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1637 - Der Spuk, der Nebel und wir

1637 - Der Spuk, der Nebel und wir

Titel: 1637 - Der Spuk, der Nebel und wir
Autoren: Jason Dark
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passte im Moment wirklich alles, bis auf eine Kleinigkeit. Ich war noch zu weit von der Hütte entfernt, und so würde es eine Weile dauern, bis ich sie erreichte.
    Es gab in dieser Welt keine Wege oder Straßen. Ich musste querfeldein laufen. Das tat ich so schnell wie möglich, weil ich gern mit der Meute zugleich am Ziel eintreffen wollte.
    Ich machte mich auf den Weg und hatte das Gefühl, frei laufen zu können. Das war den Blutsaugern nicht vergönnt. Aus der Distanz erlebte ich, was mit ihnen passierte. Nicht dass ich Mitleid mit ihnen gehabt hätte, aber sie waren chancenlos. Der Nebel brauchte keine Beine zu bewegen, um voranzukommen. Seine graue Masse sah aus, als wäre sie vom Wind getrieben worden, und das immer stärker, denn sie holte auf.
    Selbst aus meiner Distanz sah ich, dass sich die Entfernung zwischen den Vampiren und dem Todesnebel verkürzte, aber das hatten die Blutsauger noch nicht bemerkt.
    Sollten wir zugleich die Hütte erreichen, würden wir uns in einem rechten Winkel treffen. Die Vampire hatten vor, die Hütte als Schutzraum zu benutzen. Dazu mussten sie schneller sein als der Nebel. Daran glaubte ich nicht. Von meinem Platz aus bekam ich mit, dass die Entfernung zwischen ihnen immer mehr zusammenschrumpfte, sodass es für die Bewohner dieser Welt kein Entkommen gab.
    Der Todesnebel nahm mir praktisch die Arbeit ab. Nur vom Spuk war nichts zu sehen. So sehr ich mich auch umschaute, ich sah nur die normale Düsternis, aber nicht die intensive Schwärze, die auf den Spuk hingedeutet hätte.
    Es kam trotzdem anders. Einige der Blutsauger spürten, was auf sie zukam. Da ich inzwischen näher an sie herangekommen war, sah ich deutlich, wie sich ihr Pulk auflöste.
    Die ersten rannten zur Seite weg. Andere liefen stolpernd in die Gegenrichtung, um der tödlichen grauen Flut zu entkommen. Sie war mit einem Tsunami aus Gas zu vergleichen, der nur vernichten wollte.
    Die Vampire hatten tatsächlich einen großen Teil ihres Weges hinter sich gebracht. Zwar lag die Hütte nicht zum Greifen nahe vor ihnen, aber sie war für sie erreichbar, wenn sie sich beeilten.
    Und das taten sie.
    Es gab bei ihnen nur einen Nachteil. Sie kamen nicht so schnell voran wie ein normaler Mensch. Sie besaßen einfach nicht die Kraft, weil sie leer waren. Erst wenn sie Menschenblut in sich aufgesaugt hatten, würden sie erstarken.
    Der Nebel kam mir plötzlich vor wie ein schlaues Wesen. Zwar hatte sich die Masse der Blutsauger aufgeteilt und versuchte, in verschiedene Richtungen zu verschwinden, aber auch die breite Wand bestand plötzlich aus zwei Hälften und konnte so die Verfolgung aufnehmen.
    Dann erwischte es die Ersten.
    Ich blieb nicht stehen, um mir die Szene anzuschauen. Im Laufen sah ich, was da geschah. Es kam mir vor wie ein groteskes Theaterstück ohne Ton. Auch als die ersten Blutsauger bereits von den grauen Fahnen umschlungen waren, versuchten sie trotzdem noch, die Flucht zu ergreifen. Es war ihnen nicht mehr möglich. Die Kraft des Todesnebels war einfach zu stark. Noch in der Gehbewegung lösten sich die Vampire auf. Selbst auf eine größere Entfernung hin bekam ich diesen Vorgang mit.
    Sie verloren ihre Kraft. Sie schleppten sich nur noch voran. Sie warfen ihre Arme hoch, und schon während sie zusammenbrachen, löste sich ihre Haut auf.
    Die beiden Hälften des Todesnebels vernichteten Mallmanns Helfer radikal.
    Bisher hatte ich es mir noch nicht richtig vorstellen können, allmählich aber musste ich mich mit den Folgen dieses Geschehens vertraut machen. Diese Welt würde es in dieser Form nicht mehr geben. Hier wurde gnadenlos aufgeräumt. Dracula II war dem Spuk einfach zu stark geworden. Wenn er schon gegen das Urböse nicht ankam, so kümmerte er sich um seine Derivate, und dabei konnte er gewinnen. Und irgendwo sah er auch seine Interessen bedroht, sonst hätte er nicht so extrem brutal gehandelt. Das stand für mich fest.
    Ich war ziemlich außer Atem geraten, denn diese Luft hier war nicht so gut, um sie lange genießen zu können. Aus dem leichten Rennen war ein schnelles Laufen geworden. Zudem suchte ich dabei noch den Himmel ab, weil ich damit rechnete, Mallmann als Fledermaus zu sehen.
    Dem war nicht so, und so lief ich die letzten fünfzig Meter auf die Hütte zu.
    Und ich sah die Fetzen des Todesnebels. Er bildete längst keine kompakte Masse mehr. Er hatte sich raffiniert in kleine Inseln aufgeteilt, die sich an eine lautlose Verfolgung gemacht hatten, um auch jeden Vampir zu
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