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2395 - Die Gen-Sammler

Titel: 2395 - Die Gen-Sammler
Autoren: Unbekannt
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ihnen ein Kind in den Weg. Morian sah die plumpen Gliedmaßen, den wuchtigen Kopf und die stark ausgeprägten Kiefer. Hastig schob er sich vor .Erilyn, lenkte ihre Aufmerksamkeit auf ein paar Stuckaturen an der Fassade gegenüber. Als er seinen Blick wieder auf die Straße richtete, war das Kind verschwunden.
    Morian fiel die Stille auf, die immer dort herrschte, wo sie gerade entlanggingen.
    Weiter vorn drang aus den Häusern der Alltagslärm und weiter hinten ebenfalls.
    Die Zone der Stille wanderte mit den beiden Sphero mit.
    Als sie eine Stunde später Gala Faer erreichten und das Auge aufsuchten, räusperte sich Erilyn. „Der Rückweg war mir irgendwie unheimlich. Wir sollten in Zukunft besser das Auge in der Escuela benutzen."
     
    *
     
    Er konnte es ihr nicht mehr lange verheimlichen. Drei Jahre später hatte sie selbst eine solche Begegnung. Laut schreiend stürzte sie aus dem Transmitter und rannte in die gemeinsame Wohnung.
    Er fing sie auf und bettete sie sanft auf die Polster. „Dutzende von Missgebildeten", ächzte sie. „Ich habe Albträume."
    Die ganze Nacht über redete er beruhigend auf sie ein. Gegen Morgen fiel sie in einen tiefen Schlaf. Danach ging es einigermaßen. Sie bekam keine Depression, aber sie weigerte sich, jemals wieder den Fuß auf Ani zu setzen. Gala Faer wollte sie nicht mehr sehen, die Genstation war ihr gleichgültig geworden. „Woran liegt es?", fragte sie immer wieder, und er reichte ihr dann schnell ein Tuch, damit sie das Wasser an der Nase abfangen konnte. „Wir wissen es nicht. Es muss an der veränderten DNS liegen. Anscheinend bringt sie auf Dauer keine stabile Körperform hervor.
    Erilyn Shirde schrie ihn an: „Sehen so die Anakonen aus?"
    „Ganz bestimmt nicht."
    „Dann etwa wir, vor der Einkreuzung der Anakonen-DNS?"
    „Unwahrscheinlich", gab er zurück. „Wir müssen das Projekt stoppen!"
    „Es hieße, einen Fehler mit einem anderen Fehler wettmachen zu wollen."
    „Es war also ein Fehler!"
    „Ja, und wir konnten das nicht wissen."
    Wie hatte er es damals formuliert? „Wir sind selbstzufrieden in unseren Anschauungen. Wir brauchen neue Gedanken, die unsere festgefahrenen Ansichten aufbrechen."
    Er hatte geglaubt, dass sie von einem Volk wie den Lemurern lernen konnten.
    Inzwischen war er anderer Ansicht. Wenn sie von jemandem hätten lernen können, dann nur von den Anakonen selbst. Noch immer erhoffte er sich Zugang zu ihnen, indem er den Inkub des Domes tief unter dem Meeresboden weichklopfte. „Sie werden nie unsere Nachfolge antreten", flüsterte Erilyn stockend. „Dann schon eher die Valianer!"
    Von Ani trafen erschreckende Meldungen ein. Die Ani-Sferzon hatten die Escuela Odonnue gestürmt. Es gab Bilder, wie die Erwachsenen und die Halbwüchsigen die Roboter zerstörten.
    Und dann sahen Morian und Erilyn voller Entsetzen, wie sie Glowein Parder totschlugen.
    Die Biogenetikerin klammerte sich wimmernd an Kinnaird. Es war der Augenblick, in dem Morian zum ersten Mal in seinem Leben sterben wollte. „Weg hier, bloß weg!", weinte die Sphero.
    Sie meinte es nicht nur örtlich. Sie wollte weg aus diesem Leben, aus dieser Zeit, und er verstand es genauso. Er hastete zum Sensorikpult und sperrte alle Transmitterverbindungen von und nach Ani. Anschließend gingen sie gemeinsam zum Transmitteranschluss.
    Zum ersten Mal seit langer Zeit kehrte.
    Morian Kinnaird auf seine Heimat Namech'Corien zurück, in das Haus mitten im Tal, in dem er einst geboren worden war Im gesicherten Teil des Labortrakts standen mehrere Schlaftanks, die noch aus der Zeit seiner Urgroßeltern stammten. Sie funktionierten einwandfrei. „Immer mehr Sphero sterben", sagte Morian. „Jetzt sind nur noch sieben Welten bewohnt. Es spielt keine Rolle, wenn auch wir verschwinden."
    Die Androiden im Spektralen Turm wussten Bescheid. Das reichte.
    Nach einer letzten, intensiven Umarmung vertrauten sie sich der Desinfektionsdusche an und stiegen hinein.
     
    *
     
    Zum dritten Mal innerhalb von 31.000 Jahren erwachten sie aus dem Tiefschlaf.
    Es war still im Haus der Kinnairds. Am Himmel zogen keine Gleiter entlang, denn Namech'Corien zählte schon seit Langem zu den verlassenen Welten. Morian und Erilyn waren die einzigen Bewohner.
    Das Leben machte ihnen keine Freude mehr. Bisher hielten sie es gerade noch aus, weil sie es nur in einer Art Zeitraffer erlebten. Morian machte stundenlang einen Bogen um das Sensorikpult, ehe er den Mut aufbrachte, es zu aktivieren. „Die Valianer sind
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