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2464 - Das Archaische Programm

Titel: 2464 - Das Archaische Programm
Autoren: Unbekannt
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trieb. Taffanaro wartete vergebens darauf, dass wenigstens eine dieser Gestalten sich erheben würde. Alle zerfielen sie zu Staub, und es war im nächsten Zentrum so und im übernächsten. Alle starben, als er sie wecken wollte, und keines der unterschiedlichen Völker löste in einem der Servos irgendwelche Erinnerungen aus.
    Irgendwann wurden sie müde und hungrig und kehrten durch abgelegene Gänge und Stationen in ihre Biosphäre zurück. Dort stimmte alles, und die Automaten lieferten genau die Nahrung, die sie benötigten.
    Eines konnten sie jedoch nicht: Sie waren nicht in der Lage, ihnen auch nur eine der Fragen zu beantworten, die ihnen so dringend auf der Seele lagen.
    Taffanaro machte sich schließlich nach einer kurzen Schlafphase auf den Weg zum Hohlen Baum im Zentrum der Biosphäre. Dort hatte einer der Servos vor ihrem Aufbruch etwas blinken sehen, und er wollte nachsehen, was es war. Es handelte sich um Metall, eine Tür mit einem mechanischen Verschluss aus Edelmetall. Er ließ sich leicht öffnen. Licht flammte auf, das ein wenig flackerte, den Raum aber gut erkennen ließ.
    „Kommunikationszentrum", stand in verschnörkelter Schrift an der Vorderseite.
    Der TAI-Servo trat hastig näher.
    Seine beiden Nagezähne wetzten an der Unterlippe. Fast traumwandlerisch fuhr er mit den Krallen über die Sensorflächen und fand auf Anhieb den Aktivierungsknopf. Eine rechteckige Fläche leuchtete auf, vermutlich das Bereitschaftszeichen.
    „Ich heiße Taffanaro und bin TAI-Servo", sagte er. „Ich brauche ein paar Auskünfte."
    Die Stimme sagte mit tadelndem Unterton: „Die Servos werden an ihrem Einsatzort in der Lenkzentrale erwartet."
    „Es kann sich nur um einen Irrtum handeln. Wir sind aus Versehen aus dem Schlaf geweckt worden."
    „Es wurde Servo-Unterstützung angefordert."
    Hastig schilderte der Heromet das Aussehen der Völkerschaften, die sie in den Stasiszentren gefunden hatten. „Wie heißen diese Völker? Wie lange leben sie schon in CHEOS-TAI?"
    Der Automat leierte mehrere unverständliche Wörter herunter, mit denen Taffanaro nichts anfangen konnte.
    Jahreszahlen nannte er auch bei Nachfrage nicht. Stattdessen schaltete er sich eigenmächtig ab.
    „Wie im Stasiszentrum! Es kommt mir vor, als seien wir gar nicht mehr vorhanden, obwohl man uns geweckt hat."
    Er kehrte zu den Servos zurück und überlegte, welche Schlüsse sie daraus ziehen sollten. Die Programme waren teilweise gelöscht, andere offensichtlich durcheinander. Irgendwie wurde er das Gefühl nicht los, als arbeiteten zwei Systeme gleichzeitig, das eine mit Programmen aus der Vergangenheit, das andere mit solchen aus der Gegenwart. Und beide störten sich gegenseitig oder hoben sich auf.
    Nach einer erneuten kurzen Schlafphase machten sich die Servos wieder auf den Weg. Dieses Mal wandten sie sich in die andere Richtung. Taffanaro verzichtete darauf, die unbekannten Wesen auf ihren Stasisliegen zu wecken. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch nur eines von ihnen die Äonen überlebt hatte, war verschwindend gering.
    Die Heromet zogen weiter zum nächsten Stasiszentrum, zum übernächsten ... Inzwischen beschränkten sie sich darauf, einen Blick ins Innere zu werfen oder eine der Kreaturen länger anzusehen, bis Taffanaro plötzlich innehielt. Vom Eingang aus stellte er den Unterschied zu allen anderen Stasiszentren fest. Die Wesen, die hier auf den Liegen ihre Ruhe gefunden hatten, waren ihnen bekannt, schlanke Wesen mit dürren Gliedmaßen, humanoid und um die Hälfte größer als die Heromet. Um den haarlosen Kopf wand sich ein Ohrenkranz.
    Taffanaro rief die Servos herbei. „Da, Freunde! Oeeeh! Tibirian Melech!"
    Taffanaro freute sich. Endlich hatten sie den Beweis. Ihre Erinnerung funktionierte. Man hatte sie nicht vollständig gelöscht. Wenn sie die Tibirian Melech wiedererkannten, dann auch die ähnlich aussehenden Thermodyn-Ingenieure, die sich selbst gern Ahomelech nannten. Es bedeutete „Kinder der Melech".
    Die Heromet warfen scheue Blicke auf die Schläfer. Tibirian Melech flößten nicht nur ihnen Furcht ein. Diese Wesen waren die Gesinnungswächter von CHEOS-TAI, die unerbittlichen Inquisitoren. Ihre Aufgabe bestand darin, permanent die Gesinnung der Besatzung des GESETZ-Gebers gegenüber den Kosmokraten und deren Aufträge abzufragen. Sie konnten sich nicht auf geschriebene Gesetze berufen, sondern hantierten mit einer fiktiven Ideologie, die keine Überprüfung zuließ. Daher rührte der Begriff
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