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21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

21 - Im Reiche des silbernen Löwen II

Titel: 21 - Im Reiche des silbernen Löwen II
Autoren: Karl May
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nämlich der unvergleichliche Kara Ben Nemsi Effendi mit dem unüberwindlichen Hadschi Halef Omar, welcher der oberste Scheik der Haddedihn ist vom großen Stamm der Schammar. Diese beiden Helden hörten von den Sünden, welche dieser Löwe der Feindschaft begangen hatte, und machten sich auf, ihn dafür zu bestrafen und ihm seine Beute zu entreißen. Kara Ben Nemsi ging, von den Ermahnungen und guten Lehren seines Hadschi Halef begleitet, nach der Höhle des Löwen, trieb ihn mit List zur Flucht und holte die Opfer heraus, welche in ihrem Innern steckten. Hadschi Halef Omar, dessen Eingebungen dieser große Erfolg zu verdanken ist, aber baute ein großes, steinernes Zindan (Gefängnis), welches zwar noch nicht ganz vollendet ist und einstweilen noch leer stehen bleiben wird, aber dennoch ein herrliches Denkmal großer Taten bildet. Preis sei den beiden Männern, die das vollbrachten! Ihr Ruhm wird über alle Lande und durch alle Lüfte gehen, und noch die Enkelsöhne eurer Urnachkommenkinder werden, wenn sie hierher an diese Stelle kommen, mit ehrfurchtsvollem Staunen die Mauern bewundern, welche von meiner unendlichen Erfindungsgabe und von dem Arbeitsfleiß eurer Hände zeugen! Ich habe gesprochen, und nun sind die Dawuhdijeh-Kurden abgetan!“
    Nachdem er in dieser summarischen und unbedingt tödlichen Weise den ganzen Stamm der feindlichen Kurden für immer ‚abgetan‘ hatte, drehte er sich um und schritt in der stolzen Haltung eines spanischen Granden von dannen.
    Nun galt es, den Notwendigkeiten des Augenblickes Genüge zu tun. Es war nicht geraten, noch lange hierzubleiben, zumal Jamir mit seinen Leuten suchen mußte, möglichst bald die ‚Stelle der Eidechsen‘ zu erreichen, wo seine dreihundert Hamawands warteten. Der Raïs von Schohrd wurde auch durch nichts mehr hier gehalten und bat mich, ihn und Marah Durimeh nach seiner Heimat zu begleiten. So gern ich das getan hätte, mußte ich doch für jetzt darauf verzichten, versprach aber mit meinem Wort, daß wir am Schluß unserer persischen Reise, die uns ja voraussichtlich wieder nach Kurdistan brachte, ihn ganz bestimmt aufsuchen würden. Jetzt wollten wir einen Teil des Rückwegs mit den Hamawands machen und dann am Abend einen sichern Ort zum Lagern aufsuchen, um die Trennung bis auf morgen früh hinauszuschieben.
    Der Hauptmann wurde losgebunden und durfte seine Uniform wieder anlegen. Er sagte dabei kein Wort, wohl teils aus Grimm und teils aus Scham. Als ich ihm dann auch seine Waffen wiedergegeben hatte, sagte ich ihm:
    „Jetzt hast du mich, den ‚Räuber‘, kennengelernt; aber erzähle es ja niemandem, denn du würdest ausgelacht. Ich denke, daß du nach dem Kulluk reiten wirst. Steig da im Turm zwei Treppen hinauf und öffne die Tür, um die dort eingeschlossenen Asaker herauszulassen, damit sie nun auch den wirklichen Besitzer deines Anzuges kennenlernen! Das ist die einzige Heldentat, von der du dann berichten kannst. Solltest du es wagen, heut hierher zurückzukehren, so würdest du eine Kugel in den Kopf bekommen. Jetzt bin ich mit dir fertig. Allah gebe deinem Kopf das, was ihm bisher vollständig gefehlt zu haben scheint – – – den nötigen Verstand!“
    Er ließ auch jetzt und trotz dieser Beleidigung keine einzige Silbe hören. Als er fortritt, beobachtete ich ihn und sah da, daß er sein Pferd wirklich nach dem Kulluk lenkte. Dann brachen auch wir auf. Der Raïs hatte für Marah Durimeh ein sanftgehendes Maultier mitgebracht. Die Hamawands konnten nicht alle reiten, da nicht genug Pferde dazu da waren. Sie wollten sich später die Tiere der zwölf Kundschafter der Dawuhdijehs aneignen, die an uns vorübergekommen und wahrscheinlich von den Hamawands festgenommen worden waren. Als ich fragte, was nun wohl zwischen diesen beiden Stämmen geschehen werde, meinte Jamir, da kein Blut geflossen sei, werde der Schluß eine beiderseitige friedliche Heimkehr sein. Freilich bedauerte er lebhaft, daß er diesen Ritt in Beziehung auf die Verwundung seines Knaben vergeblich unternommen habe; da fiel der Mutter desselben das Mittel ein, von welchem ich gesprochen hatte. Ich teilte ihnen ausführlich mit, in welcher Weise die Sukutan, Dabahh- und Kuratpflanzen zu behandeln und anzuwenden seien, und das Rezept hat den gewünschten Erfolg gehabt, denn wer in jene Gegend kommt und sich erkundigt, der wird erfahren, was für ein geistig und körperlich kräftiger Bursche der Knabe Khudyr geworden ist.
    Von Jamir, seinem Vater, muß ich leider
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