Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

1720 - Kommandant der Abruse

Titel: 1720 - Kommandant der Abruse
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
bevor die CADRION in die Sonne stürzte. Doch dies war nur eine hypothetische Überlegung aus der Verzweiflung heraus. Er hatte keine Ahnung, wie der Dreizack des Nakken den Hangar verlassen konnte, wenn die Systeme nicht gehorchten.
    Dies galt ebenso für die ganzen Beiboote.
    „Gefangen wie die Ratten", zischte er. „Teufel noch mal, dieses Schiff hat’s aber wirklich in sich. Jedesmal auf dem Rückweg macht es Mucken." Er riß die halb zerschmolzene Verkleidung ab und betrachtete unglücklich die kristallinen Leiter, die teilweise gebrochen waren und an manchen Stellen schwellten. „Irgendwo muß es doch eine Handschaltung geben!" Er schüttelte den Kopf und kehrte zu seinem Schwebesessel zurück, um sich mit den Sensorfeldern auseinanderzusetzen.
     
    *
     
    Gucky fand die Schwestern auf dem Weg zur Isolierzelle; halb taumelten sie dahin, halb schwebten sie. Es war ein grotesker Anblick, aber Gucky war nicht nach Lachen zumute.
    Er nahm die Zwillinge an den Händen und teleportierte in die Kabine. „Denkt ihr, ihr kommt allein klar?" fragte er.
    „Du kannst uns nicht helfen, Gucky", rief Mila in den dröhnenden Lärm einer weiteren Explosion hinein. Ein heftiger Ruck ging durch das Schiff, durch den Boden ging ein vibrierendes Grollen. Der Ilt verschwand.
    „Hoffentlich fällt es nicht auseinander, bevor wir fertig sind", sagte Nadja. „Gib mir deine Hand, mir fällt die Konzentration schwer."
    „Mir auch", gab Mila zu. Die nächste Erschütterung schüttelte sie, Nadja verlor das Gleichgewicht, und sie fielen übereinander.
    „Wir sollten einfach liegenbleiben."
    Nadja nickte. „Cryzz scheint das überhaupt nichts auszumachen, er sitzt stocksteif und unverrückbar wie ein Fels in der Brandung da."
    Mila drückte ihre Hand. „Los, Schwester! Schalt dich ab." Sie richtete ihren Blick auf den abrusischen Kommandanten, fixierte ihn starr, bis die Umgebung um sie herum dunkel wurde.
    Nadja zwang sich, ruhig zu atmen und schloß die Augen.
    Kurz darauf waren beide schon im Inneren des Kristallwesens unterwegs. Sie hatten inzwischen schon so viel Erfahrung gesammelt, daß sie sich auch ihn brenzligen Situationen konzentrieren konnten.
    Es war faszinierend, was sie sahen. Das Innere des Kommandanten schien zu singen. Die kristallinen Strukturen schwangen sanft, elektromagnetische. Blitze schossen aus den Verbindungen heraus. Die Gehirnstruktur leuchtete am stärksten, während das Fraktalsystem dunkel und starr in seinem Netz hing.
    Ich finde keine Verbindungen, signalisierte Nadja. Wir müssen den Schwingungen folgen und es über die Schiffssysteme versuchen.
    Es war unglaublich, zu welchem Energieaufwand Cryzz fähig war, nachdem bei ihm zuvor nichts Derartiges festgestellt werden konnte. Wo hatte er sie die ganze Zeit über gespeichert gehabt, nachdem nicht einmal Paunaro etwas festgestellt hatte?
    Paunaro?
    Nadja sah, wie die Skelettstruktur eine andere Schwingung annahm.
    Und plötzlich lag der Weg klar und deutlich vor ihr.
    Paunaro hilft uns, also ist bei ihm alles in Ordnung. Er bestrahlt Cryzz und verstärkt dadurch die Frequenzen, die Cryzz an das Schiff weitergibt.
    Nadja dirigierte Mila den Weg entlang, und zum zweitenmal tauchten die Schwestern tief in die Eingeweide hinab.
     
    *
     
    Bull stöhnte auf. Die Sonne füllte inzwischen schon fast das gesamte Holo aus, ein gigantischer Feuerball, in dessen Glut die CADRION in den nächsten Minuten verglühen würde.
    „Es ist zu spät", flüsterte er.
    Wenigstens wußte der Rest der Mannschaft nichts davon, da sämtliche Stationen abgeschnitten waren. Teilweise waren die Lebenserhaltungssysteme zusammengebrochen, aber er hoffte, daß die Menschen in diesen Stationen es noch rechtzeitig geschafft hatten, ihre SERUNS anzuziehen.
    Obwohl das in kurzer Zeit auch keinen Unterschied mehr machen würde.
    Gucky ließ sich nicht mehr sehen, vermutlich teleportierte er im Schiff herum, half Verletzten, befreite Eingesperrte, versuchte Cryzz zu beeinflussen...
    Es war gut so.
    Selbst das Schiff schien zu spüren, daß es bald sterben würde, denn plötzlich ließen die Erschütterungen nach, es blieb nur ein fortgesetztes leises Beben und Grollen.
    Eine seltsam friedvolle Stille trat ein.
    Reginald Bull stand allein in der Steuerzentrale vor dem Holorama, ein kleiner Schatten vor einer gigantischen lodernden Gluthölle, die ihn bald verschlingen würde.
    Er ging einen Schritt auf das Abbild zu.
    In diesem Moment dachte Bull gar nichts. Er spürte auch nichts,
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher