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1887 - Unsichtbare Siganesen

Titel: 1887 - Unsichtbare Siganesen
Autoren: Unbekannt
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Seite, bis ein metallenes Hindernis ihn stoppte. Arno Wosken, der ebenso schnell reagiert hatte, fiel halb über ihn. Gleichzeitig zog der Schatten der Schourcht über sie hinweg..
    Wosken lehnte sich an die walzenförmige Metallwand, die sie beide um doppelte Körperlänge überragte, und wischte sich ein imaginäres Stäubchen vom SERUN. „Ich glaube nicht, daß die Dscherro uns bemerkt hätten", sagte er. „Die haben doch mit sich selbst und mit Terrania genug zu tun. Außerdem sind wir für sie bestenfalls Ungeziefer ..."
    Mit der Faust klopfte er gegen das gebogene Metall, das von parallel verlaufenden Vertiefungen durchzogen war, jede so groß, daß er bequem seine Arme hineinlegen konnte. Forschend musterte er das Gebilde.
    „Bevor du dir unnötig den Kopf zerbrichst", sagte Ross, „ich halte es für eine altertümliche Granate.
    Ausschließlich Sprengwirkung oder so ..."
    Ein aufkommender Sturm drückte ihn in den Hohlraum zwischen der Granathülse und dem Boden.
    Unmengen roten Sandes peitschten auf und raubten ihm vorübergehend die Sicht.
    Arno Wosken schimpfte unterdrückt, spuckte aus, schimpfte weiter. Dreck und Sand wehten den Hohlraum fast zu, die Siganesen hatten Mühe, sich daraus hervorzuwühlen.
    „Der Chresch ist weg", stieß Wosken hervor. „Hat ganz schön Dreck aufgewirbelt." Dabei konnten sie wahrscheinlich noch von Glück sagen, daß der betreffende Dscherro nur den Gravo-Antrieb benutzt hatte.
    „Und Rosa?"
    „Ich bin hier", erklang eine leise Stimme hinter den beiden.
    Domino Ross wirbelte herum. „Was ist bloß in dich gefahren?" fragte er scharf. „Solche Alleingänge sind unnötig."
    Rosa hob nur die Schultern und ließ sie langsam wieder sinken.
    „Was war an dem Chresch so Besonderes?" drängte Ross weiter.
    „Jetzt", sagte die Siganesin, und ein harter Zug umfloß ihre Mundwinkel, „ist was Besonderes dran.
    Sobald der Dscherro dieses Stinkgerät aktiviert bumm!"
    „Dafür ist unser Sprengstoff zu schade. Ab sofort ..."
    „Reg dich wieder ab", seufzte Rosa. „Ich habe ein paar Sprengsätze mehr eingesteckt, nur so, für alle Fälle eben."
    „Ich sag’s doch immer ..." Arno Wosken verdrehte vielsagend die Augen. „Verstehe einer die Frauen!"
    Mit einer herrischen Handbewegung schnitt Ross jedes weitere Wort ab. „Schluß mit den Mätzchen!
    Wir führen keinen Privatkrieg gegen die Dscherro, und davon, daß wir unsere Aufgabe richtig erfüllen, hängt mehr ab als ein zerstörter Chresch."
     
    *
     
    Rosa Borghan hatte Dominos Vorwürfe unbewegt über sich ergehen lassen. Die Arme verschränkt, stand sie breitbeinig am stumpfen Ende der Granate und schüttelte den Kopf. „Kennst du mich wirklich so schlecht, Domino?"
    Ross blickte sie überrascht an. „Ist dir die Kanalluft nicht bekommen, oder ...?"
    „Vor einer halben Stunde hast du dich noch gefragt, wie wir in die Burg der Dscherro hineinkommen, schließlich ist sie durch Schutzschirme gesichert."
    „Kommt Zeit, kommt Rat", schränkte Wosken ein.
    „Dann sucht doch weiter!" Zugegeben, sie war gereizt, das gestand Rosa Borghan sich selbst ein, aber war das ein Wunder? Angesichts der Brutalität der Dscherro, die noch dazu in den Medien bis zum letzten Blutstropfen ausgeschlachtet worden war, fiel es ohnehin schwer, überhaupt normal zu reagieren. Hinzu kam der Erfolgsdruck, unter den sie sich selbst setzte.
    Domino hatte irgend etwas zu ihr gesagt, was sievöllig in Gedanken versunken - gar nicht registriert hatte. Erst als er wieder schwieg, wandte sie sich ihm zu.
    „Du bist geistesabwesend, Rosa", warf er ihr vor. „Wenn ich das geahnt hätte, ich hätte mich für eine andere Begleiterin entschie..."
    „Ach."
    Domino Ross packte zu und zog sie zu sich heran. Er befahl dem Servo ihres SERUNS, eine medizinische Diagnose vorzunehmen.
    „Der Befehl kann nicht ausgeführt werden", sagte Rosa.
    „Warum nicht?"
    „Weil ich den Servo gegen unbefugte Benutzung gesperrt habe. Und weil ich nicht „Du bist krank, Rosa."
    „Wenn du mir zuhören würdest, wüßtest du längst, daß ich mich nicht krank fühle."
    „Aber ..."
    „Hör zu, bei allen Hörnern der Dscherro! Ich habe den Schlüssel zur Burg Gousharan, wir brauchen nur noch hinzugehen und um Einlaß zu bitten." Diesmal zog sie Domino Ross einfach mit sich, an der Granate vorbei durch den angehäuften Sand, bis die tief eingegrabenen Fußspuren eines einzelnen Gehörnten zu sehen waren.
    Fast alle Schourchten und Chresche waren inzwischen abgezogen.
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