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2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)

Titel: 2052. Der neue Bericht an den Club of Rome (German Edition)
Autoren: Jorgen Randers
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breit angelegt, aber es haben sich doch einige gemeinsame Themen herausgeschält, die in meine Prognose aufgenommen wurden.
    Des Weiteren waren die Ausblicke überraschend frei von Widersprüchen. Das ist in der Tat überraschend und könnte bedeuten, dass »unabhängige Denker und Autoren« am Ende doch alle in etwa bei dem gleichen Bild landen, wenn sie nach vorne schauen und ganz ehrlich ihre Sicht beschreiben müssen – und nicht die Konsequenzen dessen, was sie sagen, zu bedenken haben.
    Die Dynamik
    Viele globale Prognosen sind in sich nicht schlüssig. Das heißt, dass ein Teil der Prognose einem anderen widerspricht. Ich will das an einem einfachen Beispiel erläutern. Konventionelle Prognosen beschreiben oft in leuchtenden Farben, wie die Gesamtproduktion (das Bruttoinlandsprodukt – BIP) mit hoher Geschwindigkeit über die nächsten Dekaden wachsen wird. Eine der zentralen Annahmen hinter einer solchen Prognose ist normalerweise eine bestimmte Bevölkerungsentwicklung, die man von nationalen Statistikämtern oder von den Vereinten Nationen erhalten hat. Wenn man diese Annahme beibehält, wird die Prognose wahrscheinlich falsch, ganz einfach deshalb, weil sie die starke Auswirkung höherer Einkommen auf die Geburtenrate nicht eingerechnet hat. Wenn die Menschen reicher werden, haben sie weniger Kinder. Das Bevölkerungswachstum wird sich verlangsamen, wenn das BIP steigt. Deshalb wird eine Prognose, die die zukünftige Bevölkerungsentwicklung nicht entsprechend nach unten berichtigt, falsch sein. Eine so erstellte Prognose wird die Tendenz haben, die zukünftige Geburtenrate zu hoch anzusetzen, die zukünftige Bevölkerung zu überschätzen und das BIP pro Kopf zu unterschätzen. Das zukünftige Pro-Kopf-Einkommen wird sich als höher herausstellen als in der ursprünglichen Prognose. Der Fehler bezieht sich dann nicht nur auf den Endzustand. Er führt zu irreführender Dynamik – die Beschreibung des Entwicklungspfades wird ebenfalls fehlerhaft sein. Ein weiteres Beispiel wären Annahmen zum Tempo der technischen Entwicklung im Lauf der kommenden Jahrzehnte. Diese Annahmen könnten zu Widersprüchen führen, wenn die Prognose auf rasches Wirtschaftswachstum hindeutet. Eine größere Wirtschaft wird sich mehr Forschung leisten und eine schnellere technische Entwicklung erleben.
    Um Unstimmigkeiten dieser Art zu vermeiden und um sicherzustellen, dass meine Prognose tatsächlich logisch aus den getroffenen Annahmen folgt, verwende ich zur Überprüfung meiner Ergebnisse eine Reihe dynamischer Tabellenkalkulationen. Diese Tabellenkalkulationen sind (zumindest näherungsweise) deterministische Gleichungssysteme, die die Welt mit einem Differenzialgleichungssystem beschreiben. In diesen Modellen entwickelt sich die Situation im Zeitablauf, vom Anfangszustand ausgehend, auf eine logisch stimmige Art und Weise, durch die Wirkung der kausalen Beziehungen, die sich in den die Modelle steuernden Gleichungen widerspiegeln. Das quantitative Rückgrat meiner Prognose ist ohne Weiteres in den Tabellen auf der 2052-Internetseite ( www.2052.info ) verfügbar. Die Tabellenkalkulationen sind nicht vollständig dynamisch, deshalb habe ich (allerdings nur in begrenztem Maß) zwei globale Computermodelle benutzt, um sicherzustellen, dass wichtige Rückkopplungseffekte nicht aus meiner Prognose herausfallen.
    Wenn Sie die letzten vier Sätze nicht verstanden haben, machen Sie sich keine Sorgen. Sie richten sich an die Computer- und Mathematik-Fans, die verstehen, was damit gemeint ist. Worauf es ankommt, ist Folgendes: Ich bin mir der Gefahr interner Unstimmigkeiten bei einer als Text formulierten Prognose wohl bewusst und habe bei dem Versuch, solche Unstimmigkeiten zu reduzieren, Tabellenkalkulationen und Computermodelle des globalen Systems benutzt.
    Ich habe mich zudem auf eine beeindruckende Sammlung von statistischen Zeitreihen gestützt, um nicht versehentlich von gängigen Traditionen und Verhaltensweisen abzuweichen – die sich selbstverständlich in historischen Daten spiegeln. Die Daten sind ebenfalls in den Tabellen auf der Internetseite des Buches zu finden.
    Das Paradigma
    All dies bringt uns zu meinem dritten Helfer – einer bewussten Haltung gegenüber der eigenen Paradigmenwahl. Ein Paradigma ist eine Weltsicht. Es gibt viele verschiedene Weltsichten. Der Marxismus zum Beispiel ist so eine Weltsicht, eine andere ist der religiöse Konservativismus. Keine hat recht. Unterschiedliche Paradigmen heben einfach
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