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900 Großmütter Band 1

900 Großmütter Band 1

Titel: 900 Großmütter Band 1
Autoren: R. A. Hrsg Lafferty
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eigenen Angaben über ihre Herkunft sind vage.
    »Sie kamen und nahmen uns unser Dizz weg«, sagen sie.
     
    Übersetzung der Romani-Ausdrücke
     
    areat  Abend?
    awa   ja, gewiß, bereit
    bano  Münze, Geld
    bedo  Sache, Ding
    brishindo  Regen
    jal  eigentlich: grün, frisch, roh; hier dem Sinne nach:) weg
    kakko  Onkel, Vetter
    kalo   Zigeuner
    kinna (kilna)  Markt, kaufen
    narvelengero dives  Rummelplatz
    lazadives  Schausteller, Akrobat
    nashiva  rennen, Eile
    rez   Berg, Weinberg
    riker   behalten, erhalten
    riser   drehen, wenden (zurückkommen?)
    sung   Geruch, riechen

 
Ginny
     
    »Heute abend halte ich meinen Vortrag, Dismas«, sagte Dr. Minden, »und sie werden mich aus dem Saal buhen. Bei dem bloßen Gedanken daran fühle ich direkt, wie mir die Haare vom Schädel marschieren.«
    »Ach was, das geschieht Ihnen ganz recht, Minden. Nach den Andeutungen, die Sie mir gemacht haben, können Sie gar nicht verlangen, daß Ihr Vortrag ohne weiteres ankommt. Übrigens – so schlimm sind die Herren Kollegen doch auch wieder nicht.« »Nicht so schlimm? Hauser tutet wie ein wilder Gänserich! Und das klackernde Gelächter von diesem Goldbeater! Snodden kichert so laut durch die Nase, daß es von den Wänden widerhallt! Coopers Gebrüll klingt, als wenn leere Bierfässer die Treppe hinunterrollen, und Sie selbst – ich werde dabei einschrumpfen, Dismas. Stellen Sie sich die schlimmste Kakophonie vor, die jemals – ach nein! An so etwas Gespenstisches habe ich nicht gedacht!«
    Melodisches Geheul! Wundersames Geschnatter, felsenspaltende Hornrufe, deren Resonanz ganz offensichtlich zu mächtig war für ein so kleines Instrument! Jaulen, Woodoo-Gelächter, abgebrochenes Gröhlen, Nashorngegrunz! Und das Kind schoß in Purzelbäumen aus den hohen Felsen der Doolan’s Mountains hervor und hüpfte wie ein Wasserfall die Flanke des Hügels hinunter. Und die beiden Männer lachten.
    »Ihre Ginny ist tatsächlich die unheimlichste Kakophonie, die ich mir vorstellen kann, Dismas«, sagte Dr. Minden. »Ich habe Angst vor ihrem Geschrei, und ich liebe es. Ihre Tochter ist das bemerkenswerteste Geschöpf auf der ganzen Welt. Sag uns was, Ginny! Ich wünschte, ich könnte ein Mittel finden, daß du immer grade vier Jahre alt bleibst.«
    »Oh, das habe ich schon selbst gefunden, Doktor Minden!« flötete Ginny im Näherkommen; ihre Bewegungen hatten etwas von der atemlosen Grazie einer jungen Gazelle, vereint mit dem plumpen Hoppeln eines Wildschwein-Frischlings. »Ich habe einen Trick, genau wie die Woodoo-Frau; die aß Wasserkäfer-Eier und wurde auch nicht älter, wissen Sie.«
    »Was wurde denn schließlich aus ihr, Ginny?« fragte Dr. Minden das Kind.
    »Oh – nach einer Weile kriegte sie graue Haare und Runzeln. Und nach noch einer Weile fielen ihr die Haare und die Zähne aus, und dann starb sie. Aber sie wurde niemals älter. Sie hat nur so getan und alle Leute angeschmiert. Das tu ich auch.«
    »Ja, ich weiß, das tust du, Ginny, und auf die verschiedensten Arten. Na, hast du denn auch Wasserkäfer-Eier gegessen, damit du nicht älter wirst?«
    »Nein, ich kann die Stellen nicht finden, wo sie sie legen, Doktor Minden. Ich habe meinen eigenen Trick, der ist sogar noch besser.«
    »Weißt du, Ginny, wenn du so richtig loslegst, bist du das lauteste kleine Mädchen auf der ganzen Welt.«
    »Ja, ich weiß. Gestern habe ich gewonnen. Susanna Shonk meinte, sie wäre die lauteste. Wir haben eine Stunde lang gebrüllt. Heute ist Susanna zu Hause geblieben, weil ihr der Hals innen noch ganz wund ist, aber mir hat es gar nichts ausgemacht. He – war das Haus da schon immer da?«
    »Das Haus? Aber das ist doch dein eigenes Haus, Ginny«, sagte ihr Vater, Dr. Dismas, sanft. »Du hast doch dein ganzes Leben lang darin gewohnt. Jeden Tag gehst du tausendmal ein und aus.« »Komisch, daß ich es noch nie gesehen habe«, sagte Ginny. »Ich will lieber mal reingehen und sehen, wie es innen aussieht.« Und Ginny huschte in das Haus, in das sie jeden Tag tausendmal hinein- und hinausging.
    »Ich werde Ihnen ein Geheimnis verraten, Dismas«, sagte Dr. Minden. »Ihre kleine Tochter Ginny ist nicht eigentlich schön.«
    »Aber alle finden sie schön, Minden.«
    »Ich weiß. Alle halten sie für das schönste Kind der Welt. Das tat ich auch, bis grade eben jetzt. Ich werde es auch gleich wieder tun, wenn sie aus dem Haus kommt. Aber mein kleiner Sohn Krios, der ebenso alt ist wie sie, hat mir verraten, wie man
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