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21 - Stille Wasser

21 - Stille Wasser

Titel: 21 - Stille Wasser
Autoren: Laura A. Gilman , Josepha Sherman
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zu versenken. Doch diese Jungs hier tapsten knurrend und kopfscheu durchs Gelände, sodass man den Eindruck gewann, sie wüssten nicht, wen sie zuerst angreifen sollten, die Menschen oder die Merrows.
    Unter normalen Umständen wäre es Buffy sogar ganz angenehm gewesen, wenn sie ihr ein wenig mehr Aufmerksamkeit geschenkt hätten. Bevor sie von ihr in Staub verwandelt wurden, verstand sich. Doch Giles hatte Recht. Im Augenblick waren die Merrows das größere Problem.
    Vor allem, weil es ihnen ziemlich egal zu sein schien, wem sie da gerade die Haut in Fetzen rissen. Wie tollwütige Hunde, die in alles reinbissen, was sich bewegte.
    Sie stemmte ihre Füße fest in den feuchten, pappigen Sand und wehrte mit einer generösen Ohrfeige einen angreifenden Vampir ab. Er wurde zurückgeschleudert und landete direkt in den Klauen eines Merrows, der sich mit mahlenden Kiefern auf ihn stürzte, als sei im Haifischbecken gerade Hauptfütterung – und ihn im nächsten Moment ausspuckend wieder von sich stieß. Es schien, als habe Giles, wieder einmal, richtig gelegen, und die Merrows vermochten zwischen genießbar und ungenießbar nicht zu unterscheiden, solange sie in ihr Opfer nicht tatsächlich hineingebissen hatten. Kein Geruchssinn oder so etwas. Was ein Glück für sie war, so bestialisch, wie sie stanken.
    Doch das bedeutete, dass sie – im Gegensatz zu den Vampiren – auf alles losgingen, was auch nur irgendwie anders aussah als sie.
    »Oz! Pass auf!«
    Buffy packte den Merrow, der ihrem Freund im Nacken saß, und wirbelte ihn – sie? es? – herum.
    »Zuerst musst du an mir vorbei, Grätenbein.«
    Fauchend stürzte sich der Merrow auf sie.

    Hierüber, dachte Giles, stand nichts im Handbuch. Ich sollte wirklich... irgendwann einmal einen Nachtrag verfassen. Nicht... dass der Rat... einer Veröffentlichung zustimmen würde...
    Er schnappte sich ein herumliegendes Stück Treibholz und führte es seiner zweifachen Bestimmung zu – genauer gesagt, er zog es jedem Merrow über den Schädel, der den Fehler beging, ihm über den Weg zu laufen, drehte es dann kurzerhand um und benutzte es als Pflock gegen zudringliche Vampire. Zugegeben, es war nicht sonderlich effektiv, hauptsächlich deshalb nicht, weil der etwas trockenere Sand, auf dem er sich bewegte, viel zu schlechten Halt bot, um einen wirklich vernichtenden Schlag gegen irgendjemanden zu führen. Ich hätte auf Willow hören sollen, dachte er, als sie darauf gedrängt hat, das Beschwörungsritual wieder barfuß zu vollziehen... aber ich hasse das Gefühl von Sand zwischen den Zehen.
    Gerade als ihm dies durch den Kopf ging, rutschte er mit seinen glatten Schuhsohlen auf einem nassen Fleck Sand aus, geriet ins Schlittern und landete so hart auf seinen vier Buchstaben, dass ihm pfeifend die Luft entwich. Während er sich bemühte, seine Lungen wieder zu füllen, beugte sich ein Vampir zu ihm herab, der, dem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, dermaßen vernarrt in den Bibliothekar war, dass er unbedingt mit ihm spielen wollte.

    »Ariel, komm her, äh, abhus, sofort!«, befahl Willow, packte das Selkie und blitzte den herannahenden Merrow so zornig und Furcht erregend an, wie sie nur vermochte.
    Leider ließ die Kreatur sich dadurch wenig beeindrucken. Den Blick starr auf das vor Angst bebende Selkie gerichtet, kam sie immer näher, das Maul sperrangelweit aufgerissen. Scharfe Reißzähne schossen hervor und verschwanden wieder in den Tiefen des grässlichen Schlundes. Willow spürte, wie ihre Knie nachgaben, so gnadenlos und unabwendbar, wie sie es nicht einmal angesichts der abgründigen Physiognomie von Vampiren taten. Sie erschauerte. Sie sind tatsächlich wie Haie. Ob ihr Fressverhalten wohl... nein, stopp, darüber wollte sie lieber nicht nachdenken!
    Aus den seelenlosen Augen der Bestie sprach nichts als Hunger und Gier, keiner ihrer alptraumhaften Züge gab irgendeinen Hinweis darauf, was in ihrem Kopf wohl vorgehen mochte. Die Art, wie sie sich bewegte, unbeholfen und unaufhaltsam zugleich, raubte Willow schier den Verstand.
    Sie waren durch und durch unmenschlich. Unmenschlicher als normale nichtmenschliche Kreaturen. Sie waren nicht einmal menschen ähnlich...
    Das Ungeheuer machte einen weiteren Schritt nach vorn. Im selben Moment vernahm Willow vom Wasser her ein Geräusch, das beinahe wie ein Räuspern klang, merkwürdig zwar, doch irgendwie vertraut. Ariel quiekte und ihre Finger wühlten sich in das Fell hinein, das auf unerklärliche Weise trotz des
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