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2006 - Cugarittmos Gesichter

Titel: 2006 - Cugarittmos Gesichter
Autoren: Unbekannt
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Respektlosigkeit gegenüber dem etablierten Unsterblichen. Tangens trat auffällig oft in Opposition zu den Auffassungen Kantors, was für beständige kleinere fachliche Reibereien sorgte, aber die Privatsphäre nicht mit einbezog.
    Das war auch so gewesen, als Tangens Myles Kantor darüber informierte, daß er nach eventuellen psionischen Restspuren Vincent Garrons nach dessen Tod suchen wolle. Kantor hatte das mit Spott quittiert, und daraus resultierte seine Bemerkung.
    Tangens empfand keinen Triumph über seine Entdeckung, das stand ihm nicht zu, denn er hatte sie nur gemacht, weil er von falschen Voraussetzungen ausgegangen war. Darum blieb er sachlich, als er Kantor die Ergebnisse vorführte.
    Der Chefwissenschaftler war sofort gefesselt, seine anfängliche Skepsis war wie weggeblasen. Die fachlichen Differenzen, die oftmals zwischen den beiden gestanden hatten, waren vergessen.
    Während Myles Kantor die Gegenproben wiederholte, die Tangens bereits gemacht hatte, sagte er: „Das Phänomen läßt sich nicht präzisieren, weil es im ultrahohen bis superhochfrequenten Bereich angesiedelt ist, an der Grenze des für uns Meßbaren. Die psionische Strahlung ist zudem äußerst schwach. Und es gibt keine ortbare Quelle, sie scheint von überall auf die Instrumente einzuströmen. Das kann nur heißen, daß die SOL als Ganzes strahlt und in diese psionische Aura eingebettet ist. Ihre Amplitude wächst jedoch, je höher sie im Hyperspektrum angesiedelt ist."
    Myles Kantor nickte wortlos zu Tangens' Ausführungen, während er sie an den empfindlichen Geräten schrittweise nachvollzog und zu denselben Ergebnissen kam. Ein Vorzug dieser Ortungszelle war, daß sie völlig gegen äußere Einflüsse abgesichert war. Es gab keinerlei Fremdstrahlung, die die Ergebnisse der sensiblen Meßgeräte verfälschen konnte.
    Myles Kantor seufzte, als er mit den Geräten an die Grenzen des Meßbaren stieß. „Da geht nichts mehr", sagte er enttäuscht. „Ich komme mit meinen Messungen über die Schwelle von acht mal zehn hoch siebzehn Kalup nicht hinaus, obwohl damit das Ende ganz bestimmt noch nicht erreicht ist."
    „Der Meinung bin ich auch", sagte Tangens, ohne sich bewußt zu werden, daß dies einer der seltenen Fälle war, in denen sie übereinstimmten. „Die achthundert Peta-Kalup, die wir nachweisen können, sind bestimmt nicht die Grenze. Ich bin sogar sicher, daß der größte Teil der Strahlung in dem für uns nicht meßbaren Spektralbereich liegt."
    „Das ist anzunehmen", bestätigte Myles Kantor. „Theoretisch ist es auch möglich, daß wir, wegen der geringen Stärke der Strahlung, Meßungenauigkeiten unterliegen, die das Ergebnis völlig verfälschen. Andererseits entstehen in der NACHT - ebenso wie im PULS von DaGlausch - keinerlei virtuelle Quanten, so daß die Voraussetzungen für genauste Messungen nirgendwo besser sind wie an Orten wie diesen."
    „Exakt!" sagte Tangens zustimmend. Die beiden sahen einander an und mußten unwillkürlich grinsen, weil ihnen jetzt die Übereinstimmung bewußt wurde.
    Tangens wurde wieder ernst. „Bleibt die Frage über die Herkunft dieser psionischen Aura, in die die SOL gebettet ist. Eine Möglichkeit wäre die, daß ES uns diesen Imprint aufgedrückt hat, als eine Art Passantum für den Durchgang durch den Mega-Dom."
    „Klingt plausibel", sagte Myles Kantor ohne uneingeschränkte Zustimmung. „Es könnte durchaus so sein, daß diese Aura eine Aufladung darstellt, die während des Transfers vom PULS in die NACHT an der SOL haftengeblieben ist. Wir dürfen aber auch andere Möglichkeiten nicht ausschließen ..."
    „Und die wären?"
    „Nun", sagte Kantor überlegend. „Was, wenn nicht ES oder der Durchgang durch den Dom für die psionische Ausstrahlung verantwortlich sind? Wenn irgendwo in den noch immer unzugänglichen Sektoren des SOL-Mittelstücks ein fremdartiges Gerät installiert wäre, das beim Transfer aktiviert wurde. Auch diese Möglichkeit dürfen wir nicht außer acht lassen."
    „Ist das nicht doch etwas zu weit hergeholt?" meinte Tangens. „Das finde ich keineswegs. Wir dürfen keine Möglichkeit außer acht lassen. Was, wenn wir noch immer irgendeine Höllenmaschine Shabazzas an Bord haben und der Countdown zur Vernichtung der SOL angelaufen ist? Solange wir nicht das Gegenteil bewiesen haben, müssen wir auch diese Möglichkeit in Erwägung ziehen. Es ist keineswegs aus der Luft gegriffen, daß die SOL noch allerlei Überraschungen birgt. Vielleicht sogar die
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