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1736 - Planet der Corrax

Titel: 1736 - Planet der Corrax
Autoren: Unbekannt
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nehmen. Also flog die CADRION den ebenfalls atmosphärelosen, knapp lunagroßen Mond an - und Bulls Leute bekamen das Bild eines tausend Meter langen „Fragmentraumers" der Corrax auf ihre Schirme!
    Es war ein Wrack, soviel hatte man schon feststellen können, bevor die CADRION neben ihm landete. Obwohl es auf dem Mond infolge des Fehlens jeglicher zersetzender Lufthülle keine Erosion gab, ergab eine Abtastung des aus einer unbestimmbaren Legierung bestehenden Schiffsmaterials, daß schon die geringste Erschütterung es zu Staub zerfallen lassen konnte.
    Natürlich war der gute Bully nicht bereit, wieder ohne Ergebnisse zu starten. Er schickte also Miniatursonden in das Wrack, dessen Schleusen zum Teil offenstanden. Vielleicht hatte die Besatzung nach der Havarie versucht, sich mit Raumanzügen ins Freie zu retten, obwohl es weit und breit keine Überlebensmöglichkeiten gab. Jedenfalls war für die robotischen Spione der Weg frei, und sie brauchten nicht zu riskieren, durch Desintegrationsfeuer den vorhergesagten Zusammenbruch des Schiffs auszulösen.
    Ich kann mir ganz genau vorstellen, wie Bully, Alaska und die Zwillinge mit angehaltenem Atem die Bilder und Daten beobachteten, die ihnen die Sonden lieferten. Noch besser kann ich einschätzen, wie enttäuscht sie alle waren, als an Bord keine einzige Leiche der Besatzung gefunden wurde, ob mumifiziert oder Skelett.
    Daß dort niemand mehr lebte, war nicht überraschend. Gucky hatte keinen einzigen Gedankenimpuls wahrgenommen, und der Zustand des Wracks sprach nicht gerade dafür, daß es erst seit kurzer Zeit hier lag.
    Aber daß man keine Toten fand, war ein Rätsel. Es konnten nicht alle Besatzungsmitglieder in wilder Panik aus dem Schiff geflohen sein - dies war nur ein flüchtiger Gedanke angesichts der offenen Schleusen gewesen, weiter nichts.
    Bully holte die Spionsonden zurück, aber an Aufgeben dachte er deshalb noch nicht. Jetzt versuchte er es mit den Zwillingen. Er bat Mila und Nadja Vandemar, das Wrack mittels ihrer Fähigkeiten abzutasten, nach dem Bordcomputer zu suchen und Informationen aus ihm herauszulesen. Aber kaum setzten die beiden Mutantinnen ihre Gaben des Struktursehens und -formens ein, da lösten sich die Teile, auf die sie sich konzentrierten, auch schon auf - und zwar in nichts.
    Sie versuchten es noch einige Male an anderen Stellen und mußten dann resigniert das Experiment abbrechen.
    Bully blieb nichts anderes mehr übrig, als zu starten und das Wrack sich selbst zu überlassen. Aber er flog nicht das programmierte nächste Ziel an, sondern blieb in diesem Kugelsternhaufen. Er wollte sich nicht mehr mit Stichproben zufriedengeben, sondern systematisch alle Sonnensysteme untersuchen. Bully war sich dessen bewußt, daß er nicht rechtzeitig am Treffpunkt sein würde, aber das nahm er in Kauf. Das Entdeckerfieber hatte den Rotschopf gepackt, und er wollte nicht eher ruhen, bis er auch den letzten Planeten des Kugelhaufens abgesucht hatte.
    Und dann, am neunten Dezember, hatte er dieses Sieben-Planeten-System mit der gelben Sonne vom Sol-Typ vor sich gehabt, mit dem zweiten Planeten und dessen purpurnen Korallenlandschaften - und den Gedankenausstrahlungen vieler Millionen intelligenter Wesen.
    Welches Gefühl mochte er haben - jetzt, da er mit uns zurückgekehrt war?
    Ich an seiner Stelle hätte vielleicht Angst davor gehabt, daß ich mich bei allen scheinbar so eindeutigen Hinweisen und Übereinstimmungen geirrt hatte und nun die Blamage meines Lebens erleben würde.
    „Keine Raumortungen", hörte ich Julian Tifflor hinter mir sagen. „Ich kann Bullys Beobachtungen bestätigen. Es gibt weit und breit keinen Schiffsverkehr - und natürlich keine Anzeichen auf eine Präsenz der Abruse."
    „Machst du Witze?" fragte Tekener. „Dieses System ist drei Millionen Lichtjahre von der Grenze der Abruse entfernt. So groß ist die Lebensinsel der Ayindi."
    Ich störte mich wie immer an diesen hergeholten Vergleichen. Wir jonglierten mit Größenordnungen und Dimensionen, die gut dazu geeignet waren, uns für die Realitäten blind zu machen. Wir warfen mit Licht Jahrmillionen nur noch so um uns, daß die tollkühnsten der alten Science-Fiction-Autoren, hätten sie uns zuhören können, in ihrem Grab wie die Derwische Veitstänze aufgeführt hätten.
    Die Realität, kam der Einwand meines Extrasinns, sind aber diese drei Millionen Lichtjahre Entfernung vom uns nächsten Punkt der Abruse, ebenso wie die über zweihundert Millionen Lichtjahre von
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