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1661 - Der Torwächter

1661 - Der Torwächter

Titel: 1661 - Der Torwächter
Autoren: Jason Dark
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vorhanden. Jetzt konnte sie ihren Plan in die Tat umsetzen, denn Blaine wohnte in diesem Haus. Er lebte allein. Er war ein Einzelgänger im Ort. Früher mal hatte für eine gewisse Zeit eine Frau bei ihm gewohnt, es aber nicht lange ausgehalten. Nach wenigen Monaten war sie verschwunden. Kein Wunder bei diesem Dreckskerl und Hundesohn. Noch stand sie neben dem Anbau. Sie wartete mit ihrer Entscheidung. Sie hätte auch nach Hause laufen und sich dort verstecken können. Das wollte sie nicht, denn ihr fiel ein, dass selbst ihr eigener Vater ihr nicht zu Seite gestanden hatte. Die Mutter konnte sie ebenfalls vergessen. Sie war eine liebe Frau, stand aber unter der Knute ihres Mannes und hatte resigniert. Wahrscheinlich wusste sie nicht mal, was mit ihrer Tochter passiert war. So also nicht. Blieb Blaine!
    Auch wenn sie keine Waffe bei sich trug, Cora war bereit, diesem Menschen auch ohne gegenüber zu treten. Dieses Mal würde sie sich nicht so ohne Weiteres niederschlagen lassen.
    Cora musste ein paar Schritte gehen, um die Ecke des Anbaus zu erreichen. Damit stand sie an der hinteren Seite des Hauses. In der Nähe sah sie einige Tonnen für Abfall, ein altes Regenrohr kratzte an ihrer Schulter entlang, sie passierte ein Fahrrad und probierte, ob die Hintertür offen war.
    Das war sie leider nicht. Von außen war auch nicht zu sehen, ob sich Blaine im Haus aufhielt.
    Die Vordertür war ein graues Viereck zwischen blinden Scheiben. Schneereste waren gegen die graue Hauswand geschaufelt worden und warteten auf Tauwetter. Die graue Fassade zeigte Risse. Vor dem Eingang lag eine ebenfalls graue Steinlatte.
    Cora hatte vor, das Haus ganz offiziell zu betreten. Jeder Besucher würde läuten, und das wollte sie auch. Die Klingel war nicht zu übersehen, aber etwas anderes auch nicht, denn schon beim ersten Blick fiel ihr auf, dass die Eingangstür nicht geschlossen war. Sie stand fingerbreit offen, und es war nicht zu erkennen, ob jemand sie aufgebrochen hatte oder nicht.
    Auf einmal klopfte ihr Herz schneller. Cora bekam etwas Angst vor der eigenen Courage. Ein Rückzieher kam ihr jedoch nicht in den Sinn. Sie wollte Peter Blaine stellen und ihm ins Gesicht sagen, was sie von ihm hielt. Zwei, drei Sekunden der Konzentration brauchte sie noch. Dann streckte sie ihren rechten Arm aus und drückte die flache Hand gegen das feuchte Holz. Ja, die Tür bewegte sich. Leicht schwang sie nach innen, aber leider nicht lautlos. Das Geräusch hallte durchs Haus, und Cora hoffte, dass es nicht die falsche Person hörte.
    Das war wohl nicht der Fall, denn sie betrat das Haus ungehindert. Cora hatte Blaine noch nie zuvor besucht, jetzt musste sie es tun und sah sich in einer fremden Umgebung. Ein grauer Flur nahm sie auf. Der hätte auch in einen Keller gepasst, denn hier war nichts Farbiges zu sehen. Es hing kein Bild an der Wand und eine Tapete gab es auch nicht.
    Dafür eine Tür an der linken Seite.
    Sie musste zu den eigentlichen Zimmern führen. Da die Tür offen stand, nahm Cora das als Einladung hin, trat in den dahinter liegenden Raum - und erschrak leicht, als jemand vor ihr stand.
    Dann erkannte sie sich selbst. Sie hatte in einen Spiegel geschaut und sah eine junge Frau mit schwarzen Haaren, die ein hübsches Gesicht mit großen dunkle Augen umrahmten.
    Es war still im Haus, und auch Cora versuchte, möglichst unhörbar zu atmen. Sie konnte eine Treppe hochgehen, die links von ihr begann. Auf den Stufen lag ein schmutzig wirkender Filz, der die Tritte dämpfte. Es gab noch eine andere Option. Die lag rechts von ihr. Auch hier war die Tür nicht geschlossen, und so fiel ihr Blick in eine Küche. Sie atmete auf. Die Normalität dieses Zimmers sorgte für ein Nachlassen ihrer Anspannung.
    Cora betrat die Küche. Sie schaute sich die alte, aber noch funktionstüchtige Einrichtung an, blickte durch ein Fenster auf einen Schneehaufen und wunderte sich darüber, dass es im Haus so still geblieben war. Sollte Blaine nicht hier sein? Wenn das zutraf und er sich auch nicht in der ersten Etage aufhielt, dann geisterte er noch im Ort herum. Vielleicht hatte er sogar ihren Vater besucht und mit ihm über die böse Tochter gesprochen.
    Die Vorstellung gefiel ihr überhaupt nicht. Jetzt ging sie davon aus, hier fehl am Platz zu sein, und sie wollte so schnell wie möglich wieder verschwinden. Zuvor schaute sie noch in dem Raum nach, der sich an die Küche anschloss. Es war eine Schlafkammer. Dort stand ein Bett. Wer darin lag, konnte auf eine
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