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2317 - Arkons Fall

Titel: 2317 - Arkons Fall
Autoren: Unbekannt
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sollte, hier hatte er nichts verloren, nicht in diesem Augenblick.
    Kucurrt zog sich aus, stellte sich unter die Ultraschalldusche und ging dann weiter zum Ankleidegemach. Als die Tür sich geräuschlos vor ihm öffnete, straffte er seine Gestalt.
    Verspiegelte Wände empfingen ihn. Nur allzu deutlich wurde sein zwergenhafter Körper hundertfach reflektiert. Er wusste genau, weshalb Caycon ihn nicht hierher begleiten durfte. Im Vergleich zu jenem hätte Kucurrt noch zarter und zerbrechlicher gewirkt, als er es ohnehin war.
    Er erhaschte einen kurzen Blick auf sein greisenhaftes Gesicht, das halb von einem weißen Bart verdeckt war, der die Falten und sonstigen Spuren des Alters nur unzugänglich verbarg. „Spiegel abblenden", sagte er. Er wollte nicht an seinen körperlichen Zustand erinnert werden.
    Und an die Entscheidung, die er, wie jede Faser seines Seins ihm verriet, bald treffen musste.
    Er übte sein Amt seit langer Zeit aus, seit so langer, dass er jeden Handgriff blind ausführen konnte. Zuerst schlüpfte er in die weit gebauschte violette Hose, dann legte er den traditionell prachtvoll ziselierten Arkonstahlharnisch mit hoch aufragendem Stehkragen an. Er ließ die Hände darübergleiten und wusste, er saß perfekt.
    Danach kniete er nieder und zog die hochhackigen Schnallenschuhe an. Zum Abschluss warf er den blutroten Umhang über die linke Schulter, der bis zu den Kniekehlen herabhing, und zuletzt raffte er sein weißes Haar über dem linken Ohr mit einer Cholittspange zum Zopf. „Spiegel einblenden", sagte er und betrachtete sich kurz.
    Perfekt, dachte er. So perfekt wie immer, seit der Zhdopanthi ihn 1305 NGZ zum - dem Ka'Mascantis als oberstem Beamten des imperialen Hofes unterstehenden - Zeremonienmeister berufen hatte. Seither hatte er sich als strenger Wahrer höfischer Sitten, geheiligter Bräuche und unergründlicher Gesetze von Kristallprotokoll und Etikette erwiesen und souverän Dutzende Hofbeamte Zweiter und Dritter Klasse geführt.
    Aber er war noch mehr, viel mehr. Er war nicht nur zum Wohle Arkons die Stimme und der Spiegel, sondern auch, sofern es nötig war, der Schild des Tai Moas. Das war die wahre Aufgabe des Ersten Zeremonienmeisters. Eine Aufgabe, die ihm immer schwerer fiel. Und die dennoch sein Leben war.
    War es nicht an der Zeit, von diesem Amt zurückzutreten, es einem Jüngeren zu überlassen, der es vielleicht besser erfüllen konnte? Ja, zwei Herzen schlugen unter seiner Brustplatte. Da war der Wunsch, dem Zhdopanthi, dem Tai Moas, dem Begam so lange zu dienen, wie er sich dazu imstande fühlte.
    Andererseits wollte er gern loslassen.
    Von seinem Quartier im Tabbos-Atrium - oder auch von einem Drachengleiter - zum Kristallpalast schauen, den kristallinen Kelch ein letztes Mal sehen und glücklich sterben.
    Kucurrt spürte mit der Sicherheit eines alten Dryhanen, dass er sich bald, sehr bald, für eine dieser beiden Möglichkeiten entscheiden musste. Er diente Bostich I. seit dessen Inthronisation. Nicht einmal die zwölf Jahre, die er als spezieller Quartiermeister für des Höchstedlen Gemächer in der Burg Tin Tissmany der Kralasenen auf Trumschvaar Dienst getan hatte, hatten ihn von seiner unerschütterlichen Treue für den Imperator Abstand nehmen lassen.
    In jener Zeit hatte er sich der Bekümmerte Kucurrt genannt.
    Jetzt nannte er sich der Glückliche Kucurrt. Nicht der Unbekümmerte. Der Glückliche. Denn es hatte nichts mit Unbekümmertheit zu tun, es war ein Glück, dem Imperator dienen zu dürfen.
    Der Glückliche Kucurrt. Am Ende seines Lebens. Wenn ihm noch fünf oder zehn Jahre blieben... Andererseits - wenn er dem Zhdopanthi noch zehn Jahre dienen konnte ...
    So oder so, er musste die Entscheidung treffen. Bald. Wichtig war nur, dass er sie in Würde traf. Dass es seine Entscheidung war und er dabei Würde wahrte. Unangreifbare Würde
     
    2.
     
    Durch das finstere Tal Sie waren alle da.
    Alle waren gekommen. Natürlich, der Zhdopanthi hatte gerufen, und keiner konnte sich verweigern. Alle großen Familien, ob sie nun mit Bostichs Politik einverstanden waren oder ihn am liebsten noch in dieser Tonta gemeuchelt hätten, hatten Abgesandte geschickt. Die Ragnaari, Zoltral, Gonozal, Quertamagin, Orcast, Monotos, Orbanaschol, Tutmor, Tereomir, Anlaan, Metzat, Thetaran, Arthamin, Ariga und viele mehr - sie waren da.
    Aber etwas fehlte. Normalerweise stimmte sich Kucurrt mit seinem Dryhanensinn zuverlässig auf Bostichs Bewusstsein ein und erspürte damit dessen
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