Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1849 - Der Unheilbringer

1849 - Der Unheilbringer

Titel: 1849 - Der Unheilbringer
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
noch ein Stück Kuchen, trank auch Kaffee und wollte dann aufstehen, um mit meinem Rundgang zu beginnen, als die Tür aufgestoßen wurde und ein Junge das Zimmer betrat. Er wollte etwas zu seinen Eltern sagen, dann sah er mich und schwieg.
    Beide schauten wir uns an. Ich sah in seine Augen und entdeckte darin so etwas wie einen zurückhaltenden Ausdruck. Vielleicht auch den einer schwachen Furcht.
    Ich lachte, stand auf, reichte ihm die Hand und sagte: »Hallo, ich bin John. Du musst Timmy sein.«
    »Stimmt.«
    »Ich habe schon von dir gehört. Deine Eltern habe es mir gesagt. Und ich bin ein Bekannter deines Vaters. Wir haben uns mal in London kennengelernt, und als ich jetzt hier vorbeikam, da sagte ich mir, schau doch mal kurz bei den Burkes rein.«
    So, da hatte ich in einem Satz viel gesagt, und das war auch meine Absicht gewesen. Ich hatte dem Jungen praktisch den Wind aus den Segeln nehmen wollen.
    Timmy sagte zu mir nichts, setzte sich aber auf einen Stuhl und bat um ein Stück Kuchen.
    »Klar, kannst du haben. Ich habe im Kühlschrank noch kalten Kakao. Möchtest du den?«
    »Nein, lieber den kalten Tee von heute Morgen.«
    »Bekommst du.«
    Ich wandte mich an Timmy. »Feierst du auch Halloween?«
    »Klar.«
    »In der Clique?«
    »Wahrscheinlich.«
    »Dann habt ihr ja euren großen Auftritt.«
    »Halb so schlimm.« Er aß, trank auch und runzelte die Stirn, als müsste er über etwas Bestimmtes nachdenken, was er auch tat, wie uns seine Frage bewies.
    »Glaubt ihr eigentlich an Schutzengel?«
    Einen Moment war Pause, denn fragte Selma Burke: »Was meinst du denn damit?«
    »So wie ich es sagte, Ma. Glaubst du an Schutzengel?«
    »Nun ja, ich habe noch keinen gesehen.«
    »Aber man kann doch trotzdem daran glauben. Oder nicht?«
    »Ja, das schon.« Sie schaute in die Runde. »Bitte, mein Junge, was soll das?«
    Timmy hob die Schultern an. »Das ist mir nur so in den Sinn gekommen.«
    »Wirklich?«, fragte ich mit leiser, aber schon intensiver Stimme. »Meinst du das so?«
    »Klar.«
    »Schon immer?«
    »Wie bitte?«
    Ich präzisierte meine Frage. »Hast du dich schon immer für Schutzengel interessiert?«
    »Nein, das hat er nicht. Oder nicht, dass ich wüsste«, mischte sich der Vater ein.
    Ich nickte. »Aber jetzt interessiert es dich – oder?«
    Der Junge schaute mich an. »Klar. Das ist nämlich wichtig, dass jeder seinen Schutzegel hat. Dann kann ihm nicht mehr so viel passieren, meine ich.«
    »Da kannst du recht haben.« Ich lächelte. »Und wogegen sollte er geschützt werden?«
    »Gegen das Böse.«
    »Interessant. Kannst du das genauer sagen?«
    Der Junge drückte seine Hände zusammen und runzelte die Stirn. »Gegen das Halloween-Grauen«, flüsterte er. »Ich will nicht, dass es uns den Tod bringt.« Nach diesem Satz sprang er auf und rannte mit langen Schritten aus dem Zimmer …
    ***
    Wir saßen da wie vom Blitz getroffen. Mit einem derartigen Fortgang der Unterhaltung hatte ich nicht gerechnet. Keiner von uns. Deshalb schauten wir alle so erstaunt.
    Alan Burke fand als Erster die Sprache zurück. »Also, das verstehe ich nicht, Mister Sinclair. So kenne ich meinen Jungen gar nicht. Was ist nur in ihn gefahren?« Er drehte den Kopf seiner Frau zu. »Kannst du dazu was sagen?«
    »Nicht viel. Aber vielleicht hängt es mit dem zusammen, dem du mit Mister Sinclair nachgehst? Das leere Grab, das ist schon was Besonderes, finde ich.«
    »Ja, da kann ich nicht widersprechen.«
    Selma Burke sprach mich an. »Oder was meinen Sie, Mister Sinclair? Ich kenne Sie zwar nicht, aber mein Mann hat mir etwas über Sie erzählt. Sie kümmern sich um bestimmte Fälle, für die die normale Polizei nicht zuständig ist. Kann man das so sagen?«
    »Können Sie.«
    »Und wie schätzen Sie das Verhalten unseres Jungen ein?«
    Ich hatte mir natürlich auch meine Gedanken gemacht. »Er hat schon ungewöhnlich reagiert. Ich möchte den Grund nicht in einer pubertären Laune sehen, denn ich habe den Eindruck, dass Timmy etwas erlebt hat, das ihn so veränderte.«
    »Und was?«
    »Ich habe keine Ahnung, Mrs Burke. Aber es kann noch nicht lange her sein, denke ich.«
    »Das wäre dann die vergangene Nacht gewesen«, sagte Alan Burke.
    »Würde ja irgendwie passen.«
    »Und Sie meinen, er hätte dort einen Kontakt gehabt? Mit seinem Schutzengel?«
    »Möglich.«
    »Aber wie sollte das gehen?«
    »Das weiß ich auch nicht. Es kann durchaus sein, dass er einen sehr intensiven Traum gehabt hat.«
    »Von seinem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher