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2024 - Intrigen in Mirkandol

Titel: 2024 - Intrigen in Mirkandol
Autoren: Unbekannt
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wuchs rasch auf fünfzig, dann auf hundert Meter. „Krüppel" nannten sie ihn. Sein rechtes Knie war verwachsen, ein aufgequollener Klumpen mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit.
    Schon in seiner Kindheit hatte diese Behinderung zu einer zusätzlichen Verkrümmung seines Rückgrats geführt. Wenn er den Kopf nach links drehte, knirschte und krachte es zwischen den Halswirbeln.
    Der behandelnde Mediker hatte dem Jungen damals eine Lebensspanne von maximal 35 Jahren vorausgesagt. Jetzt war Manklux an die fünfzig. Sein Gebrechen haftete wie eine Klette an ihm.
    Mehrere Arbeitgeber in Thantur-Lok hatten ihn kurz nach der Einstellung wieder entlassen, weil sein Anblick angeblich die Moral der Angestellten untergrub.
    Mit jeder leidvollen Erfahrung in der Vergangenheit war sein Trotz gewachsen. Jetzt erst recht, dachte er. Dreimal hatte er das beste Zeugnis von allen errungen, beim Abgang von der Schule, beim Verlassen der Universität und bei den Intelligenz-Wettbewerben seines Heimatplaneten Traversan.
    Traversan - er hätte dort bleiben sollen. In seiner Heimat akzeptierten sie seine Behinderung wenigstens.
    Traversan war eine liberale Welt, die sich größtmögliche Freiheiten bewahrte.
    Schon immer hatten die Fürsten des Planeten es verstanden, im Auf und Ab des Imperiums einen zuverlässigen Kurs zu steuern.
    Im Kugelsternhaufen Thantur-Lok empfing den jungen Traversaner die Hölle. Manklux hatte die Fälle nicht gezählt, in denen er dem Gespött anderer ausgesetzt war. Frauen sahen verächtlich an ihm vorbei, wenn er auftauchte. Männer musterten ihn und beleidigten ihn dadurch, daß sie ihm in ihren Gesichtern zu verstehen gaben, was sie dachten. Er las es wie in einem offenen Buch.
    Sein bisheriges Leben hatte sich als beständiger Rückzug in sich selbst gestaltet bis zu dem Tag, als die Werber erschienen und nach geeigneten Männern suchten. Seine körperlichen Gebrechen beachteten sie kaum. So etwas lasse sich operieren und durch Prothesen ersetzen, sagten sie.
    Wichtig erschien ihnen einzig und allein die Tatsache, daß er klüger war als alle anderen und Denkaufgaben schneller löste.
    Sie verpaßten ihm ein körperliches Sondertraining, das sie auf sein Gebrechen zuschnitten. Fast ein Jahr lang trainierte er nur für das eine Ziel, körperlich wenigstens fünfzig Prozent der Leistung seiner Kameraden zu erreichen. Daß die ihn dabei verspotteten, hatte er erwartet. Es kümmerte ihn nicht. Seine Stärken lagen auf dem Gebiet, wo es ihnen fehlte.
    Manklux biß die Zähne zusammen und stapfte durch den Schnee hinter der Gruppe her. Wenn er ein wenig schneller ging und den Stiefel nur über die vordere Hälfte der Sohle abrollte, fiel es ihm leichter. Er holte auf und verkürzte den Abstand zu den anderen auf vierzig Meter.
    Kein einziges Mal sah einer der anderen zurück. Sie hatten nur das Ziel vor Augen.
    Der Wind gewann an Stärke. Er riß die Eiskristalle von harschen Schneebrettern empor und schleuderte sie ihnen ins Gesicht. Jeder einzelne Kristall stach wie eine Nadel durch die Haut und hinterließ einen winzigen geröteten Punkt.
    Manklux senkte den Kopf und spürte augenblicklich die Schmerzen, die vom dritten Nackenwirbel abwärts rasten bis fast zum Becken. Er konzentrierte sich stärker auf die Umgebung und schaltete den Schmerz ab.
    Der Wind wurde heftiger und erreichte beinahe Orkanstärke. Manklux gab seinen federnden Gang auf, um nicht von den Beinen gefegt zu werden. Dichtes Schneetreiben setzte ein. Die huschenden Lichtkegel der Lampen erstickten in der weißen Wand, und Manklux verlor die Gruppe aus den Augen. „Ho, verständigt euch durch Rufe!" hörte er die vom Wind zerrissenen Worte Gorman Prods.
    Ab und zu stieß einer so etwas wie ein Krächzen aus. Wenn es in einem solchen Sturm inmitten der Polarregion von Prathon Schneekrähen gegeben hätte - zu ihnen hätten die Laute besser gepaßt als zu einem Arkoniden.
    Die Beschaffenheit des Bodens änderte sich. Die Eisflächen wurden glatter und gefährlicher. Die Steigung, die sie erreichten, glich einer frisch polierten Rutschbahn.
    Mit wenigen Handgriffen montierte Manklux die Steigeisen und humpelte hastig weiter. Er ging ein wenig seitlich. Es erleichterte ihm das Laufen, und er war diese Körperhaltung bereits seit seiner Kindheit gewohnt.
    Der Abstand zur Gruppe verringerte sich auf zwanzig Meter. Er hörte ihre Rufe, sehen konnte er sie nicht.
    Die Glätte des Eises stammte von Schmelzprozessen. Der Untergrund erwärmte sich
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