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2577 - Kosmisches Puzzle

2577 - Kosmisches Puzzle

Titel: 2577 - Kosmisches Puzzle
Autoren: Christian Montillon
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Lebens ist.
    Konkret wird alles in diesem Augenblick. Ich verstehe es, wenn ich Gucky ansehe. Der

verwehende, sterbende Blick. Das stumpfe Fell.
    Diese unendliche Qual.
    Und diese Vielzahl an Erinnerungen, die mich mit dem Kleinen verbinden. Der Retter des

Universums und der Überall-Zugleich-Töter, der nie verlegen war, wenn es darum ging, eine Karotte

zu erobern. So viel Ernstes, so viel Albernes, so viel... Leben.
    Der Mausbiber hockte mitten zwischen eingefrorenen Früchten auf dem breiten

Hinterteil, hielt etwas in den geschickten Vorderpfoten und fraß eifrig daran. Dabei sah er ab

und zu hoch und blinzelte seinen Zuschauern vertraulich zu, so, als wolle er sagen: Es schmeckt

mir ausgezeichnet - und vielen Dank auch.
    Atlan erreicht die Rampe und sieht mir direkt ins Gesicht. Er ist selbst für seine

Verhältnisse bleich. Er trägt Gucky, als habe dieser nur das Gewicht einer Feder.
    Ich bin zu einem bloßen Beobachter degradiert, dem das Zepter des Handelns endgültig aus der

Hand genommen worden ist.
    Er grinste und zeigte dabei seinen einzigen Nagezahn. Der Anblick war so

komisch, dass einige der staunenden Männer laut zu lachen begannen. Bully stürzte sich auf den

vergnügten Nager und packte ihn beim Nacken. Mit einem Ruck holte er ihn in die Höhe.
    Oder kann ich doch etwas tun? Vermag ich wenigstens ein Freund zu sein? Trost und

Beistand?
    Ich schüttle das eigene Entsetzen ab. Es muss mir gelingen. Für Gucky. Für ihn, der so sehr zu

meinem Leben und zu mir gehört, dass es ohne ihn gar nicht denkbar ist.
    Der Mausbiber entwand sich mit einigen geschickten Bewegungen dem Griff von

Bullys Händen und fiel zu Boden. Er hockte auf dem Hinterteil und betrachtete Bully abwägend -

und dann begann Bully zu schweben. Er trieb wie ein Luftballon davon, dicht an dem sprachlosen

Chefkoch vorbei und auf die mächtigen Kessel zu.
    Aus der Nähe sieht Gucky noch schlimmer aus; kraftlos und gezeichnet. Ihm ist alles genommen

worden.
    Nur wenig Blut quillt aus einer Wunde an der Stirn. Ein dünnes Rinnsal, das sich seinen Weg

durch das Fell sucht und sich als Tropfen im Winkel des linken, starr geöffneten Auges sammelt;

von dort fällt es und landet direkt auf meinen Fuß.
    Rhodan beugte sich hinab und reichte dem Mausbiber die Hand. »Wir werden dich

Gucky nennen«, sagte er freundlich und nahm die zierlichen Glieder vorsichtig zwischen die

Finger. »Wenn du verstehst, was ich sagte, nicke mit dem Kopf.« Gucky nickte sofort.
    Ich strecke die Arme aus.
    Atlan versteht mich ohne Worte und übergibt mir den reglosen Körper. Ich halte ihn, und einen

absonderlichen Moment lang kommt es mir so vor, als wiegte ich eines meiner Kinder auf den Armen.

Vielleicht ist der Mausbiber auf seine Art mehr mein Kind, als manch andere es tatsächlich waren;

der Gedanke schmerzt und gräbt sich tief in mein Herz, denn er zeigt mir, was ich versäumt habe

und wie das Leben mich prägte. Wie ich zuließ, dass das Leben mich prägte. Ich lege meine

Hand an Guckys Wange. Seine Lider blinzeln. Ein letzter Rest Blut verschmiert.
    Und der Mausbiber öffnet den Mund, um mir etwas zu sagen. Etwas, das all das Grauen

bündelt.
    Ich bin Eritrea Kush und ich stehe inmitten dreier Legenden. Atlan, Perry Rhodan, Gucky ...

wer kennt diese Namen nicht? Sie schienen stets abgehobene Helden zu sein, Figuren jenseits der

Wirklichkeit.
    Schon vor einiger Zeit bin ich Icho Tolot begegnet, dem Haluter, und dank seiner lernte ich,

dass auch die Unsterblichen Lebewesen sind wie du und ich; nun verstehe ich diese Lektion

vollkommen.
    Doch ich wünschte, es wäre nicht so.
    Sie kennen das Leid vielleicht besser, als ich es jemals gefühlt habe, trotz allem, was mir

widerfahren ist. Ich hatte es nicht einfach, aber dennoch ist meine eigene Geschichte nichts im

Vergleich dessen, was ich soeben ...
    Egal, unterbreche ich meinen Gedankenfluss selbst. Es gibt Wichtigeres zu tun.
    Ich muss handeln!
    Laut rufe ich Sichu Dorksteiger zu, dass sie mir helfen solle. Die drei Unsterblichen - wie

unpassend dieser Beiname plötzlich klingt - scheinen es nicht einmal zu bemerken. Und doch darf

keine weitere Sekunde verloren gehen! Wenn sonst niemand dazu in der Lage ist, dann eben ich!
    Ich, Eritrea Kush, einst Soldatin im Rang eines Captains der Stardust-Flotte; Kommandantin der

Ersten Kompanie des Ersten Raumlandebataillons der Zweiten Raumlandebrigade der Dritten

Stardust-Raumlandedivison; kurz
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