wusste auch nicht, ob es überhaupt noch eine Rolle spielte. Doch dann stieß er auf ein Gespräch mit jemandem, der sich anscheinend schon einmal mit Höddi in Verbindung gesetzt hatte und zu ihm in die Werkstatt gekommen war. Das Gespräch hatte erst vor kurzer Zeit stattgefunden.
    SE: Wirst du das für mich tun?
    HV: Kein Problem, meine Liebe.
    SE: Ich kann dir fünfzig Mille geben.
    HV: Ist gebongt.
    SE: Also, dann tschüss.
    HV: Okay, bye.
    Sigurður Óli starrte auf das Blatt. »SE: Wirst du das für mich tun?« Die Namen von Höddis Gesprächspartnern waren in einer Liste beigefügt. Er schlug nach undsein Verdacht bestätigte sich. Ein seltsames Gefühl der Betäubung und Leere überkam ihn, und es fiel ihm wie Schuppen von den Augen. Er würde Knútur für einige seiner Beschuldigungen Abbitte leisten müssen, und auch bei Finnur musste er sich entschuldigen, der die ganze Zeit recht gehabt hatte. Er hatte bei der Ermittlung eklatant versagt.
    »Was war eigentlich mit dir los«, flüsterte Sigurður Óli und legte das Blatt langsam wieder auf den Tisch.
    Noch in derselben Nacht fuhr er die ganze Strecke über die Berge bis nach Litla-Hraun, nur um Höddi eine einzige Frage zu stellen. Er wusste, dass er in dieser Nacht ohnehin nicht viel Schlaf finden würde, und es graute ihm vor dem morgigen Tag. Es graute ihm vor dem Unvermeidlichen, aber er wollte lieber selber das Notwendige in die Wege leiten, als es anderen zu überlassen. Anschließend würde er sich von der Ermittlung zurückziehen. Sigurður Óli wusste, dass er mit Blindheit geschlagen gewesen war, und er wusste auch nur zu gut, weshalb. Er hatte sich für ausreichend stark, für ausreichend unparteiisch und für einen ausreichend guten Kriminalbeamten gehalten, um unvoreingenommen zu sein, egal, mit wem er es zu tun hatte.
    Und jetzt wusste er, dass er nichts von alledem war.
    Er brachte einen der diensthabenden Aufseher dazu, Höddi zu wecken und ihn ins Vernehmungszimmer zu bringen. Der Mann reagierte zunächst ablehnend auf dieses Ansinnen, ließ sich dann aber von Sigurður Óli davon überzeugen, dass es von größter Wichtigkeit für die Ermittlung sei.
    Sigurður Óli und Höddi waren nur zu zweit im Vernehmungszimmer, da es sich nicht um ein offizielles Verhör handelte.
    »Bist du
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