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1812 - Der wandelnde Tod

1812 - Der wandelnde Tod

Titel: 1812 - Der wandelnde Tod
Autoren: Jason Dark
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Kleidung angepasst. Sie bildeten einen deutlichen Gegensatz zu seiner Gesichtshaut, aber das nahm ich nur am Rande wahr. Es war nicht relevant. Im Gegensatz zu etwas anderem.
    Die Gestalt war da.
    Sie stand dicht vor mir.
    Sie hätte jetzt anhalten oder wieder umdrehen müssen. Beides tat sie nicht.
    Dafür ging sie nach vorn, was eigentlich gar nicht möglich war, weil ich ihr den Weg versperrte.
    Trotzdem ging sie einen Schritt vor – und trat praktisch in mich hinein …
    ***
    Es war unglaublich. Es war nicht zu fassen, und ich wollte auch nicht darüber nachdenken, aber es war eine Tatsache. Diese Gestalt war in mich hineingegangen. Das hatte sie nur machen können, weil sie feinstofflich war.
    Ich war nicht mehr ich selbst. Ich war einer und zwei zugleich – und schrie auf, wobei ich in die Knie ging, weil mich ein scharfer, beißender Schmerz getroffen hatte. Ich hatte das Gefühl, etwas würde meine Brust zerreißen.
    Ich fiel auf die Knie und drehte mich dabei, sodass ich mit dem Rücken und der Seite gegen den Rover fiel, was ich auch beabsichtigt hatte. Er gab mir für einen Moment Halt, und ich wollte mich auf den Schmerz konzentrieren.
    Das musste ich nicht mehr.
    Es war vorbei.
    Und es steckte auch niemand mehr in mir, denn ich sah, dass der Körper mich wieder verlassen hatte. Ich war wieder ich selbst, aber ich fühlte mich wie durch die Mangel gedreht. Schwach und nicht mehr in der Lage, irgendwelche Taten zu vollbringen. Ich war nur froh, den Rover als Stütze im Rücken zu haben.
    Was war nur los?
    Ich drehte den Kopf nach rechts, weil ich dort die Gestalt vermutete.
    Ja, da war sie.
    Oder doch nicht?
    Spielte mir das Schicksal einen Streich?
    Ich wusste es nicht, ich wusste nur, was ich mit eigenen Augen dort sah.
    Es war eine Gestalt. Ich sage mal ein Mann, der einen hellroten Umhang trug, den er allerdings um einen Körper gewickelt hatte, dessen Kopf aus blankem Gebein bestand. Auf dem Kopf saß der Hut, den ich schon kannte. Aber da gab es noch etwas. Diese Gestalt hatte ihren rechten Arm ausgestreckt und umklammerte mit der Hand einen Stab, dessen Ende in einen Totenschädel auslief. Ob die Hand auch skelettiert war oder normal, das konnte ich nicht erkennen.
    Ich sah wieder in das Gesicht. Die großen leeren Augenhöhlen fielen mir auf. Aber so leer waren sie auch nicht, denn in der Tiefe schimmerte die Schwärze, die ich schon in anderen Augen gesehen hatte.
    Wer war das?
    Ich hatte nicht die geringste Ahnung, sah aber, wie sich der Stock bewegte und vom Boden abhob. Jetzt sah ich auch das andere Ende und erkannte eine Spitze, die genau auf mich zeigte.
    Was sollte das?
    Die Spitze kam näher. Ich war nicht in der Lage, ihr auszuweichen. Dafür hätte ich mich bewegen müssen, was ich aber nicht tat oder nicht konnte.
    Ich fluchte über meine eigene Unzulänglichkeit, bemühte mich und schaffte es nicht, denn es kam zum Kontakt zwischen uns beiden. Wieder riss ich den Mund auf. Ich stellte mich sogar darauf ein, dass es zu einem Herzstillstand kam, so sehr war ich gefoltert worden, aber diesmal nicht.
    Diesmal schlug die Reaktion auf den Körper des anderen zurück. Der Arm mit dem Stab zuckte von mir weg und dann in die Höhe. Zugleich verspürte ich an der Brust einen stechenden Schmerz, den mein Kreuz hinterlassen hatte.
    Ich sackte in die Knie. Die Schwäche hatte mich übermannt, aber ich sah noch, dass die Gestalt im roten Umhang von einer Sekunde zur anderen aus meinem Blickfeld verschwand.
    Weg, aufgelöst …
    Ich holte Luft. Ich keuchte dabei und spürte meine Schwäche überdeutlich. Aber ich wollte nicht mehr länger so hocken, denn ich spürte die Nässe des Bodens.
    Wieder auf die Beine zu kommen, das glich schon einer Quälerei. Ich musste alles einsetzen, was an Kraft in mir steckte. Und dann war ich froh, dass ich es schaffte, die Tür zu öffnen und mich in den Rover schwingen zu können.
    Wie ein nasser Sack fiel ich zurück auf den Fahrersitz und hörte mich scharf atmen. Durch meinen Kopf wirbelten viele Gedanken, die ich nicht richtig in die Reihe bekam. Ich war auch nicht in der Lage, sie zu ignorieren. Eigentlich wollte ich nur meine Ruhe haben, und die hatte ich hier auch.
    Ich blieb sitzen und schloss die Augen. Dabei hoffte ich, mich von den Gedanken befreien zu können. Sie waren nicht konkret, und ich erlebte die Stromstöße.
    Verdammt, dieser Angriff hatte mich schon mitgenommen. Damit hatte ich nicht rechnen können. Aber es war nur ein Angriff gewesen
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