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1661 - Tabuplanet Shaft

Titel: 1661 - Tabuplanet Shaft
Autoren: Unbekannt
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Interesse galt den Gesteins- und Flüssigkeitsproben, die von der Expedition nach Noman mitgebracht worden waren.
    Auf Noman hatte man eine sensationelle Entdeckung gemacht: Wasserstoffkerne mit fünf Nukleonen! Sie kamen nicht nur sporadisch vor, im Gegenteil: Auf Noman gab es nur solchen Wasserstoff, dessen Kern ein Proton und vier Neutronen enthielt.
    Norman Bliss hatte mit Keith Junkers Hilfe den Proben eine Menge von wenigen Gramm Wasserstoff entzogen und diese bei 12 Grad Kelvin eingefroren. Die Testmasse, wie er sie nannte, war in einen transparenten Behälter eingeschlossen, und dieser wiederum schwebte in einem künstlichen Schwerefeld unter einem evakuierten Glassitdom.
    Bliss hatte schon viele Stunden in seinem kleinen Labor verbracht, manchmal mit Messungen beschäftigt, mit deren Hilfe er dem Geheimnis des Superschweren Wasserstoffs auf die Schliche kommen wollte, manchmal vor dem Tisch sitzend und den Glassitdom anstarrend, als könnte er die Testmasse durch hypnosuggestive Beeinflussung dazu bringen, ihm zu verraten, warum sie nicht schon längst in eine herkömmlichere Version des Wasserstoffs plus einen Neutronenschauer zerfallen war.
    Im Augenblick starrte er wieder vor sich hin. Er war so in seine Gedanken vertieft, daß er nicht hörte, wie sich die Tür öffnete. Als ein Schatten über den Tisch fiel, auf dem der Glassitdom stand, schrak er zusammen und wandte sich um.
    Die Augen des Blues glitzerten belustigt. „Hab' ich dich erschreckt?" flötete er mit hoher Stimme, und schon an seinem Tonfall konnte man hören, daß eben dieses seine Absicht gewesen war. „Ja", brummte Norman Bliss. „Das nächstemal meldest du dich gefälligst an."
    Der Blue ging darauf nicht ein. „Der Lösung des Rätsels schon einen Schritt näher?" fragte er.
    Norman Bliss schüttelte den Kopf. „Das treibt mich noch alles in den Wahnsinn", beschwerte er sich. „Ich weiß, daß es dieses Zeug nicht geben kann und nicht geben darf. Und doch hängt's mir hier unmittelbar vor der Nase. Die Natur duldet keinen Wasserstoff mit einem Proton und vier Neutronen. Sie hat schon Schwierigkeiten mit Tritium: ein Proton und zwei Neutronen. Tritium zerfällt mit einer Halbwertszeit von etwas über zwölf Jahren, ein Zeichen dafür, daß die Natur solche Monstrositäten nicht leiden kann. Aber hier ..." Er machte eine verzweifelte Geste in Richtung des kleinen Behälters, der unter dem Glassitdom schwebte, und schüttelte den Kopf. „Wenn es überhaupt jemals zustande käme, müßte es in ein paar Pikosekunden wieder zerfallen. Aber das Zeug ist absolut stabil. Es gibt keine Spur von Radioaktivität und nicht einmal eine vage Andeutung, warum das Zeug so verdammt stabil ist."
    „Hm", machte der Blue. „Ich nehme an, du hast alle einschlägigen Tests schon durchprobiert."
    „Habe ich", nickte Norman Bliss. „Dann gibt es nur noch eines: Du mußt beten. Zur Kreatur der Dritten Glückseligkeit."
    Bliss sah ihn mißtrauisch an. „Was ist das schon wieder?" wollte er wissen. „Die Kreatur gibt dir Intuition", antwortete der Blue. „Es verleiht dir die Fähigkeit, Zusammenhänge durch Nachdenken zu erkennen. Sieh mich an. Ich bin Korrelationist. Ich beherrsche die Technik, Dinge, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, gegenseitig zuzuordnen und durch Zuordnung Erkenntnisse zu gewinnen, die anderen verborgen bleiben, weil sie nur konventionell zu denken verstehen."
    Norman Bliss sah den Blue verwundert an. „Ich glaub' dir kein Wort", sagte er nach einer Weile. „Dann erkundige dich bei' Boris Siankow. Man hat ihn auf diese Reise leider nicht mitgenommen. Er sitzt auf Titan und bläst Trübsal."
    Mit diesen Worten wandte er sich ab und ging zur Tür hinaus. Norman Bliss sah unsicher hinter ihm drein, auch als die Tür sich schon längst geschlossen hatte. Schließlich lachte er auf und schüttelte den Kopf. „Na ja", gluckste er. „Es gibt mehr Spinner an Bord dieses Schiffes, als man glauben möchte."
     
    *
     
    Es war keine freudige Eröffnung, die Jan Ceribo, genannt Zerberus und vom Rang her Erster Mann an Bord der FORNAX, an einem Morgen der ersten Maiwoche seiner Mannschaft machte. „Das Schiff befindet sich offensichtlich in wesentlich schlechterem Zustand, als bisher angenommen worden war", sprach er. „Die Reparaturen werden länger als geplant dauern.
    Ich rechne damit, daß wir frühestens am 25. Juni starten können."
    Inzwischen war die Tornister-Expedition, die von Roi Danton und Reginald Bull
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