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2154 - Größer als das Leben

Titel: 2154 - Größer als das Leben
Autoren: Unbekannt
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Genwissenschaftler, die in alten Zeiten unsere inneren Anlagen zur Blüte entfalteten", intonierte der Direktor. Er hielt inne, um der Versammlung die Möglichkeit zu geben, die rituellen Worte zu wiederholen. Dann fuhr er fort: „Gepriesen seien unsere Schüler. Hier und heute entscheidet sich ihr weiterer Lebensweg. Nur jene werden in den Dienst am Reich übernommen, die diese Ehre auch verdienen."
    Der Direktor stützte sich mit beiden Händen auf das Pult und schob den Oberkörper vor. „Darf ich sie euch vorstellen? Die Zukunft unseres Volkes!" Auf sein Zeichen öffneten sich im hinteren Bereich der Halle Türen, und die Auserwählten der Schule traten ein. Sie bildeten, abwechselnd von links und rechts kommend, eine lange Schlange und schritten den Mittelgang bis zur Rednerbühne vor. Dort stellten sie sich in zwei Reihen auf, die Kleineren vorn, die Größeren hinten. Ihre Eltern konnten ihre Gefühle nicht verbergen. Manche suchten ihr Kind vergebens. Sie jauchzten oder stöhnten, je nachdem, ob es unter den Auserwählten war. „Schaut euch diese jungen Valenter an", ertönte wieder die Stimme des Direktors. „Sie werden unser Reich verteidigen. Sie werden zusammenhalten, was unsere Ahnen erschufen! - Und wie ihr wisst", fuhr er nach einer dramatischen Pause fort, „gibt es eine besondere Auszeichnung, die nur wenigen zuteil wird die Ausbildung zum Dienst in den Schlachtschiffen. Folgende Schüler haben sich dafür qualifiziert ..." Der Mutter der Zwillinge wurde fast schwarz vor Augen, als sie die ersten Namen hörte: Sogtan und Kresto. Bei aller Freude erfasste sie jähe Wehmut. So viele Jahre hatte sie für sie gesorgt, es immer wieder geschafft, ihnen trotz ihres schwierigen Charakters den Weg zu ebnen. Der Lohn, den sie jetzt erhielt, so sehr herbeigesehnt, war wie ein Dolchstoß mitten ins Herz. Diener Tradoms waren Diener am Reich. Sie würde die Zwillinge nie mehr wiedersehen.
    Er blähte die Nüstern, als wolle er Witterung aufnehmen, dann passierte Kresto das Metalltor in dem netzarigen Drahtzaun, gefolgt von drei Dutzend weiteren Rekruten, die schweigend und mit gefüllten Tornistern den schmutzig gelben Trampelpfad entlanggingen. Er schaute zu seinem Bruder neben sich, mit dem er die Spitze der Zweierreihe bildete. Sogtan hielt den Blick nach vorn gerichtet, auf das geheimnisvolle Gebäude, das sie als Kinder so oft beobachtet hatten. Auf einmal kamen Kresto die Gerüchte wieder in den Sinn, die über den Kanister in Umlauf waren.
    Nein, dachte er, es kann nicht sein, dass dort Valenter sterben. Sie wollen uns doch ausbilden. Welchen Sinn sollte es haben, uns zu töten? Sie hatten das Thema in vielen Stunden weitschweifiger Diskussionen erörtert, und er hörte noch Sogtans immer wiederkehrende Beteuerung: „Alles nur Propaganda."
    Sein Zwilling hatte die Meinung vertreten, dass die Verantwortlichen nur verhindern wollten, dass jemand aus Neugier in den Sperrbezirk eindrang.
    Spionaugen und Wachroboter waren eine Möglichkeit, sich gegen allzu dreiste Jugendliche zu schützen, eine andere bestand darin, ihnen eine Heidenangst vor dem Kanister einzujagen.
    Diese Angst begleitete Kresto heute noch. Sein breiter Nacken juckte, als er im Gleichschritt dem Pfad folgte, und Kresto griff mit der Hand nach hinten, drehte sich kurz um. Ein Spionauge schwebte über der Kolonne und hatte ihn ins Visier genommen. Es musste sich zu ihrer Überwachung eingefunden haben, als sie das Tor passierten, und ihnen seitdem gefolgt sein. „Verdammte Blechlinse!", flüsterte er und schaute wieder zu seinem Zwillingsbruder. Er hatte den Eindruck, als lächelte Sogtan leicht. Es wirkte wie ein heimlicher Triumph. Seih Zwillingsbruder musterte weiter das fensterlose, dunkle Gebäude mitten auf dem freien Feld - und deutete auf mehrere kleine Punkte, die davor aufblitzten.
    „Unser Empfangskomitee", sagte er. Die Spannung in Kresto stieg. Sie. gingen hautnah, dicht an dicht. Nur der Gleichschritt bewahrte sie davor, auf der Stelle kehrtzumachen und zu fliehen. So ängstlich wie unausweichlich näherten sie sich den glitzernden Punkten vor dem Bunker. Nun erkannte Kresto auch, was das für „Punkte" waren - zwei Meter große Metallskelette ... Roboter! Die uralt wirkenden Roboter standen beim Eintreffen der Rekruten Spalier, und kaum hatten sich alle versammelt, repetierten sie mit klackenden Scharnieren das Gewehr. „Folgt uns!", knarrte der Roboter links von Kresto, dann machten er und sein Kollege zu Sogtans
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