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2412 - Das Wasser von Aar

Titel: 2412 - Das Wasser von Aar
Autoren: Unbekannt
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möglich; andererseits konnten beide nur hoffen, dass es überhaupt noch dazu kam.
    Lange war Reginald Bull fassungslos über Cheplins Angebot und verhehlte dies seinem Verhandlungspartner gegenüber nicht. In den Wochen nach ihrem schicksalhaften Gespräch trafen sie sich mehrmals persönlich, um zu planen und alle Eventualitäten durchzusprechen. Unter anderem mussten die Einladungen vorbereitet und geheim übermittelt werden. Cheplin hatte vor, den Großteil persönlich übergeben zu lassen. Durch Scouts, Techniker sowie weitere vertrauenswürdige Mittelsmänner, die Botengänge durchführten, ohne Fragen nach dem Inhalt zu stellen. Das alles würde viel Zeit in Anspruch nehmen.
    Was sie da planten, war unglaublich kühn. Beide konnten nicht davon ausgehen, dass die Geheimhaltung über eine so lange Zeit funktionieren würde. Jederzeit mussten sie damit rechnen, dass die Sache aufflog. Und dass sie beide dann ganz oben auf der Abschussliste TRAITORS stehen würden.
    Doch ... es gelang. Es war unvorstellbar; wie eine Fiktion, die Wirklichkeit wurde.
    Bull sagte einmal scherzhaft zu Cheplin: „Sind wir in einem Paralleluniversum gelandet, in dem Träume wahr werden?"
    Immer mehr Völkerregierungen sagten ihre Teilnahme zu, und es sickerte nichts, aber auch gar nichts nach draußen. Zumindest kam ein Gerücht nie weit genug, um in die falschen Kanäle zu gelangen.
    Kein Wunder also, dass Reginald Bull manchmal von einem „Streich" sprach und sich dabei auf seltsame Weise die Hände rieb. Zuerst skeptisch, wurde er zusehends lebhafter und schien immer mehr den Glauben an ein Gelingen ihres Planes zu gewinnen.
    „Ohne dich wäre das niemals möglich geworden", sagte er zu Cheplin.
    „Warum tust du das?"
    „Ich verabscheue Unterdrückung und Ausbeutung", antwortete der Schwarmer. „Und ich bin wohl immer noch ein unverbesserlicher Idealist, der vom universellen Frieden träumt."
    „Und dein Volk macht mit?"
    „Oh ja."
    Eine einfache Antwort auf eine komplizierte Angelegenheit.
    Als Cheplin schließlich den Rat zusammengerufen hatte, war 1346 NGZ bereits angebrochen. Im großen Beratungsraum der Kommandozentrale gab es verständlicherweise einen halben Aufstand. Die Räte, alte und junge, markierte und unmarkierte, stürzten vor wildem Flösseln beinahe mitsamt ihren Liegegestellen um und schrien alle durcheinander. Eine Konferenz? In Aarus-Jima? Mit Hunderten Milchstraßenvölkern? Schon in einem halben Jahr? Unglaublich!
    Das war die verrückte Idee eines Trockenfischs, der zu lange der Kunstsonne Saph ausgesetzt gewesen war!
    Sie hatte Cheplin das Gehirn verbrannt, und zwar endgültig! Niemals würden die Räte das zulassen!
    „Und es ist bereits fest geplant? Unverrückbar?"
    „Ja."
    „Das ist nicht zulässig und erinnert an den Regierungsstil zu Zeiten der Genetischen Diktatur! Der Schwarmer kann so etwas nicht im Alleingang entscheiden und durchführen. Gerade du, Cheplin, hast einst einen Umsturz herbeigeführt, um eine Genetische Diktatur zu vermeiden!"
    „Ich weiß", sagte Cheplin. „Aber wir werden dieses Mal eine Ausnahme machen."
    „Dieses Mal?" Ein hochrangiger Rescote klickte scharf mit den Zähnen.
    „Und wo liegt die Grenze? Wann ist es das nächste Mal so weit?"
    „Es ist keine interne Angelegenheit, das bitte ich zu bedenken. Und es handelt sich nur um ein paar Tage. Wir fungieren als Gastgeber, mehr nicht.
    An unserer Politik, den Gesetzen und den Richtlinien wird sich nichts ändern."
    „Wir können nicht einfach mit allen Traditionen brechen!", ereiferten sich die Familien am meisten. „Diese Gleichmacherei geht jetzt zu weit!"
    „Wenn die Milchstraße überhaupt noch Hoffnung haben soll, geht das nur mit dem geschlossenen Widerstand", erwiderte Cheplin. „Eine solche Konferenz kann nicht auf einem Planeten stattfinden. Die Gefahr, dass es TRAITOR mitbekommt, ist viel zu groß. Und selbst wenn nicht, kann der Planet in einem halben Jahr bereits zu einem Kabinett gespalten worden sein.
    Der einzige unauffällige und vor allem neutrale Ort, an dem der Widerstand zusammenkommen kann, ist hier in Aarus-Jima."
    „Aber warum sollten wir uns einmischen?"
    „Wir dulden keine Fremden bei uns!"
    „Der Schwarm ist geschlossen!"
    „Nur Aarus passen zu Aarus!"
    Derartige Überzeugungen schwirrten durch den Raum. Cheplin konnte die Empörung über seinen Alleingang verstehen. Und auch den Schrecken darüber, dass bald Horden von Nicht-Aarus die Sphäre auf den Kopf stellen würden. Das
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