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177 - Im Reich der Hydriten

177 - Im Reich der Hydriten

Titel: 177 - Im Reich der Hydriten
Autoren: Jo Zybell
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stieg in den Himmel und klatschte zurück ins Meer.
    »Er zieht ab!«, rief Clarice. »Er zieht tatsächlich ab!«
    Hoffen wir das Beste, wollte Matt sagen, doch er kam nicht mehr dazu – ein Wasserberg türmte sich vor dem Bug des Bootes auf, ein vier Meter hoher Schädel mit einem sechs Meter breiten Rachen wuchs vor ihnen in die Höhe. Zähne wie von einer überdimensionalen Säge klafften.
    Das Boot bäumte sich auf. Matthew hielt sich an den Seilbügeln des Bordrandes fest, die schreiende Clarice umklammerte sein Bein, etwas wie ein Blitz zuckte in den Himmel, und Vogler ging über Bord. Er fiel rücklings ins Wasser und versank mitsamt des Kombacters im Meer.
    ***
    Aufzeichnungen Pozai’dons, des Nachfolgers des Neunundzwanzigsten und letzten Großen Ramyd’sams. Im Namen des Geheimrates von Gilam’esh’gad fügte er sie im fünfhundertsten Umlauf der siebten Kriegszeit dem wahren Buch der Chroniken hinzu.
    Geduld und Nachsicht der Schöpfer mit allen Schülern des Großen Gilam’eshs, des hoch verehrten Weltenwanderers, des Vaters der Hydriten und Verfechter der Wahrheit und des Friedens. Es ist so weit, die letzten Stimmen des Widerspruchs sind verstummt: Der fünfhundertste war zugleich der letzte Umlauf der siebten Kriegszeit, und die siebte Kriegszeit war zugleich die letzte Kriegszeit in der unseligen Geschichte der Hydree. Ich, der legitime Nachfolger des Zauderers Ramyd’sam – die Schöpfer mögen ihm verzeihen –, habe heute den Befehl gegeben, den Molekularbeschleuniger gegen die Feinde des Lebens, die Hasser der Zivilisation, die Verächter der Vernunft einzusetzen: gegen die Hydree.
    Schwer genug war es gewesen, Ingenieure von Gilam’esh’gad für die Arbeit am ewigen Frieden zu gewinnen, treue Anhänger der gelobten Lehre allesamt.
    Schwerer noch war es, die segensreiche Waffe inmitten der geheimen Stadt zu entwickeln, unter den Argusaugen des Großen Ramyd’sams und seiner Fundamentalisten gewissermaßen. Das schwerste Stück Arbeit jedoch war die Überzeugungsarbeit, zunächst an den Mitgliedern des Geheimen Rates und dann über zweihundertneunzig Umläufe lang am Volk von Gilam’esh’gad: Entweder die Hydree gehen unter, oder die Idee vom immerwährenden Frieden geht unter.
    Warum nur fällt es denkenden Wesen so schwer, die Wahrheit zu sehen und zur Maxime ihres Handelns zu machen? Fast wäre es dem Große Ramyd’sam einst doch noch gelungen, die Flamme der Vernunft auszublasen – die Schöpfer mögen sich seines Geistes erbarmen – aber das Volk von Gilam’esh’gad erwies sich als ein unerschütterlicher Anhänger der Lehren des Großen Weltenwanderers. Sieben Wahlen waren nötig, bis wir endlich handeln konnten! Glücklicherweise zog der Große Ramyd’sam sich gleich nach der ersten in Menschengestalt auf den festen Grund zurück. Dennoch währte der Streit der Meinungen weitere dreihundert Umläufe! Dreihundert Umläufe voller Mord und Totschlag in den Siedlungsgründen der Hydree! Doch vor drei Umläufen endlich wählten die Hydriten von Gilam’esh’gad die Besonnenen unter den Weisen in den neuen Geheimrat. Und so entschied es sich gegen den Untergang der Friedensidee und für den Untergang der Hydree. Den Schöpfern sei Dank!
    Noch hundert Lichter, dann werden sich die Häupter der Hydree in der Heiligen Stadt des Schrecklichen Mar’os versammeln, um zu beraten, wie sie die geheime Stadt Gilam’esh’gad finden und die Hydriten vernichten können. Sieben Umläufe und länger haben unsere Agenten daran gearbeitet, dieses Treffen zustande zu bringen. Längst sind die Molekularbeschleuniger auf die Heilige Stadt gerichtet, und nicht nur auf sie: In allen Hauptstädten der Hydree wird in hundert Lichtern unsere geheime Waffe ihre wunderbare Kraft entfalten, um für alle Zeit das Böse aus den Meeren dieser schönen Welt zu tilgen, und für immer und ewig den Frieden zu schaffen, den der Große Gilam’esh gepredigt und um dessentwillen er uns diese Welt geschenkt hat.
    Nicht mir gebührt der Ruhm für diese mutige Entscheidung, nicht den Mitgliedern des Geheimen Rates, sondern einzig ihm, der uns gelehrt hat, der Stimme der Vernunft zu gehorchen. Ehre sei ihm und allen, die seiner Lehre folgen! So spricht Pozai’don, der erste dieses Namens an der Spitze des Geheimrats von Gilam’esh’gad, und der erste, der den Mut hatte, den Frevlern die friedliche Stirn zu bieten und den Lehren des Großen Gilam’esh konkrete Taten folgen zu lassen.
    Ihr, die ihr das gelesen
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