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760 Minuten Angst

760 Minuten Angst

Titel: 760 Minuten Angst
Autoren: Michael Schmid
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selbstverständlich hob.
    Für das Pärchen hatte Jake sich extra leger angezogen. Er trug einfache dunkelblaue Jeans, dazu ein weißes T-Shirt mit farblich passenden Turnschuhen. Sein schwarzes Haar stand vorne leicht ab.
    »Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig« war das heutige Mode-Motto und Jake fand, dass er es gut getroffen hatte. Trotz seiner stattlichen 36 Jahre sah Jake noch jung, frisch und unverbraucht aus.
    »Ja, wirklich schön«, meldete sich Ilka zu Wort, »und so hell.«
    »Da haben Sie vollkommen Recht. Das liegt an den beiden Doppelfenstern gleich zu Ihrer Linken. Man hat zudem einen bezaubernden Ausblick auf den Hofgarten, finden Sie nicht auch?«
    »Ja, wirklich schön.«
    Perfekt. Das muss einfach ein Abschluss werden.
    »Nur das Bad find ich zu klein«, nörgelte Franklin.
    Ihn zu überzeugen war das Hauptproblem. Ilka hingegen war leicht zu beeindrucken.
    »Ich würde es gemütlich nennen«, erwiderte Jake, ohne dabei unhöflich zu wirken. »Und es ist alles da. Badewanne, WC, Waschbecken …«
    »… und keine Dusche«, unterbrach Franklin barsch.
    Halt doch einfach die Klappe! , fluchte Jake innerlich.
    Er konnte gar nicht sagen, wie sehr er diesen Typen verabscheute. Das war nun bereits die zwölfte Wohnung, die er den beiden zeigte und immer wieder hatte Franklin etwas auszusetzen. Jake hatte langsam, aber sicher, keinen Nerv mehr für diesen Kunden.
    »Jetzt hab dich mal nicht so«, mischte sich Ilka ein und umarmte dabei ihren Liebsten. »Ich find’s schön.«
    »Trotzdem will ich nochmal drüber schlafen, bevor ich mich entscheide.«
    Natürlich. Ganz was Neues , verdrehte Jake regelrecht die Augen.
    »Du meinst wohl, bis wir uns entscheiden, nicht wahr?«, korrigierte Ilka.
    »Ja, ja … wenn du meinst.«
    Die Sympathie in Person.
    »Aber selbstverständlich«, bestätigte Jake und hängte in Gedanken ein Sie Arschloch dran . »Darf ich Sie dann noch nach draußen begleiten?«
    »Wir finden schon selbst raus«, entgegnete Franklin abweisend.
    »Wie Sie wünschen. Sie melden sich?«
    »Ja.«
    Mehr gab es nicht zu sagen.
    Das Paar verschwand in wenigen Sekunden aus der Wohnung. Ilka hatte zumindest ein »Auf Wiedersehen« für ihn übrig. Jake wusste nicht, ob er sich ein solches wirklich wünschte. Wieder kein Abschluss und nur Ärger am Hals.
    Die Wohnungstür wurde zugeschlagen und Jake atmete erst mal tief aus, um den inneren Frust loszuwerden.
    »Wenn das so weitergeht«, sprach Jake zu sich selbst, »brauch ich einen Schnaps … oder besser zwei.«
    Nach und nach schaltete Jake die Lichter in den einzelnen Räumen aus. Doch als er sich auf den Rückweg zu seinem Wagen machen wollte, fiel ihm plötzlich ein beigefarbener Umschlag auf, der am Boden lag. Er nahm ihn kurzerhand an sich.
    Zuerst dachte Jake, dass ihn vermutlich Ilka oder Franklin verloren hatte und wollte ihnen gerade hinterherrufen, als ihm der handgeschriebene Name auf der Vorderseite ins Auge stach. Es war nämlich sein Name. JAKOB.
    Okay, das ist jetzt unheimlich. Oder ist er etwa vom Vermieter? Doch welcher Vermieter hinterlässt einen Umschlag in seiner zum Verkauf stehenden Wohnung?
    Obwohl Jake nicht auf seine Armbanduhr sah, änderte es nichts an der Tatsache, dass sie gerade 17:52 Uhr zeigte.
    Sein Interesse wuchs und da Jakes Name sowieso darauf stand, konnte er nicht länger widerstehen und öffnete ihn. Ein Fehler, den er bald erkennen und bereuen würde.

    Das Wetter war perfekt für einen Abendspaziergang. Die Sonne schien, es war warm und es schwebten kaum Wolken am Himmel. Nur interessierte Rick dieser Zustand kein Stück. Für ihn war es schließlich ein tägliches Ritual, wobei das Wetter lediglich eine zweitrangige Rolle spielte.
    Rocko wetzte sichtlich vergnügt durch das hohe Gras, während sein Herrchen ihm langsamen Schrittes folgte. Der sieben Jahre alte Golden Retriever war Ricks ganzer Stolz, auch wenn Klara, seine graue Perserkatze, die eigentliche Königin der etwas anderen Familie darstellte.
    Er selbst war gerademal neunzehn, schlank, etwas kleiner als der Durchschnitt und arbeitslos, was ihm aber nichts ausmachte. Rick kämpfte sich einfach mit Nebenjobs durchs Leben. Vor allem Kellnern hatte es ihm angetan, da er mit seinen stirnlangen, braunen, mit blonden Strähnen versehenen Haaren und seinen dunkelbraunen Augen gut bei der Frauenwelt ankam. Das sorgte wiederum für ordentlich Trinkgeld.
    Während Rick seinen Gedanken nachhing, verschwand Rocko beim Teich des Prüfeninger
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