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Abgehakt

Abgehakt

Titel: Abgehakt
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»Sehen Sie selbst nach.«
    Martin blätterte zum heutigen Tag und las: Barbara, Taunusstraße. »Sie war mit der Hansen verabredet«, rief er seinem Chef zu, der im Nebenzimmer eine Pfeife anzündete.
    »Was nicht außergewöhnlich ist. Die Damen sehen sich öfter.«
    »Ja, aber sie wollten sich, laut Kalender, in der Taunusstraße treffen. Das Café Plan B ist in der Taunusstraße.«
    Milster schwieg.
    »Woher kennen sich die beiden?« Martin war zu ihm getreten.
    »Woher? Ich weiß gar nicht genau.«
    »Und wie lange kennen sie sich schon?«
    »Es muss wohl fünf oder sechs Jahre her sein, dass die Brettschneider zum ersten Mal hier war. Eine wirklich angenehme Person.« Er suchte Martins Blick. »Umso schlimmer, dass Sie keine Spur von ihr haben   …«
    Milster redete und redete, aber Martin hörte gar nicht zu. Er war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Ihm war, als wäre er ständig mit einer Information gefüttert worden, die er nicht zu deuten wusste. Und jetzt kam er nicht darauf, um was es sich handelte. Erneut schlug er den Kalender von Katja Milster auf. Er suchte den Tag, an dem Eva Klein ermordet worden war. Kein Eintrag. Er blätterte wahllos in den Seiten herum. Hier und da las er von einer Verabredung mit Barbara Hansen. Er blickte zu Milster hinüber, der inzwischen schwieg und nachdenklich aus dem Fenster blickte, während er an seiner Pfeife zog. Barbara Hansen, oder wie sein Chef sie zu nennen pflegte, Barbara Brettschneider, B.B., wie Brigitte Bardot, ging es Martin durch den Kopf. »Brettschneider«, murmelte er vor sich hin und riss plötzlich erschrocken die Augen auf.
    »Mein Gott!« Die Erkenntnis traf ihn mit voller Wucht, und er schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Wie bescheuert kann man nur sein?«
    Milster blickte zu ihm herüber. »Was ist jetzt schon wieder?«
    »Moment!«, sagte Martin und lief mit gesenktem Kopf nervös hin und her. Bevor er seine Gedanken laut äußern würde, musste er sie erst zu Ende denken. Er vergegenwärtigte sich vor seinem inneren Auge die Liste, auf der er den Namen Barbara Brettschneider schon einmal gelesen hatte.
    »Herr Milster, wussten Sie, dass Barbara Hansen auch mal in der Judoschule Brenner Mitglied war?«
    »Ach ja, jetzt, wo Sie es sagen. Kann sein, dass meine Frau sie dort kennengelernt hat. Warum fragen Sie?«
    »Reine Neugier«, tat Martin belanglos. »Hab’ mich nur gewundert, warum sie das nie erwähnt hat, wo sie doch wusste, dass wir da ermitteln.«
    »Ja, von sich erzählt sie nicht viel. Sie ist eher ein verschlossener Typ. Aber die sind mir allemal lieber als diese Quasselstrippen.«
    »Dann wundert’s mich auch nicht, dass sie nie etwas von ihrem Ehemann erzählt hat. Ich gehe mal davon aus, dass sie verheiratet ist, wenn sie jetzt Hansen und nicht mehr Brettschneider heißt?«
    »Na, dass sie von dem nichts erzählt, überrascht mich nicht. Der ist für sie ein rotes Tuch. Oder war, muss man ja sagen. Sie ist geschieden, genau wie Sie.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Drei Jahre, glaube ich.«
    »Was war’s bei ihr?«
    »Ach, das Übliche. Eine Jüngere hat sich ihren Mann geschnappt, und weg war er. Sie war ziemlich fertig nach der Sache. Aber wenigstens hat sie ’ne schöne Summe Geld bekommen. Davon hat sie sich auch den schwarzen Mercedes gekauft. Ein schöner Wagen.«
    »Ach du Scheiße!«
    Forschend blickte Milster den Kommissar an, der einen merkwürdig abwesenden Gesichtsausdruck hatte. Man konnte sehen, dass hinter seiner Stirn die Gedanken ratterten.
    »Ich glaube, Ihre Frau hat mit dem Fall nur so viel zu tun, als dass sie von der Mörderin benutzt wurde«, sagte Martin schließlich. »Es ist die Hansen!«
    »Sandor! Jetzt hören Sie aber auf!«, rief Egon Milster aufgebracht. »Ich respektiere Ihre beruflichen Fähigkeiten, aber das geht zu weit. Das ist genauso abwegig wie die Verdächtigungen meiner Frau gegenüber. Langsam glaube ich, Sie fangen an durchzudrehen!«
    »Wahrscheinlich«, sagte Martin und zwang sich, ganz gelassen zu wirken. »Und deshalb fahre ich jetzt zurück ins Präsidium. Vielleicht kann ich da wieder klar denken.«
    »Gute Idee!« Kopfschüttelnd blickte Milster ihm nach.

55

     
     
    Martin lief eilig aus dem Haus und sprang in seinen Wagen. Sofort griff er zum Handy und rief im Büro an. Dieter meldete sich.
    »Gib mir die genaue Adresse der Hansen«, forderte Martin ihn auf.
    »Aukammallee 36.«
    »Ihr fahrt sofort dort hin. Wir treffen uns da. Wir müssen die
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