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1892 - Als das Sternlicht erlosch

Titel: 1892 - Als das Sternlicht erlosch
Autoren: Unbekannt
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letzten Monate waren wie ein böser Traum. Ständig mußte ich mir ein neues Versteck suchen und Dinge tun und essen, über die ich nie reden werde. Ich habe mich an die Stadt auf dem Plateau angeschlichen und die Wilden beobachtet. Meine Kameradinnen sind in dem großen Haus neben dem Tempel untergebracht.
    Sie werden gut bewacht. Ihr habt keine Chance, sie zu befreien."
    „Die Namwoggs werden sie uns freiwillig herausgeben", sagte Siebenton und legte beruhigend seine Hand auf Arratax’ Arm.
    Die Berührung war wie elektrisierend. Siebenton zog die Hand zurück, und Arratax blickte verlegen zur Seite.
    Genauso war es mit Walyon gewesen, als wir uns zum erstenmal berührten, dachte Siebenton. Der gleiche Schauer, das gleiche innerliche Brennen ...
    „Wie meinst du das, sie werden sie herausgeben?" wollte die Mönchin wissen.
    „Was?" fragte Siebenton irritiert. Dann nickte er. „Wenn wir es geschickt genug anstellen; werden sie es tun. Gibt es neben Twolgg noch einen anderen Anführer?"
    „Graown", bekam er zur Antwort. „Er ist der Häuptling des Stammes, aber die Macht hat Twolgg."
    „Und Graown läßt sich das gefallen? Was ist er, ebenfalls ein Priester?"
    „Er war einer, soviel habe ich belauschen können."
    „Und wie hält er es mit dem Opferkult?" fragte Siebenton.
    Arratax lachte verzweifelt.
    „Er ist offenbar nicht so fanatisch dafür, aber er muß sich in allem fügen. Twolgg duldet ihn nur, weil es Brauch ist, daß es einen Häuptling und einen ... einen Seelenhirten gibt."
    „Du meinst also, Graown würde die Opfer abschaffen, wenn er an die Macht käme?"
    „Ich weiß es nicht", sagte die Mönchin. „So gut habe ich die Verhältnisse im Stamm nicht kennenlernen können von meinen Verstecken aus."
    Siebenton fiel auf, daß sie immer von einem „Stamm" sprach und nicht von Kolonisten. Aber wahrscheinlich hatte sie recht. Die Namwoggs, so, wie sie sich heute präsentierten, waren nichts anderes als eine wilde Horde, mehr Tier als Mönch.
    Die Frage war, wie sehr das auf das einzelne Individuum zutraf oder wie sehr es Twolggs und seiner Vorgänger Schuld war.
    „Wir warten hier ab bis zum Tag der Sonnenwende", erklärte Siebenton, „in der Hoffnung, daß unser Boot nicht entdeckt wird. Wir können es unter ein Deflektorfeld legen. Wann am Sonnenwendtag sollen die Frauen geopfert werden?"
    „Genau am Mittag", sagte Arratax. „Wenn die Sonne am höchsten steht."
    „Das sollte reichen", sagte Siebenton nachdenklich.
     
    *
     
    Sie warteten noch anderthalb Tage ab, ohne entdeckt zu werden. Einmal hatten sie einen Trupp Namwoggs beobachtet, der aus dem Dschungel auf die Lichtung kam. Doch unter dem Deflektorfeld blieb die Bootsscheibe verborgen, die Planetarier verschwanden wieder im Dikkicht.
    Dann, am Morgen des Sonnenwendtags, brachen Siebenton, Devior, Dzarro, Proxx und Falagen abermals zur Stadt der Namwoggs auf. Proxx und Falagen hatten diesmal den Auftrag, beim Scheitern der Mission Twolgg zu paralysieren, bevor die heimtückischen Blasrohrschützen wieder auf sie schießen konnten - den Befehl mußte Twolgg ihnen durch eine Geste gegeben haben. Also hing alles davon ab, ihn genau zu beobachten und im Notfall sofort zu handeln.
    Siebenton hoffte jedoch, daß es dazu nicht erst kommen mußte.
    Diesmal bot die „Stadt" einen anderen Anblick. Die einzelnen Häuser waren mit Blüten und Lianen aus dem Urwald geschmückt, und die Mauern des Tempels schienen geradezu aus Blumen errichtet worden zu sein.
    Das große Bauwerk daneben wirkte dagegen fast farblos.
    Im Zentrum der Ansiedlung waren zehn große Scheiterhaufen errichtet worden, mit Pfählen in der Mitte, an denen vermutlich die Opfer zum qualvollen Verbrennen festgebunden werden sollten.
    Siebenton spürte, wie sein Herz heftig schlug, als er an der Spitze der Gruppe landete. Als die ersten Namwoggs auf sie zustürmten und einige Blasrohre mit einem kleinen Pfeil luden, streckte er den rechten Arm in die Höhe und rief: „Halt! Tut nichts Unüberlegtes! Laßt mich zuerst mit eurem Seelenhirten reden, um ihm eine Botschaft eures Gottes zu überbringen!"
    Es kam ihm schwer über die Lippen, aber er mußte sich noch einmal auf dieses Spiel einlassen, wenn er etwas erreichen wollte. Insgeheim flehte er das Sternlicht um Vergebung an.
    Die Degenerierten warteten, bis Twolgg erschien, noch bunter angemalt als vor drei Tagen. Es war früh am Morgen. Bis zum Mittag und zur Opferung blieben noch einige Stunden Zeit.
    „Hör mich an,
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